Ein Mann schafft die Hertha-Diva ab

Boss Görlich da, Hertha-Siege da! Alles nur Zufall?

Dr. Peter Görlich wurde neuer Geschäftsführer, als Hertha BSC auf Platz 17 stand. Jetzt sind die Blau-Weißen mitten im Aufstiegsrennen.

Author - Wolfgang Heise
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Hertha-Geschäftsführer Dr. Peter Görlich ist seit September im Amt. Er will den Klub zum Bundesliga-Aufstieg antreiben.
Hertha-Geschäftsführer Dr. Peter Görlich ist seit September im Amt. Er will den Klub zum Bundesliga-Aufstieg antreiben.Sebastian Räppold/Matthias Koch/imago

Nach dem 1:0-Heimsieg gegen Eintracht Braunschweig ist klar: Hertha BSC rollt die Zweite Liga von hinten auf. Doch seit wann ist es so? Seit September, seit Dr. Peter Görlich (58) neuer Geschäftsführer ist. Alles nur Zufall? Nein! Der neue blau-weiße Macher hat sich im Turbotempo eingearbeitet und sein Mantra „Lust auf Leistung“ strahlt in jeder Ecke des Hertha-Geländes und steckt alle an.

Er selbst denkt nicht in solchen Kategorien wie Glücksbringer und er spielt sich auch nicht in den Vordergrund. Stets sagt er zur neuen Erfolgswelle: „Das ist nie einer alleine, dafür sind alle verantwortlich.“ Der Satz ist richtig, trifft es aber nicht ganz. Görlich ist der Antreiber im Hintergrund.

Als der neue Boss am 1. September das Amt übernahm, stand das Team sieglos nach vier Spielen mit nur einem erzielten Tor auf Platz 17. Die Gründe für den Stolperstart sind vielschichtig. Trainer Stefan Leitl hatte mit einer Verletztenmisere zu kämpfen und in den ersten vier Spielen gab es nur starke Gegner mit Schalke (1:2), Karlsruhe (0:0), Darmstadt (0:0) und Elversberg (0:2). Dazu erwies sich das Erfolgssystem aus der Rückrunde der vergangenen Saison mit Dreier-Abwehrkette und zwei Stürmern als nicht mehr effektiv und Leitl stellte um.

Görlich: „Fünf Siege, damit geben wir uns nicht zufrieden“

Der neue Spirit war da. Görlich (hat einen Trainerschein mit A-Lizenz) schaut regelmäßig beim Training zu. „Man muss immer neu denken, man muss sich immer verändern“, sagt er. Es sind keine Phrasen. Er sagt es so, dass jeder die Überzeugung erlangt und für neue Ideen kämpft.

Echter Teamgeist! Hertha-Boss Görlich lebt ihn vor und unterhält sich im Training mit dem angeschlagenen Linus Gechter.
Echter Teamgeist! Hertha-Boss Görlich lebt ihn vor und unterhält sich im Training mit dem angeschlagenen Linus Gechter.Sebastian Räppold/Matthias Koch/imago

Der 1:0-Arbeitssieg gegen Braunschweig war der vierte Liga-Heimsieg in Folge (jetzt schon so viel wie in der gesamten Vorsaison). Fünf Pflichtspiel-Erfolge nacheinander inklusive des 3:0 im Pokal gegen Elversberg, das gab es seit 2001 nicht. Die launische blau-weiße Diva gibt es nicht mehr. Abgeschafft, einfach so!

Die Antwort darauf, warum es plötzlich auch besser geht, gibt Görlich selbst auf seine Weise: „Das ist seit 24 Jahren die beste Serie. Das ist schön, da gratuliere ich denjenigen, die es damals geschafft haben. Wir möchten uns damit aber nicht zufriedengeben.“ Klare Ansage an die Konkurrenz, klare Absage an Selbstzufriedenheit und Schlendrian.

Paul Seguin und Toni Leistner stoppen gemeinsam Braunschweigs Sidi Sane. Disziplin und Teamgeist zeichnen Hertha momentan aus.
Paul Seguin und Toni Leistner stoppen gemeinsam Braunschweigs Sidi Sane. Disziplin und Teamgeist zeichnen Hertha momentan aus.nordphoto GmbH/Engler/imago

Görlich lobt den Teamgeist mit Spielkontrolle

Gerade nach diesem erarbeiteten Dreier gegen Braunschweig ohne Glanz sieht Görlich die Fortschritte: „Wir haben einen klaren Matchplan, klare Prinzipien. Wir sind in der Lage, wenn es mal nicht so läuft, die Kontrolle zu halten. Das ist der große Unterschied zu Saisonbeginn. Es gibt eine gewisse Selbstverständlichkeit, und da merkt man, wie ein Team interagiert, wenn es mal nicht so funktioniert. Das Team wächst zusammen. Ein dreckiger Sieg hat auch etwas mit Leistung zu tun. Bei sich bleiben, klar bleiben.“

Görlich will mehr, er will den Bundesliga-Aufstieg im Mai. Mit dem Ziel geht er auch offensiv um. Seine Visionen gehen gerade den richtigen Berliner Weg. Hertha hat sich einen Mann an Bord geholt, dessen Aura nachhaltig wirkt. Doch bei allem Optimismus mahnt er auch: „Es macht aktuell viel Spaß, das ist aber nur eine Momentaufnahme. Das nächste Spiel folgt.“

Sonnabend um 13 Uhr muss Hertha bei Bundesliga-Absteiger Holstein Kiel ran. Nur mit einem Auswärtssieg können die Blau-Weißen dann wirklich einen echten Tabellensprung nach oben machen.