Der Pokaltraum lebt

Hertha BSC, diesmal kann es klappen: Fünf Gründe für den Pokaltitel

Darum kann Hertha BSC nach 31 Jahren tatsächlich wieder das Pokal-Endspiel am 25. Mai 2024 erreichen

Author - Wolfgang Heise
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Jedes Jahr steht der Pott vor dem Anpfiff auf der Tartanbahn des Olympiastadions. Kann sich Hertha BSC im Mai 2024 die Pokaltrophäe schnappen?
Jedes Jahr steht der Pott vor dem Anpfiff auf der Tartanbahn des Olympiastadions. Kann sich Hertha BSC im Mai 2024 die Pokaltrophäe schnappen?imago images/Picture Point

Noch 205 Tage, dann steigt das DFB-Pokalfinale im Olympiastadion. Läuft Hertha BSC nach 31 Jahren wieder im eigenen Wohnzimmer im Endspiel auf? Der ewige Traum vom Pokaltitel war noch nie so greifbar wie jetzt nach dem 3:0 gegen Mainz. Sportlich wäre der Pokalsieg 2024 etwas für die blau-weiße Seele. Wirtschaftlich wäre es durch Millionen-Einnahmen die Blitzsanierung des finanzschwachen Klubs. Alles nur Träumerei? Nein! Hier sind fünf Gründe, warum Hertha mit fünf Siegen am 25. Mai 2024 den Pott in den Berliner Himmel strecken könnte.

Favoriten Bayern und Leipzig draußen

Damit hatte keiner gerechnet: Titelverteidiger RB Leipzig ist nach einem 0:1 beim VfL Wolfsburg schon draußen. Und Deutschlands eifrigster Trophäensammler FC Bayern München blamiert sich mit 1:2 bei Drittligist 1. FC Saarbrücken. Zwei dicke Brocken sind nicht mehr dabei. Das erhöht die Chancen auf eine wunderbare Pokalreise für Hertha.

Nur 6 Bundesligisten im Achtelfinale

Pokalfinale 1993: Herthas legendäre Bubis unterlagen nur 0:1 gegen Leverkusen. Hier versuchen  Carsten Ramelow und Oliver Schmidt Bayer-Stürmer Andy Thom (später bei Hertha) zu stoppen.
Pokalfinale 1993: Herthas legendäre Bubis unterlagen nur 0:1 gegen Leverkusen. Hier versuchen Carsten Ramelow und Oliver Schmidt Bayer-Stürmer Andy Thom (später bei Hertha) zu stoppen.imago images/Liedel

Die Erste Bundesliga ist jetzt schon der Verlierer in dieser Pokalsaison. Nur noch sechs Klubs aus dem Oberhaus sind im Achtelfinale. Das gab es zuletzt vor 31 Jahren. Und was passierte da? Herthas Pokalbubis schrieben Fußballgeschichte. Als erstes Amateurteam Deutschlands kämpfte sich das blau-weiße Nachwuchsteam bis ins Endspiel und verlor unglücklich gegen Leverkusen mit 0:1. Diese Sensation küsste den Verein, der ein graues Dasein in der Zweiten Liga führte, wach. Danach stieg die Sportvermarktungsfirma Ufa (jetzt Sportfive), eine Bertelsmann-Tochter, bei Hertha ein. Vier Jahre später war der Klub zurück in der Bundesliga. 

Teamgeist wächst

„Das war die bisher beste Saisonleistung“, sagte Sportdirektor Benny Weber nach dem 3:0 gegen Mainz. „Wir haben kompakt gestanden, jeder hat gut verteidigt und für den Angriff etwas getan. So liebe ich den Fußball“, schwärmte Trainer Pal Dardai. Nach dem Mega-Umbruch im Kader wächst hier wirklich Spielkultur und Teamgeist im schnellen Tempo heran. Der Pokal gibt den Extra-Kick. Der schnelle, harte Zweitliga-Fußball setzt sich in dem K.o.-Wettbewerb durch. Die Hälfte der Achtelfinal-Teams kommen aus der Zweiten Liga. Das ist kein Zufall!

Und Hertha ist mittendrin und wird von Woche zu Woche besser. Doppeltorschütze Haris „Fluppe“ Tabakovic bringt es auf den Punkt: „Wir waren gierig, wir waren giftig, wir waren bereit, die Zweikämpfe anzunehmen. Beim ersten Elfmeter hatte ich den Ball schon in der Hand und wollte schießen, aber Fabian Reese und ich haben uns kurz abgesprochen: Wir vertrauen uns, ich habe es ihm gegönnt, den Strafstoß zu schießen. Zwischen ihm und mir ist es einfach harmonisch. Wir verstehen uns auch neben dem Platz, geben Gas und pushen uns. Für mich ist es wichtig, dass wir uns in der gesamten Mannschaft gut verstehen, wir können nur zusammen stark sein.“

Junger Torwart als Omen

Tjark Ernst ist mit 20 Jahren Herthas Nummer 1 im Tor.
Tjark Ernst ist mit 20 Jahren Herthas Nummer 1 im Tor.imago images/Koch

Was für ein Omen! Torwart Tjark Ernst ist gerade mal 20 Jahre alt. Einen jungen Keeper hatten auch damals die Pokalbubis von 1992/93. Christian Fiedler war damals 18 Jahre alt. Mit seinen Paraden auf der Torlinie hielt er den Pokaltraum von Runde zu Runde fest – bis zum Finale. Und was sagt Ernst im Hier und Jetzt? Herthas neue Nummer 1: „Das ist ein super Gefühl, einen Erstligisten zu besiegen, weiterzukommen – und das auch noch ohne Gegentor. Mit Blick auf den Pokal dürfen die Fans ein bisschen träumen, als Sportler streben wir sowieso nach dem größtmöglichen Erfolg. Wir warten mal ab, was für ein Los wir bekommen.“ Sonntag wird der Achtelfinal-Gegner gezogen ...

Pal Dardai kann Pokal

Mit Trainer Pal Dardai gab es bei Hertha noch nie eine Pokalblamage. Der Ungar schafft es seit 2015, die Mannschaft auf den Punkt auf diese Fights einzustellen. 2015/16 stieß er mit den Blau-Weißen bis ins Halbfinale vor (0:3 gegen Dortmund). 2016/17 schied Hertha im Achtelfinale gegen den BVB nach 3:4 im Elfmeterschießen aus. 2017/18 war in der 2. Runde nach einem 1:3 gegen Bundesligist Köln Schluss. 2018/19 wieder Achtelfinale, 2:3 nach Verlängerung gegen den FC Bayern. In seiner zweiten Amtszeit 2021/22 führte Dardai Hertha ins Achtelfinale, saß beim 2:3 gegen den 1. FC Union aber nicht mehr auf der Bank, weil ihn Ex-Manager Fredi Bobic vorher gefeuert hatte. Mit etwas Losglück trifft Hertha diesmal im Achtelfinale nicht auf ein Topteam aus der Bundesliga.