Pascal Klemens (18) kann gerade vor Glück die Welt umarmen. Bei Hertha BSC war er vor zehn Monaten nur ein junges Talent, das bei den Profis im Trainingscamp in den USA reinschnuppern sollte. Jetzt ist der Junge Stammspieler und machte sein erstes Profi-Tor beim 2:2 in Hannover. Doch das ist nur der Glücksmoment eines Teenies. In Wirklichkeit ist Klemens für Trainer Pal Dardai viel mehr: Er ist der Musterprofi der Zukunft.
Wenn Dardai jenseits der täglichen Hektik mal Zeit hat, erzählt er gerne von der berühmten Ajax-Schule, die schon so viele Stars hervorgebracht hat. Das Nachwuchszentrum von Ajax Amsterdam bildet die jüngsten Kicker schon mit Taktikschulung aus und legt Wert darauf, dass die Talente gleich mehrere Positionen spielen können.
Dardai will genau das auch bei Hertha etablieren. Der sogenannte Berliner Weg nimmt immer mehr Form an. Mit vielen eigenen Nachwuchsspielern ein schlagkräftiges Profi-Team aufbauen. Und dazu gehören eben Spieler, die vielseitig einsetzbar sind. Ein wichtiger Nebeneffekt: Es spart Geld bei der Kaderplanung.
Hertha BSC: Dardai macht aus der Not eine Jugend
Hertha BSC 2022/23, da wird wirklich aus der Not eine Jugend gemacht. Im Sommer gab es das dicke Problem, dass kein defensiver Mittelfeldspieler nach den Abgängen von Tolga Cigerci und Lucas Tousart vorhanden war. Für Pal Dardai war klar: Sohn Marton, eigentlich Innenverteidiger, wird erst mal als Sechser eingesetzt.
Aber wer wird der zweite Defensivspezialist vor der Abwehr? Die Wahl fiel auf den 1,86 Meter großen Pascal Klemens, ebenfalls eigentlich Innenverteidiger. Alle trauten dem jungen Abwehrspezialisten, der 2015 mit zehn Jahren zur Hertha-Jugendakademie stieß (vorher Wacker Lankwitz und Hertha 03 Zehlendorf), diesen Knochenjob zu.

Zum Saisonstart bildeten die beiden ein Duo, dann hatte Klemens aber im September eine Schambeinentzündung und musste pausieren. Dazu kam mit Andreas Bouchalakis (30) ein erfahrener Sechser am Ende des Transferfensters. Klemens war kurz mal draußen, aber er kämpfte sich zurück ins Team und hat den Griechen aus der Startelf verdrängt.
Klemens macht nicht nur seinen Job als Abräumer vor der Abwehr, er wird von Spiel zu Spiel mutiger und schaltet sich auch in der Offensive ein. Jetzt sein erstes Tor in Hannover. Trainer Dardai: „Vor zwei Wochen hat er gegen den KSC noch drübergeschossen, diesmal hat er ihn reingemacht. Das ist ein wunderschöner Moment, ein Herthaner aus der Jugend. Das macht Spaß.“
Dardai: „Klemens ist ein intelligenter Spieler“

Ja, genau das bereitet Dardai richtig Freude, wenn sich die jungen Spieler entwickeln. Klemens ist ein Turbo-Entwickler. Vor zwei Wochen noch überhastet geschossen, diesmal abgezockt mit Ruhe eingenetzt. „Es ist ein Lernmoment, das hat Pascal jetzt einmal durchgemacht, diesmal hat er kurz durchgeatmet, dann gezielt und den Ball reingemacht. Er hat eine super Schusstechnik“, so Dardai.
Für den Coach war das Tor ein wirkliches Erfolgserlebnis auf dem Weg zur besseren Hertha. Doch er nimmt den Shootingstar auch in Schutz, falls er einen Fehler machen sollte: „Er muss Erfahrung sammeln. Er ist erst 18 Jahre alt. Pascal ist ein intelligenter Spieler. Eigentlich ist er Abwehrspieler und macht das für sein Alter sehr gut im Mittelfeld. Das ist gut für uns. Irgendwann kannst du dann eine variable Mannschaft aufbauen.“
Dardais Traum vom kleinen Ajax wird langsam Realität – und Klemens ist für ihn der Musterprofi der Zukunft.