Die schlechten Nachrichten über Herthas Investor 777 Partners reißen nicht ab. Das norwegische Investigative-Portal „Josimarfotball“ meldet, dass der US-Finanzkonzern die gesamte Fußballsparte wegen Geldschwierigkeiten verkaufen will. Also auch die 78,8 Prozent an der Hertha KGaA. Nach nur 15 Monaten könnte das Kapitel mit 777 Partners wieder beendet werden. Die blau-weißen Fans fragen sich: Ist das nun ein Glücksfall oder eine Katastrophe?
Auf alle Fälle ist erst mal die Zukunft ungewiss. Falls es zum Verkauf kommen sollte, sind die dringendsten Fragen: Wer wird der Käufer und für welchen Preis? Zur Erinnerung: Skandalinvestor Lars Windhorst butterte von 2019 bis 2022 satte 374 Millionen Euro in den Klub. Nach seinen eigenen Angaben soll er seine Hertha-Anteile dann für nur 65 Millionen Euro an 777 verkauft haben. Das Unternehmen aus Miami war wegen des Schnäppchenpreises auch schnell bereit, weitere 75 Mio. Euro an Hertha zu zahlen.
Dieses Geld kann keiner mehr dem Klub wegnehmen, egal, wie es um 777 Partners jetzt steht. Eine Katstrophe wäre der Investor-Ausstieg für Hertha also wohl nicht. Weitere Zahlungen in der neuen Saison waren nur optional und bei Hertha nicht eingeplant.
Wieviel Millionen sind die Hertha-Anteile noch wert?
Rund 140 Millionen Euro haben die Amis in den Traditionsklub investiert. Beim Verkauf werden sie aller Voraussicht nach diese Höhe nicht erreichen. Es ist eher von der Hälfte auszugehen. Doch ganz so einfach wird das nicht für 777 Partners. Denn Hertha BSC hat ein großes Wörtchen mitzureden. Der Verein teilte bereits am 11. Mai mit: „An der Aktionärsstellung von 777 an der Hertha BSC GmbH & Co KGaA gab es keinerlei Änderungen. Verfügungen über die Aktien von 777 bedürften aufgrund der satzungsrechtlichen Vorgaben ohnehin der Zustimmung von Hertha BSC.“ Heißt: Hertha muss mit dem neuen Investor einverstanden sein.
Und nicht nur das: Der Verein hat sogar ein Vorkaufsrecht. Interimspräsident Fabian Drescher sagte auf der Mitgliederversammlung: „Wir sind schon intensiv dran, alle Eventualitäten auf den Prüfstand zu stellen.“
Kauft sich Hertha BSC mit Hilfe der Fans jetzt selbst?
Für viele Fans wäre das Investor-Aus ein Glücksfall. Erste fußballromantische Überlegung: Der Klub könnte selbst seine Anteile zurückkaufen, um komplett unabhängig zu agieren. Problem: Hertha hat dafür kein Geld. Dann vielleicht mit Hilfe der Fans? Hertha hat jetzt 54.192 Mitglieder, spendet jeder im Schnitt 1000 Euro wären 54 Millionen Euro da. Aber das ist eher nicht so realistisch.
Mit einer weiteren Fan-Anleihe, bei dem alle Zinsen bekommen, wäre der Anreiz größer. Doch hier gilt: Es wäre Geld auf Pump. Hertha hat schon eine Anleihe über 40 Millionen Euro, die im November 2025 ausgezahlt werden muss. Wahrscheinlichste Variante: Es gibt den dritten Investor in nur fünf Jahren.
Die nächsten Wochen werden spannend. Hertha ist dabei nicht unter Zugzwang, sondern der angeschlagene Investor 777 Partners. Er muss in erster Linie einen Käufer finden, so war es auch schon bei Windhorst. Welche Verkaufsstrategie dann angewendet werden könnte, ist offen: Will 777 Partners seine Fußballsparte mit sieben Klubs (Hertha BSC, FC Sevilla, Standard Lüttich, CFC Genua, Red Star Paris, Melbourne Victory, Vasco da Gama) im Paket an einen Käufer verkaufen?
Das wird schwierig, weil es in den Ländern unterschiedliche Gesetze gibt und außerdem mit den Klubs auch unterschiedliche Verträge ausgehandelt wurden. Ein Einzelverkauf der jeweiligen Klub-Anteile wäre wahrscheinlich schneller durchführbar.■