Das wird wehtun

10 Millionen Euro verschenkt: Wovon träumt Hertha BSC nachts?

Die Blau-Weißen müssen im Sommer den Gürtel noch viel enger schnallen. Da hätte eine satte Finanzspritze richtig gutgetan.

Author - Sebastian Schmitt
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Ibrahim Maza (19) und Derry Scherhant (22) könnten Hertha BSC im Sommer verlassen. Für Maza lehnte Sportdirektor Benjamin Weber im Winter erst ein Mega-Angebot ab.
Ibrahim Maza (19) und Derry Scherhant (22) könnten Hertha BSC im Sommer verlassen. Für Maza lehnte Sportdirektor Benjamin Weber im Winter erst ein Mega-Angebot ab.Contrast/imago

Sportlich soll es bei Hertha BSC mit dem neuen Cheftrainer Stefan Leitl wieder aufwärtsgehen. Ein erster Anfang scheint durch das 0:0 gegen Nürnberg gemacht. Wirtschaftlich gehen die Blau-Weißen dagegen weiter am Stock. Die Sünden der Vergangenheit werden Hertha im Sommer zu schmerzhaften Transfers zwingen. Dabei hätte vieles einfacher sein können. 10 Millionen verschenkt: Wovon träumt Hertha BSC nachts?

Ja, hinterher ist man immer schlauer. Und vor gar nicht allzu langer Zeit lebte der blau-weiße Traum von einer Rückkehr in die Bundesliga ja auch noch zumindest ein bisschen. Insofern war die Entscheidung von Sportdirektor Benjamin Weber (44), Toptalent Ibrahim Maza (19) „bewusst nicht zu verkaufen“, irgendwie verständlich. Nach vier Pleiten aus fünf Spielen ist aber nicht nur Cheftrainer Cristian Fiel bei Hertha BSC Geschichte, sondern auch die blau-weiße Aufholjagd definitiv ins Wasser gefallen. Insofern hat sich Hertha mit der Entscheidung, Maza nicht zu verkaufen, wohl ins eigene Knie geschossen.

Hertha BSC: Mailand und Porto boten 20 Millionen Euro für Maza

Zur Erinnerung: Die internationalen Top-Klubs AC Mailand und FC Porto machten im Januar zum Ende der Transferperiode bei Maza ernst, boten für das Juwel satte 20 Millionen Euro. Weber lehnte ab. Hertha wollte mit Maza noch mal oben angreifen, eine Aufholjagd starten, um den Traum von der Bundesliga-Rückkehr noch irgendwie am Leben zu halten.

Stefan Leitl (47) nimmt Maza nach seiner Auswechslung gegen Nürnberg in den Arm. Ob der neue Cheftrainer von Hertha BSC in Zukunft auf das Juwel bauen kann, ist fraglich.
Stefan Leitl (47) nimmt Maza nach seiner Auswechslung gegen Nürnberg in den Arm. Ob der neue Cheftrainer von Hertha BSC in Zukunft auf das Juwel bauen kann, ist fraglich.Jan Huebner/imago

Dafür verließ Hertha die eigene Linie. Seit dem Windhorst-Crash und dem fetten Schuldenberg verkaufte Hertha immer Spieler, wenn der Preis stimmte – auch wenn es die Mannschaft erheblich geschwächt hat. Jüngste Beispiele: die schmerzhaften Transfers von Top-Torjäger Haris Tabakovic (30), dessen 22 Tore aus der vergangenen Saison Hertha so sehr fehlen, und der Abgang von Abwehrchef Marc Kempf (30), der mit seiner Qualität nun unumstrittener Stammspieler beim FC Como in der italienischen Serie A ist.

Hertha BSC: Tabakovic und Kempf wurden wegen Geldsorgen verkauft

Für Tabakovic und Kempf kassierte Hertha BSC ingesamt fünf Millionen Euro. Nicht besonders viel Geld, aber Einnahmen, die Hertha dringend benötigte – und auch in Zukunft brauchen wird. Geschäftsführer Tom Herrich: „Unser Ziel und unsere Pflicht ist es, eine konkurrenzfähige Mannschaft aufzustellen und gleichzeitig die wirtschaftliche Stabilität des Klubs zu sichern.“

Damit droht Hertha ein ganz schmerzhafter Spagat. Laut dem Kicker muss der Lizenzspieler-Etat, der aktuell bei rund 30 Millionen Euro liegt, nochmals drastisch reduziert werden. Das wird nur gehen, wenn Hertha weiter sein Tafelsilber verkauft. Im Sommer droht deswegen nicht nur ein Abgang von Fabian Reese (27), sondern eben auch von Maza, der mit einem kolportierten Marktwert von 12 Millionen Euro derzeit Herthas wertvollster Spieler ist.

Hertha BSC steht Neustart bevor - ohne Ibrahim Maza

Das Problem: Der Spielmacher besitzt seit seiner Vertragsverlängerung im August eine Ausstiegsklausel. Für neuneinhalb Millionen Euro soll Maza Hertha im Sommer verlassen können.

Herthas Entscheidung, Maza nicht für 20 Millonen Euro zu verkaufen, kann man auch aufgrund der aufgekratzten Fanseele verstehen. Doch es hilft ja alles nichts. Durch den verpassten Aufstieg ist der Transfer wegen der finanziellen Not nur aufgeschoben. Ein Maza-Verkauf im Sommer scheint unausweichlich – nur für zehn Millionen weniger als im Winter. Geld, das nicht nur den Schuldenberg verkleinert hätte, sondern auch teilweise in die Mannschaft hätte investiert werden können. Ein Neustart unter Leitl im Sommer ist auf jeden unausweichlich – nur ohne Maza und mit weniger finanziellem Spielraum. ■