Seit einigen Tagen brennt beim BFC Dynamo der Baum. Ziemlich lichterloh. Und die Feuerwehr ist nicht in Sicht. Die Nachricht, dass der Senat das Mommsenstadion für die Fußball-EM ab 14. Juni 2024 ausbaut und drittligatauglich macht, schürt gewaltige Ängste. Ist damit der geplante Ausbau des Sportforums geplatzt? Muss der BFC im Falle eines Aufstiegs in die Dritte Liga im Mommsenstadion spielen?
Die Antworten auf die Fragen bringen die Anhänger der Wein-Rot-Weißen von null auf hundert auf die Palme. „Veräppelt“ fühlt sich Aufsichtsratsboss Peter Meyer und wählt dieses Wort nur für die Öffentlichkeit. Das Vertrauen in die Berliner Politik ist weg. Er entschuldigt sich sogar bei all jenen, die ihm gefolgt sind und an den politischen Weg geglaubt haben. Dabei stand im Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD, dass das Sportforum ausgebaut werden soll. Das Geld für die Machbarkeitsstudie ist bereits bewilligt.
Die Dynamos fühlen sich von der Politik doch arg verschaukelt
Beim BFC fühlen sie sich wie ein braver Bürger, der auf die Mühlen des Systems vertraut hat und beim Mahlen vom Konkurrenten überholt wird, der eigentlich gar keiner war. Wenn dann auch noch zwei Politiker aus dem Umfeld des Mommsenstadions an den Ausbauplänen beteiligt waren, dann wird die Verschwörung nicht mehr angezweifelt. Egal, wie logisch es eigentlich ist, dass Berlin beide Standorte braucht.
Wer auch immer den Ausbau des Mommsenstadions kommuniziert hat, hat Porzellan in Größenordnung zerschlagen. Dass das einfach so passiert ist, fällt schwer zu glauben. Einer, der genau hier zwischen allen Stühlen sitzt, ist Martin Pätzold.
Lichtenbergs CDU-Abgeordneter Martin Pätzold bekommt den Unmut direkt ab
Der Familienvater stammt aus Lichtenberg, sitzt für die CDU im Abgeordnetenhaus und ist oft und gerne beim BFC. Bei ihm entlädt sich täglich die Wut der Dynamos, täglich versucht er mit Argumenten den Dampf aus dem Kessel zu kriegen. „Ich habe noch Hoffnung für das Sportforum“, sagt Pätzold.
Es klingt wie eine Durchhalteparole, ist aber so viel mehr. Sollte auch Pätzold die Hoffnung verlieren müssen, hat sich Berlin durch eine einfache Entscheidung einen Bärendienst erwiesen. Dann würde sich die Frage stellen: Ist ein Koalitionsvertrag nicht einmal mehr das Papier wert, auf dem er steht? Wird Politik wirklich so gemacht, dass Versprechen einfach mal gebrochen werden?