
Der „Hammer der Woche“ traf Hertha BSC am vorigen Donnerstag. Der Klub hatte vor Gericht in einem schier endlosen Prozess gegen den ehemaligen Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic (53) eine krachende Niederlage einstecken müssen und nach zweieinhalb Jahren juristischer Auseinandersetzungen komplett verloren. Hertha muss Bobic rund vier Millionen Euro zahlen, nachdem dieser erfolgreich gegen seinen Rausschmiss im Januar 2023 geklagt hatte. Diese Pleite vor Gericht gleicht einer 0:7-Klatsche auf dem Rasen.
Die Liaison zwischen dem ehemaligen Nationalspieler und der Hertha, die in zwei Etappen verlief, wurde nie zu einer Liebesheirat und glich eher einer Zweckgemeinschaft, die zuletzt im heftigen Streit mit Beulen für Hertha endete. Alles begann mit einem Missverständnis!
Dieter Hoeneß dachte, er hat Tore gekauft …
Als der damals etablierte Erstligist Hertha im Sommer 2003 mit Fredi Bobic und Artur Wichniarek zwei ausgewiesene Torjäger verpflichtete, jubelte Manager Dieter Hoeneß: „Wir haben 26 Tore eingekauft!“ Bobic hatte zuvor bei Hannover 96 stattliche 14 Treffer erzielt, Wichniarek traf zwölfmal für Arminia Bielefeld. Doch es folgte eine Zittersaison, die beinahe mit dem Abstieg endete und in der mit Huub Stevens, Andreas Thom und Retter Hans Meyer drei Trainer beschäftigt wurden.
Ich kannte Bobic als Reporter bei der Europameisterschaft 1996 in England und freute mich auf seine Tore und seine Siegermentalität. Doch am Ende enttäuschte er wie das gesamte Team und konnte nur sieben Treffer beitragen. Wichniarek traf gar nur zweimal. Hans Meyer, der im Januar 2004 die Mission „Klassenerhalt“ begann, nahm Bobic später einige Male aus der Startelf, weil er mit dessen Einstellung nicht immer einverstanden war. Eines muss ich Bobic zugutehalten: Nach Pleiten stellte er sich meist als einziger Profi den Medien.
Prince Boateng und der Messi-Vergleich
Im zweiten Jahr bei Hertha war Bobic der Torinstinkt abhandengekommen – ein Törchen stand zu Buche. Danach trennten sich die Wege. An seine Glanzzeit als Teil des „Magischen Dreiecks“ beim VfB Stuttgart zusammen mit Krassimir Balakov und Giovane Elber konnte er nicht anknüpfen.
Auch viele Jahre später, als im April 2021 der Wechsel von Bobic von Eintracht Frankfurt zu Hertha als Geschäftsführer Sport publik wurde, glaubte man an einen starken Coup von Präsident Werner Gegenbauer („Bobic ist mein Wunschkandidat“) und vom Vorsitzenden der Geschäftsführung Carsten Schmidt. Kevin-Prince Boateng, der unter Frankfurts erfolgreichem Sportchef Bobic 2018 den DFB-Pokalsieg feiern konnte, schwärmte euphorisch: „Bobic ist unter den Sportmanagern so was wie Lionel Messi!“
Mit Bobic kam eine ganze Armada
Hertha zahlte sogar eine Ablöse von rund 2,5 Millionen Euro an die Eintracht. Doch Bobic, der eine Armada an neuen teuren Führungskräften nach Berlin lockte, konnte den sportlichen Abwärtstrend nicht stoppen, entließ etwa seinen ehemaligen Mitspieler Pal Dardai vorschnell als Cheftrainer und holte den schwachen Tayfun Korkut …

Ein Zeitsprung sei erlaubt. Nachdem Hertha unter Präsident Kay Bernstein dem lange „allmächtigen“ Bobic im Januar 2023 zuerst eine ordentliche und danach eine außerordentliche Kündigung aussprach, klagte Bobic gegen dieses Aus. Man hatte ihm „vereinsschädigendes Verhalten“ vorgeworfen (unter anderem die vermeintliche Weitergabe vertraulicher Informationen) und sportlich stand das Team auf Abstiegsrang 17. Doch sämtliche Anschuldigungen wies das Gericht ab.
Gegen Hertha erfolgreicher als mit Hertha

Ihm stehen nun rund vier Millionen Euro zu. Mit welch üppigem Vertrag Herthas Bosse im Juni 2021 Bobic ausstatteten, zeigen die detaillierten Zahlungen, die Hertha leisten muss: 594.000 Euro für zweieinhalb Monatsgehälter plus 2,76 Millionen Euro einer vertraglich geregelten Abfindung. Hinzu kommen Zinsen sowie Gerichts- und Anwaltskosten.