Dardai holt bösen Pal raus

„Lahme Mentalität“, „Glück verspielt“, Dardai kündigt harte Welle bei Hertha an

Nach dem enttäuschenden 2:2 gegen den KSC wird es bei Hertha BSC jetzt für die Profis etwas ungemütlicher.

Author - Wolfgang Heise
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Herthas Trainer Pal Dardai schrie seine Spieler immer wieder während des 2:2 gegen den KSC an.
Herthas Trainer Pal Dardai schrie seine Spieler immer wieder während des 2:2 gegen den KSC an.City-Press

Der Ärger über dieses 2:2 gegen den Karlsruher SC war Herthas Trainer Pal Dardai anzusehen. Doch in ihm brodelt es schon länger. Der starke 3:0-Pokalsieg gegen Mainz vor elf Tagen war nur ein Stimmungsaufheller. Denn in der Zweiten Liga läuft es noch immer nicht rund. Jetzt sprach Dardai es offen aus. Es geht um zu viel Zufriedenheit bei den Spielern; er kündigt eine harte Welle an.

Dardai war nach der 2:2-Enttäuschung angefressen. Er wollte bei der Pressekonferenz nicht die übliche Spielanalyse machen und verwies auf KSC-Trainer Christian Eichner: „Mein Kollege hat alles gesagt. Das war eine gute Analyse. Da brauche ich dann auch nichts anderes sagen. Ihr könnt sofort die Fragen stellen.“

Herthas Coach Dardai: „Spielglück seit Nürnberg weg“

Am 22. Oktober verlor Hertha BSC 1:3 nach 1:0-Führung in Nürnberg. Dardai hatte die Niederlage schon in der Pause kommen sehen.
Am 22. Oktober verlor Hertha BSC 1:3 nach 1:0-Führung in Nürnberg. Dardai hatte die Niederlage schon in der Pause kommen sehen.Zink/imago

Dardai wollte eine ganz andere Botschaft senden. Er wollte nicht mehr so viel über das verkorkste Heimspiel reden, sondern über das 1:3 in Nürnberg vor drei Wochen. Da führten die Blau-Weißen schnell mit 1:0 nach einer Viertelstunde und verpennten den Rest der Partie fahrlässig. „Ich finde, unser Spielglück haben wir in Nürnberg verspielt. Da war nach der 1:0-Führung eine lahme Mentalität. Einfach zufrieden sein und ein Spiel verschenken. Ich habe es den Jungs damals in der Halbzeit gesagt, wenn ihr so weitermacht, ist das Spielglück weg. Seitdem ist es weg.“

Es folgte zwar ein 3:1-Heimsieg gegen Paderborn. Aber auch da waren die gleichen Symptome von Passivität nach einer schnellen Führung. Danach zwei Unentschieden mit dem 0:0 in Rostock und dem jetzigen 2:2. „Nach Führung die Verantwortung übernehmen. Das fehlt bei uns. Diesen Lernprozess müssen wir machen. Das Spielglück muss wieder her. Jetzt müssen sie hart arbeiten. So ist Fußball, jemand beobachtet uns“,  kündigte Dardai eine härtere Gangart beim Training in der Länderspielpause an.

Dardais Rechnung: Zwei Minuspunkte

Flügelspieler Fabian Reese ist momentan der konstanteste Spieler. Doch in Herthas zentralem Mittelfeld fehlt Kreativität.
Flügelspieler Fabian Reese ist momentan der konstanteste Spieler. Doch in Herthas zentralem Mittelfeld fehlt Kreativität.City-Press

Für Dardai war das Heimspiel gegen den KSC ein Pflichtsieg. Das hatte er den Profis auch vorher gesagt. Der Coach rechnet immer in Spielblöcken. Nach dem 0:0 in Rostock sagte er noch: „Wir sind im Soll.“ Jetzt sagt er: „Ich habe meine Rechnung und wir sind jetzt im Minus mit zwei Punkten. Das müssen wir bis Weihnachten wieder gutmachen.“

Vier Partien gibt es noch: auswärts in Hannover, Heimspiel gegen Elversberg, auswärts in Kaiserslautern und ein Heimspiel gegen Osnabrück. Mit der Zufriedenheit muss jetzt Schluss sein. Doch das ist nicht das Einzige, woran es hapert. Hertha hat im zentralen, offensiven Mittelfeld ein Spielmacherproblem. Dardai sagt es ehrlich: „Wir haben die Saison angefangen mit einer guten Ballzirkulation, mit einer guten Staffelung. Dafür brauchst du Spieler, die mit dem Rücken zum Tor die Halbräume besetzen können, sich drehen und das Spiel machen.“ Das Pech: Drei Spieler können das. Aber Ibo Maza, Palko Dardai und Jeremy Dudziak sind bis zur Winterpause verletzt.

Herthas konstantester Spieler Fabian Reese wirbelt auf dem linken Flügel, beschäftigt immer zwei bis drei Gegenspieler. Doch dieser Vorteil wird einfach nicht genutzt. Das sieht auch Reese so: „Wenn man zwei, drei Männer auf sich zieht, sind irgendwo Überzahlsituationen. Das müssen wir nutzen. Wir müssen variabler werden. Grundsätzlich müssen mehr Spieler an ihr Niveau kommen, mehr Spieler für Gefahr sorgen.“ Auch daran muss hart auf dem Schenckendorffplatz gearbeitet werden.