EHC-Boss Thomas Bothstede

Die Saison zeigt, wie richtig es war, an unseren Trainern festzuhalten

Im vergangenen Grusel-Jahr wurde Meister-Trainer Serge Aubin nicht gefeuert. Jetzt sind die Eisbären mit dem Coach wieder Spitze.

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Eisbären-Geschäftsführer Thomas Bothstede<b>&nbsp;ging im KURIER-Interview keiner Frage aus dem Weg.</b>
Eisbären-Geschäftsführer Thomas Bothstede ging im KURIER-Interview keiner Frage aus dem Weg.City-Press

Die Eisbären locken mit ihren Spielen wieder Tausende Fans in die Arena am Ostbahnhof. Es ist, als wenn es die vergangene Gruselsaison nie gegeben hätte. Die Eisbären haben etwas ganz Besonderes geschafft. Darüber freuen sich die Spieler und natürlich auch EHC-Geschäftsführer Thomas Bothstede (53). Wir trafen uns zu einem Gespräch mit dem Macher am Regiepult des neunmaligen Deutschen Meisters.

KURIER: Die Eisbären stehen wieder dort in der DEL-Tabelle, wo die Fans sie am liebsten sehen: an der Spitze. Worauf führen Sie die letzte Saison ohne Play-offs für die Eisbären zurück?

Thomas Bothstede: „Grundsätzlich wollen wir über die letzte Saison nicht mehr gern sprechen. Es war in 22 Jahren die große Ausnahme. Wir haben die Saison analysiert, unsere Schlussfolgerungen gezogen und sind wieder auf gutem Weg. Wir wissen natürlich, dass wir nicht jedes Jahr absolute Spitze sein können. Wir wollen aber immer zu den Teams gehören, die vorn mitspielen.“

Manche Fans staunten. Sie haben trotz der verpassten Play-offs an Ihrem Trainer-Team festgehalten. Worauf fußte das Vertrauen?

Cheftrainer Serge Aubin ist mit den Eisbären in dieser Saison wieder voll auf Kurs.
Cheftrainer Serge Aubin ist mit den Eisbären in dieser Saison wieder voll auf Kurs.City-Press

„Natürlich entscheide ich das nicht allein, sondern gemeinsam mit Peter John Lee und vor allem unserem Sportdirektor Stephane Richer. Darüber hinaus sind wir bei unserem Handeln natürlich auch von unserem Besitzer aus Los Angeles unterstützt worden. Unsere Trainer sind bemerkenswert. Sie sind trotz allem immer ruhig geblieben und haben uns nie das Gefühl gegeben, die Mannschaft nicht mehr zu erreichen. Immerhin haben unsere Trainer die Eisbären zu zwei Meistertiteln geführt. Wir haben nicht überstürzt gehandelt, weil Vertrauen manchmal genau das richtige Rezept ist, wie die aktuelle Lage der Eisbären bestätigt.“

Es war aber schon erstaunlich, dass Matt White als Rekord-Torschütze keinen Vertrag erhielt.

„Man darf unser Handeln nicht an einzelnen Spielern festmachen. Es geht um das System. So schwer das einem manchmal auch fallen mag. Zu Kevin Clark und dessen Familie habe ich bis heute ein freundschaftliches Verhältnis. Meine Frau und ich stehen mit den Clarks immer noch in gutem Kontakt, obwohl er nicht mehr bei uns spielt.“

Eric Hördler ist im Moment der einzige Spieler unter 23 aus dem eigenen Nachwuchs. Ist da nicht mehr drin?

„Wir sind erst einmal stolz, dass wir Eric haben. Aber es ist schon richtig, dass wir mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs entwickeln wollen. Ein bisschen stammt allerdings auch Maxi Heim aus unserem Nachwuchs. Aber ich kann versichern, dass wir eng mit Sven Felski als Sportdirektor der Juniors im Austausch stehen. Unser Ziel ist es natürlich, möglichst oft Talente aus dem Nachwuchs in den Profibereich zu übernehmen.“

Welche Rolle soll Trainer André Rankel, mit 247 Toren immer noch Rekordschütze der Eisbären, in der Zukunft im Verein spielen?

„André Rankel und Torwart-Trainer Sebastian Elwing greifen nicht nur unserem Trainer-Duo mit Chefcoach Serge Aubin und Co–Trainer Craig Streu sehr erfolgreich unter die Arme. Besonders André Rankel stellt auch die Verbindung zu den Juniors her. Dort unterstützt er oft bei verschiedenen Mannschaften die Stammtrainer bei verschiedenen Übungsstunden. Die Praxis kommt André auch in seiner Arbeit als U18 Bundestrainer entgegen.“

Gab es nach der vergangenen Saison eine tiefgehende Analyse?

„Ich denke, dass wir aus der vergangenen Saison die richtigen Schlüsse gezogen haben. Unser Spiel ist merklich schneller geworden. Am Spielsystem und an den Ergebnissen lässt sich schon ablesen, dass wir die richtigen Spieler verpflichtet haben. Unsere Jungs sprühen vor Ehrgeiz, sie sind alle heiß, in Berlin wieder etwas Bemerkenswertes im Eishockey auf die Beine zu stellen. Ganz nebenbei zeigt sich jetzt auch immer deutlicher, wie richtig es war, an unseren Trainern festzuhalten.“

Welche Ziele haben Sie sich ganz persönlich mit den Eisbären gesetzt?

„Natürlich freue ich mich, wenn unser Team möglichst weit vorn mitspielt. Ich verneige mich aber auch durchaus vor der unfassbaren Treue unserer Sponsoren und unserer Fans. Wie alle zu uns gehalten haben, das hat meinen vollen Respekt und hat mich tief beeindruckt. Diese Treue müssen wir wertschätzen und nicht einfach als normal gegeben ansehen.“

Welche Rolle spielt Peter John Lee, der alles hier aufgebaut hat, in Zukunft bei den Eisbären?

„Welche Rolle spielt Pete nicht? Er ist weiterhin ein wichtiger Entscheidungsträger bei uns. Ob Pete täglich beim Training ist und sich mit Stephane und den Trainern austauscht oder im Büro mit mir. Es gibt nichts, über das Pete und ich nicht zumindest gesprochen haben.“ ■