Heutzutage überlegt man sich zweimal, ob es schon wieder Zeit für den Friseur ist. Die Preise sind in den letzten Jahren explodiert, selbst Jungen bis sechs Jahren zahlen jetzt für den Trockenschnitt schon 30 Euro und mehr. Der Friseurbesuch ist ein Luxusgut geworden. Das sah damals in der DDR noch ganz anders aus. Da ging manch junge Dame wöchentlich zum Friseur des Vertrauens. Hat ja kaum etwas gekostet.
Die Friseurpreise haben sich in den vergangen zehn Jahren verdoppelt. Selbst beim Billigfriseur, den man online bucht und bei dem man dann dort von irgendjemand geschnitten wird, kostet die Herrenfrisur inkl. Schneiden und Stylen schnell 35 Euro und mehr, die Dauerwelle komplett für die Dame schlägt ab 90 Euro zu Buche. Aber es geht natürlich auch viel teuer: Beim Promifriseur Shan’s Welt im KaDeWe werden für Kinderfrisuren 65 bis 80 Euro aufgerufen, für Waschen/Schneiden/Föhnen 80 bis 120 Euro, Hochsteckfrisuren kosten auch mal 150 Euro.
Föhnen und Kopfwäsche kostete extra
Woran sich viele nicht mehr erinnern können: Auch in der DDR gab es eine Klassengesellschaft beim Friseur. Drei Klassen, drei verschiedene Preise. Klasse 1 waren Meister an der Schere und besonders teuer, zur Klasse 2 gehörte der Durchschnitt der Friseure und Klasse 3 war besonders billig – bevorzugt von Männern, die nicht nach Form, sondern nach „einmal kurz“ verlangten.
In der Klasse 3 kostete nichts mehr als zehn Mark. Bei Männern gab es die Unterscheidung zwischen kurz (65 Pfennig) und halblang (90 Pfennige) - dazu kamen die Kopfwäsche für 75 Pfennige und das Haaretrocknen für 25 Pfennige. Der Messerformschnitt wurde in der Preisliste mit 1,90 Mark aufgeführt, der Haarschnitt für Kinder ab 40 Pfennige. Damen zahlten fürs Haarewaschen 80 Pfennige für kurzes Haar, 1 Mark für langes Haar. Die Lockwelle kostete 1,70 Mark, die Dauerwelle 7,65 Mark und die Kaltwelle 9,20 Mark.

Viele Dinge mussten extra bezahlt werden. Dazu zählte etwa der Einsatz von Haarlack (15 Pfennige), eine Kopfmassage (ab 35 Pfennige) oder eine Haarkurpackung (1,90 Mark). Der teuerste Service: die Erstfärbung für 9,85 Mark. Billiger war Wimpernfärben für 1,40 Mark.
Nicht immer war billig aber auch zufriedenstellend: In einem Facebook-Eintrag zu „DDR-Erinnerungen“ schrieb eine Monika: „Hand aufs Herz ! Ich hätte lieber paar Kröten mehr bezahlt. Nach dem Friseur sah ich immer aus wie meine Mutti.“
Fußpilzmittel zum Haarefärben
Die Preise sahen bei den höher eingestuften Friseuren etwas anders aus, auch wenn sie über Jahrzehnte gleich blieben. In einem Interview mit den Potsdamer Neuesten Nachrichten konnte sich eine Saarmunder Friseurin noch an die Preise von damals in ihrem Salon erinnern: Herren zahlten eine Mark, erzählte Ingrid Herrmann vor fünf Jahren, die Lockwelle (Lockenwickler in den Haaren) gab es hier für 4,65 Mark, die Dauerwelle für 16,50 Mark.
Von der Mangelwirtschaft in der DDR waren auch Friseure betroffen. In einigen Salons fehlten passende Strähnchenhauben, sodass man auf Badekappen zurückgreifen musste und mithilfe einer Häkelnadel die einzelnen Strähnen herauszog, erzählte der Star-Friseur Ralf Bohmgarn, der schon in der DDR seine Karriere begann, in der Berliner Zeitung. DDR-Friseure mussten nicht nur beim Schneiden kreativ sein. Da nahm man manchmal Fußpilzmittel aus der Apotheke zum Haarefärben oder flüssiges Sprühpflaster, wenn die Haare hochtoupiert wurden. ■