Hertha BSC kommt auf der Führungsebene wieder in Balance. Nach einem knapp 17-monatigen Vakuum hat der Aufsichtsrat wieder einen kompetenten Boss. Nachdem der mit dem Amt überforderte Klaus Brüggemann (63) am 15. Oktober zurücktrat, ist sein Vorgänger Dr. Torsten-Jörn Klein (59) wieder Chef des Kontrollgremiums. Damit kehrt endlich Ruhe und Frieden zwischen Präsidium und Aufsichtsrat ein.
Dr. Klein, ein echter Herthaner seit Kindesbeinen, wurde nach Brüggemanns unrühmlichem Abgang und dem Rücktritt von Renate Döhmer, von seinen Kollegen Scott Körber und Andreas Schmidt einstimmig gewählt.
Er kommentierte seine Wiederwahl so: „Natürlich freue ich mich sehr, wieder mehr Verantwortung für unseren Verein übernehmen zu dürfen. Ich werde dies mit größtem Engagement ausfüllen, denn mir ist bewusst, dass auch ich eine Mitverantwortung an unserer aktuellen problematischen Lage trage. Jetzt geht es darum, diesen harten Weg gemeinsam und geschlossen zu gehen.“
Klein übt ehrliche Selbstkritik
Der Medienmanager schlägt damit einen ehrlichen, selbstkritischen Ton an. Von 2018 bis 2022 war Klein schon mal Vorsitzender des Aufsichtsrats. In dieser Zeit kam der Verein trotz einer 374-Millionen-Euro-Geldspritze durch den ehemaligen Skandal-Investor Lars Windhorst in erhebliche finanzielle Schieflage. Das Vertrauen in den früheren Finanzboss Ingo Schiller und seinem Zahlenlabyrinth war auch im Aufsichtsrat zu groß. Das wird nie wieder passieren. Diese Lehre hat Klein längst gezogen.
Auch bei seiner Absetzung als Aufsichtsratsboss im Juni 2022 musste er die Erfahrung machen, dass Vertrauen nicht ausreicht. Nach der Wahl des Gremiums hatte Brüggemann, der das zweitschlechteste Wahlergebnis hatte, den Posten in einer Nacht- und Nebelaktion an sich gerissen. Brüggemann hatte es damals geschafft, Döhmer und Körber im fünfköpfigen Aufsichtsrat auf seine Seite zu ziehen und Klein und Ex-Profi Schmidt ins Abseits zu stellen.
Brüggemann scheiterte an sich selbst

Doch Brüggemann scheiterte an sich selbst. Er wollte nach alter blau-weißer Klüngelmethode am ganz großen Rad drehen und griff aktiv als Aufsichtsratsmitglied bei dem Wahlkampf ums Präsidentenamt ein und mischte bei der Kandidatur des CDU-Politikers und Füchse-Präsidenten Frank Steffel mit.
Damit scheiterte Brüggemann krachend. Kay Bernstein wurde neuer Präsident. Wie schon seine Vorgänger Werner Gegenbauer und Bernd Schiphorst schätzte auch Bernstein die Qualitäten Brüggemanns gering ein. Auf der Hertha-Geschäftsstelle gab es seit Jahren die Meinung: „Wenn du willst, dass ein Projekt scheitert, gib es dem Brüggemann.“
Zwischen Bernstein und Brüggemann herrschte von Beginn an Spannung. Und auch bei den Mitgliedern hatte er keine Unterstützung mehr. Der erste Abwahlantrag gegen Brüggemann im November scheiterte trotz 51 Prozent, weil eine Dreiviertelmehrheit benötigt wurde. Im Mai und Oktober gab es wieder Abwahlanträge, dem kam Brüggemann mit seinem Rücktritt vor der letzten Mitgliederversammlung zuvor. Bei seiner Erklärung griff er Bernstein („Vetternwirtschaft, Mobbing, etc.“) und auch Klein an. Es war ein stilloser Abgang eines Gescheiterten.