Das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren: In Berlin wird in diesem Jahr deshalb der 8. Mai ein offizieller Feiertag sein. Aber so neu ist das gar nicht. Was kaum heute noch einer weiß: Der Tag der Befreiung, an dem 1945 Vertreter Deutschlands die Kapitulationsurkunde unterschrieben, wurde schon in der DDR offiziell als Feiertag begangen. Nur blieb im SED-Staat der 8. Mai nicht lange für das Volk arbeitsfrei.
Im Nachkriegsdeutschland ging man recht unterschiedlich mit dem 8. Mai um. In der alten Bundesrepublik war es eher der Tag, an dem 1949 im damaligen parlamentarischen Rat das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland abgesegnet wurde. Offiziell wurde an dem „Tag der Befreiung“ bis in die 60er Jahre eher nicht erinnert.
Als erster Bundespräsident hielt Gustav Heinemann 1970 an diesem Tag dazu eine Rede. Spätestens seit der Rede von Richard von Weizsäcker, die er 1985 zum 40. Jahrestag des 8. Mai hielt, galt das Datum auch in der Bundesrepublik als „Tag der Befreiung“ vom Nationalsozialismus.
Ein Feiertag wurde er nie. Der 8. Mai sollte eher ein Tag der Erinnerung an die unmenschlichen Leiden auf allen Seiten sein, wie es damals Weizsäcker sagte.
DDR-Staatschef Walter Ulbricht strich den 8. Mai als Feiertag - DAS war der Grund
In der DDR war das ganz anders. Dort war der 8. Mai von 1950 bis 1967 tatsächlich ein offizieller Feiertag. Die Menschen hatten frei. Der „Tag der Befreiung“ wurde im Interesse des „großen Bruders“ Sowjetunion dementsprechend propagandistisch ausgeschlachtet. Schließlich entsprach der 8. Mai natürlich der antifaschistischen Sichtweise der DDR-Machthaber.
Und dennoch machte DDR-Staatschef Walter Ulbricht den 8. Mai zum Bauernopfer – zum Wohle des Volkes. Der SED-Staat wollte 1967 den Sonnabend endlich als arbeitsfreien Wochentag einführen. Die Fünf-Tage-Arbeitswoche, die wir heute kennen, gab es damals noch nicht.
Aber dem DDR-Volk so einfach einen zusätzlichen freien Tag in der Woche schenken – das wollte auch die SED-Führung nicht. Denn die Wirtschaftslenker wussten: Jeder zusätzlicher Arbeitstag stärkt die Volkswirtschaft. Also gab es damals die Überlegung: Man verlängert die restlichen Arbeitstage um jeweils eine halbe Stunde für den freien Sonnabend – oder man opfert Feiertage.
Und Letzteres tat Ulbricht. 1967 veranlasste er, dass fünf Feiertage in der DDR gestrichen werden. Mit dem Rotstrich wurden einfach der Ostermontag, Himmelfahrt, Buß- und Bettag und der Reformationstag (31. Oktober) aus dem Kalender gestrichen. Und diese vier Feiertage hätten auch für die künftigen arbeitsfreien Samstage in der DDR gereicht.
Doch die SED-Machthaber befürchteten Unruhe im Volk, wenn dieser Plan durchgesetzt wird. Man denke nur daran, dass Ulbrichts Arbeitsnormerhöhungen zu dem Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953 führten.
Besonders problematisch: Die Feiertage auf der Streichliste waren Tage mit religiöser Bedeutung. Um es sich also mit dem Volk und auch nicht mit Kirche zu verscherzen, setzte Ulbricht den 8. Mai als politischen Feiertag ebenfalls auf die Streichliste. Der Plan ging auf. Und so gab es seit 1967 auch den 8. Mai nicht mehr als Feiertag. Bis auf eine Ausnahme: 1985, zum 40. Jahrestags des Kriegsendes, war er einmalig noch mal Feiertag.
Übrigens: In Brandenburg wird der 8. Mai als Gedenktag begangen. Der Potsdamer Landtag beschloss dies am 30. April 2015.