Er hatte mit den Tränen zu kämpfen, als er sich von den Hertha-Fans in der Ostkurve verabschiedete. Ober-Sympathikus Florian Niederlechner (34) eroberte im Sturm die Herzen. Immer gerade heraus, immer ehrlich! Genau solche Typen mögen die Fans. Seine letzten Abschiedsworte an Hertha BSC haben es in sich, denn er prophezeit den Aufstieg: „Nächstes Saison wird es wieder hochgehen!“
Der Ur-Bayer, der zu Drittligist 1860 München wechselt, bleibt für immer im Herzen ein Herthaner und sagt zu seinem Abschiedsspiel, dem 1:1 gegen Hannover 96: „Das war schon brutal. Das war sehr emotional, ich musste mich schon zusammenreißen, dass ich nicht richtig heule. Das habe ich in meiner Karriere noch nie so erlebt.“
Mit viel Wehmut sagt er über seine zweieinhalb Jahre bei den Blau-Weißen: „Ich habe sehr schöne Zeiten in Freiburg und Augsburg gehabt. Aber wenn du so von der Ostkurve verabschiedet wirst und bei der Auswechslung die Leute sich erheben, dann habe ich glaube alles richtig gemacht. Das macht mich schon stolz.“
Phänomen Niederlechner: Der Angreifer kam im Januar 2023, als eigentlich schon alles zu spät war. Hertha war im Sinkflug und stieg ab. O-Ton Niederlechner: „Und dann war da noch der Scheiß mit dem Handy auf der Auswechselbank beim Spiel in Hoffenheim. Ich hatte gar nichts Böses gemacht. Doch da gab es viel Negativität.“
Niederlechner, das Handy und die VAR-Wut
Doch genau diese Szene im März 2023 war es, als Herthas Fans Niederlechner in Schutz nahmen, statt ihn zu verurteilen, weil die Anhänger ein feines Gespür für ehrliche Kämpfer haben. „Ich habe immer versucht, alles zu geben. Wichtig ist, dass die Jungs auf dem Platz und die Fans im Stadion das merken“, sagt der Ur-Bayer.

Volle Hingabe auf dem Rasen zeigte er wirklich immer. Obwohl er nie Stammstürmer war, wurde er von den Fans gefeiert. Nach dem Abstieg sagte er: „Wir waren keine Mannschaft!“ Ehrliche Worte, noch schonungsloser war er dann nach einer Roten Karte im Dezember 2023 beim 0:0 gegen Osnabrück, weil der VAR ein schlimmes Foul gesehen haben wollte. Der Schiri aber nicht.
Niederlechner flog vom Platz und brüllte bei seinem Abgang in die TV-Kamera: „Scheiß Videobeweis!“ Der Filmschnipsel seines Wutausbruchs wurde im Internet zum viralen Hit. Deutschlands Fußballfans feierten ihn dafür, weil viele den VAR am liebsten abschaffen würden.
Hannovers Fehler mit Leitl war Herthas Glück
Niederlechner kann jetzt darüber schmunzeln. Einen Vorteil hat der Wechsel zu den Münchner Löwen. In der Dritten Liga gibt es keinen Videobeweis. Doch noch denkt er noch gar nicht so richtig an 1860 München, sondern ist noch immer bei Hertha: „Wir hatten das Glück, dass Hannover einen Fehler gemacht hat und den Stefan (Hertha-Trainer Stefan Leitl, die Red.) rausgeworfen hat. Jetzt ist er bei Hertha. Wenn die Jungs jetzt so weitermachen und es gibt noch zwei, drei Verstärkungen, dann geht nichts über die Hertha. Da bin ich mir fast sicher, dass es nächstes endlich wieder hochgehen wird.“ Zur Aufstiegsparty würde er ganz bestimmt aus München anreisen …