Vor 65 Jahren

SO lief die erste DDR-Sandmann-Folge: Waren Sie auch dabei?

Am 22. November 1959 hatte der Sandmann seinen ersten Auftritt im DDR-Fernsehen. Dabei waren Chor-Kinder. Der KURIER sucht die Sänger von damals.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Das war das Ur-Sandmännchen: In dieser Aufmachung war er am 22. November 1959 zum ersten Mal im DDR-Fernsehen (damals Deutscher Fernsehfunk) zu sehen.
Das war das Ur-Sandmännchen: In dieser Aufmachung war er am 22. November 1959 zum ersten Mal im DDR-Fernsehen (damals Deutscher Fernsehfunk) zu sehen.Heinz Schröder/RBB/DRA

Sandmann, lieber Sandmann – jetzt ist es so weit! 65 Jahre alt wird in diesen Tagen der kleine Traumsandbringer, der zu der beliebtesten Kinderfigur des DDR-Fernsehens wurde und bis heute die Kinder in den Schlaf schickt. Am 22. November 1959 flimmerte er zum ersten Mal über den Bildschirm im Osten Deutschlands. Und vielleicht waren Sie ja dabei – nicht nur als kleines Kind am Fernseher, sondern auch im TV-Studio in Berlin-Adlershof.

Auf dem Fernsehgelände im Südosten Berlins startete die DDR am 25. November 1950 sein Versuchsprogramm, ab Januar 1952 wurde dann ein richtiges Programm gesendet. An das Sandmännchen war da noch nicht zu denken.

Aber im Radio konnten die Kinder den Traumsandbringer schon erleben: Bereits im Mai 1956 startete der Sender Radio DDR eine „Gute-Nacht-Geschichten“-Reihe unter dem Titel „Der Sandmann ist da“. Vorbild war die Figur Ole Lukøje („Ole Augenschließer“) des dänischen Märchenerzählers Hans Christian Andersen (1805-1875).

Erst drei Jahre nach dem Radio kam der DDR-Sandmann ins Fernsehen

Die Idee griffen auch die Macher des Deutschen Fernsehfunks (so hieß damals das DDR-Fernsehen) auf – für ihre Sendung „Der Abendgruß“ (seit 1958) sollte der Sandmann den Vor- und Abspann bilden. Innerhalb von zwei Wochen fertigte der Kostüm- und Bühnenbildner Gerhard Behrendt (1929-2006) die Sandmannfigur.

Doch die Puppe, die da am 22. November 1959 erstmals im Fernsehen zu sehen war, ähnelte noch nicht dem heutigen Kinderstar. Das Sandmännchen hatte zwar schon seinen weißen Bart, trug einen roten Anzug und Stiefelchen. Aber sein Gesicht war noch nicht so niedlich.

So trat der DDR-Sandmann vor 65 Jahren auf. Die nachgestellte Szene mit der Originalfigur war vor fünf Jahren in einer Ausstellung im Filmmuseum Potsdam zu sehen.
So trat der DDR-Sandmann vor 65 Jahren auf. Die nachgestellte Szene mit der Originalfigur war vor fünf Jahren in einer Ausstellung im Filmmuseum Potsdam zu sehen.Soeren Stache/dpa

Der erste Sandmann-Auftritt am 22. November 1959

Und auch seine Mütze war noch anders. Er trug bei seinem ersten Auftritt ein blaugraues Käppchen mit Sternen, das eine lange Bommel hatte. Erst 1960 bekam der Sandmann von seinem „Vater“ Gerhard Behrendt die Gestalt, die wir heute kennen.

Der erste Sandmann-Auftritt am 22. November 1959 – wie war denn der eigentlich? Bereits am Tag zuvor hatte Fernsehansagerin Käthe Zille die Premiere des künftigen Stars angekündigt: „Um 18.55 Uhr kommt unser Sandmännchen und wird den kleinen Zuschauern ,Gute Nacht‘ sagen.“

Kinderchor bei der Sandmann-Premiere vor 65 Jahren: KURIER sucht die Steppkes von damals

Und das Sandmännchen hielt Wort. In einer fiktiven, schneeverschneiten Stadt schritt er mit seinem Traumsandsäckchen am Abend durch ein Tor, schaute in ein Fenster hinein, dahinter saßen Kinder vor einem Fernseher. Dazu erklang das bekannte Sandmannlied.

Auch das entstand in Rekordzeit. Komponist Wolfgang Richter hatte es innerhalb von drei Stunden fertig. Der Text stammte vom Kinderbuchautoren Walter Krumbach („Hamster Dickbauch“, „Der vergessene Teddybär“), der auch für die Kinderzeitschriften „ABC-Zeitung“ und „Frösi“ schrieb und der sich später die vielen Sandmännchen-Geschichten um „Fuchs und Elster“ ausdachte. Gesungen wurde das Lied von einem Kinderchor, die Solostimme sang ein Mädchen, das Sabine Meißner hieß.

Der Trickfilmmacher Gerhard Behrendt erfand die Figur des Sandmännchens.
Der Trickfilmmacher Gerhard Behrendt erfand die Figur des Sandmännchens.Jens Kalaene/dpa

Auch in der ersten Sandmännchen-Folge vor 65 Jahren wurde gesungen. Nach dem sich der kleine Kerl in das Kindeszimmer eines Geschwisterpaars setze, flimmerte auf dem Bildschirm der eigentliche Beitrag los.

Dort sitzen sieben Mädchen und Jungen in einem Fernsehstudio an einem Tisch und spielen mit einer „Pädagogin“. Das ganze sieht so aus, als wären die Steppkes in einer Kindergartenstube.

Szene aus dem Abendgruß mit Gisela Hein und den Kindern vom Chor „Fernsehfinken“:  Sie traten bei der Sandmann-Premiere im Adlershofer TV-Studio auf.
Szene aus dem Abendgruß mit Gisela Hein und den Kindern vom Chor „Fernsehfinken“: Sie traten bei der Sandmann-Premiere im Adlershofer TV-Studio auf.RBB

Die Gruppe singt ein Lied vom Hampelmann

Zuerst gibt die „Pädagogin“ Rätsel auf, in denen ein Luftballon und die Kasperle-Figur, die dann auch erscheint, zu erraten sind. Danach singt die Gruppe ein Lied vom Hampelmann, bevor dann wieder das Sandmännchen erscheint, seinen Traumsand verstreut und selbst an einer Hausecke einschläft.

Die Kita-Gruppe in dem ersten „Abendgruß“ mit dem Sandmann ist übrigens Gisela Hein mit dem Kinderchor „Fernsehfinken“. Hein kam Radio, hatte dort bereits Musiksendungen für Kinder produziert. Ihre Auftritte mit den kleinen „Fernsehfinken“ waren das Vorbild für den „Liederspielplatz“, der ab 1976 300 Folgen lang beim Sandmännchen immer freitags lief. 1988 bis 1991 übernahm dann das Musik-Duo „Ulf und Zwulf“ den Sendeplatz.

Doch zurück zu Gisela Hein und ihren „Fernsehfinken“: Liebe KURIER-Leser, wir würden gerne erfahren, was aus den kleinen Sängern von damals geworden ist. Vielleicht waren Sie ja eines der Kinder, die vor 65 Jahren bei der Sandmann-Premiere im Adlershofer Fernsehstudio dabei waren. Schreiben Sie uns bitte eine Mail an wirvonhier@berlinerverlag.com oder kommentieren Sie unseren Beitrag auf Facebook oder bei X. Wir freuen uns über Ihre Geschichten!