Der KURIER schrieb es schon vor neun Tagen, jetzt ist es fast amtlich. Hertha BSC wird Paul Seguin (30) von Schalke 04 verpflichten. Die Blau-Weißen haben sich auf eine Ablösesumme von knappen 500.000 Euro mit den Königsblauen geeinigt. Der Mittelfeldspieler erhält einen Zwei-Jahres-Vertrag. Es fehlt nur noch die finale Unterschrift. Es ist der Wunschspieler von Trainer Stefan Leitl. Seguin hat das Fußballgen, sein Vater Wolfgang ist eine wahre DDR-Legende.
Viele Hertha-Fans verbinden den neuen Spieler mit dem Stadtrivalen 1. FC Union, weil er dort 22/23 spielte, und natürlich mit dem Erzfeind Schalke. Doch Paul Seguin stammt aus einer Magdeburger Fußball-Dynastie. Viele Anhänger des 1. FC Magdeburg schnalzen mit der Zunge, wenn sie den Namen Seguin hören.
Wolfgang „Paule“ Seguin (79) gehörte zum besten Team aller Zeiten, welches der FCM hervorbrachte. Von 1963 bis 1981 wurde er mit dem populären DDR-Klub dreimal Meister, sieben Mal Pokalsieger. Doch der historischste Erfolg passierte 1974. Der FCM holte sensationell den Europapokal der Pokalsieger. Seguin war als Offensivzauberer neben Jürgen Sparwasser immer dabei.
Seguin-Papa Wolfgang schoss Magdeburg zum Europapokalsieger

Im Endspiel des größten Vereinserfolgs traf Seguin am 8. Mai 1974 zum entscheidenden 2:0 gegen AC Mailand. Es war das Tor seines Lebens. Kein DDR-Team außer Magdeburg gewann einen europäischen Titel. Selbstverständlich war Seguin einen Monat später auch bei der WM in der BRD dabei, als die DDR Beckenbauer und Co. 1:0 schlug.
Wo Seguin Senior ist, ist Erfolg. Das bewies die DDR-Legende auch in der Wendezeit nach seiner Spielerkarriere. Er gründete eine Fensterreinigungsfirma in Magdeburg und Stendal, die bis heute mit über 100 Angestellten brummt.
Sohn Paul, der seinen Vornamen dem Spitznamen seines Vaters „Paule“ zu verdanken hat, spielte dagegen nie für den FCM. Als Achtjähriger wechselte er von Lok Stendal zur Akademie des Bundesligisten VfL Wolfsburg. Zehn Jahre später wurde der Mittelfeldspieler an Dynamo Dresden für ein Jahr ausgeliehen. 2019 ging Paul Seguin dann zu Greuther Fürth und traf auf Coach Stefan Leitl. Die beiden verstanden sich sofort blind. Seguin galt in Fürth als verlängerter Arm Leitls. Der Coach betonte immer wieder: „Wenn Paul fit ist, spielt er.“
Leitl wollte Seguin schon 2022 zu Hannover lotsen
Als Leitl 2022 Trainer bei Hannover 96 wurde, wollte er auch Seguin aus Fürth an die Leine lotsen. Doch der entschied sich für den 1. FC Union, nach einem unglücklichen Jahr in Köpenick ging er dann zu Schalke. Auch da konnte er nicht an die Topleistungen in Fürth anknüpfen.