Seinen Wechsel zur TSG Hoffenheim hätte sich Herthas Ex-Torjäger Haris Tabakovic (30) wohl etwas anders vorgestellt. Der besonnene Stürmer setzt eigentlich auf Harmonie. Die hatte er bei Hertha BSC. Trotz aller Schwierigkeiten halten Vereinsbosse, Mannschaft und Fans geschlossen zusammen. Doch was passiert da gerade im beschaulichen Sinsheim? Fan-Revolte beim Hopp-Klub. Der Kraichgau wird zum Krachgau.
Am 23. August unterschrieb Fluppe seinen Drei-Jahres-Vertrag bei der TSG. Sein Traum von der Bundesliga wurde wahr. Dazu natürlich auch mindestens das doppelte Gehalt, was er bei Hertha verdiente. Okay, Sinsheim ist nicht Berlin und die Menschenmassen bleiben bei Hoffenheims Spielen aus. Statt 50.000 Fans sind es im TSG-Stadion im Schnitt nicht mal die Hälfte.
Doch es gibt auch dort eine aktive Ultra-Szene, und die proben seit Wochen den Aufstand. 16 Jahre lang spielt der von SAP-Milliardär Dietmar Hopp unterstützte Klub nun in der Bundesliga, alles blieb immer friedlich. Doch plötzlich nicht mehr. Es bildet sich eine Opposition gegen den Mäzen.
TSG fürchtete Spielabbruch wegen Fan-Protesten

Die Entlassung von Sportchef Alexander Rosen im Sommer brachte das Fass bei den Fans zum Überlaufen. Proteste, Spielboykott-Aufrufe. Es köchelte immer weiter hoch. Einen Tag nach der Ankunft saß Tabakovic beim Heimspiel gegen Holstein Kiel (3:2) nur auf der Tribüne. Im Vorfeld befürchteten die Vereinsbosse wegen Fanprotesten sogar einen Spielabbruch. Offiziell teilte die TSG mit: „Wir hoffen, dass das Spiel über die Bühne geht – wir wissen es aber nicht.“ Da stöhnte sogar TSG-Trainer Pellegrino Matarazzo: „Es war sicherlich keine optimale Vorbereitung. Die Unruhe ist sicher eine Herausforderung.“
Der Skandal blieb aus, doch es rumorte weiter. Denn die Präsidiumswahlen standen bevor. Tabakovic machte wie immer seinen Job im Training, doch auch im zweiten Spiel bei Eintracht Frankfurt (1:3) saß er lange auf der Bank. Nur fünf Minuten als Joker, als das Spiel schon verloren war. Der Schweiz-Bosnier muss sich an seine neue Rolle gewöhnen.
Tabakovic bisher nur Fünf-Minuten-Joker
Vergangenen Sonntag flog er dann nach Bosnien zur Nationalelf – endlich ein bisschen Ruhe nach den turbulenten Tagen im Krachgau. Einen Tag später fand die Präsidentenwahl mit viel Getöse und Krawall statt. Am Ende gewann Jörg Albrecht, der Ex-Bürgermeister von Sinsheim, gegen den Fan-Kandidaten Marvin Rotermundt. Der neue Boss hofft jetzt: „Das Ziel muss es sein, künftig an einem Tisch zu sitzen und uns mit Gegenpositionen konstruktiv auseinanderzusetzen.“
Klingt versöhnlich, wenn es nicht klappt, wird es Auswirkungen auch auf die Spieler haben. Unruhe im Klub bedeutet meistens sportliche Krise. Abwarten, ob Tabakovic in einem halben Jahr seine Hertha vermisst ...