In der DDR gab es mehrere schreckliche Luftfahrt-Tragödien, eine davon hat am 1. September 2025 einen traurigen Jahrestag: Vor 50 Jahren fiel in Leipzig eine Maschine der DDR-Fluggesellschaft Interflug vom Himmel – mit 34 Menschen an Bord, von denen viele unterwegs zur Leipziger Messe waren. 27 Menschen kamen bei dem Crash ums Leben. Was geschah am Himmel über Leipzig und wie kam es zu dem deutsch-deutschen Flugzeugunglück?
Die Flugzeugunglücke, die es in der DDR gab, haben eines gemeinsam: Während es heute von nahezu jeder Katastrophe riesige Mengen an Foto- und Videomaterial gibt, ist zu Flugzeugabstürzen wie jenem der DDR-Airline Interflug im Herbst vor 50 Jahren wenig zu finden. Einzig und allein eine Animation beim Video-Portal YouTube verdeutlicht, was sich am 1. September 1975 am Himmel über Leipzig ereignete.
Flugzeug-Tragödie in der DDR: Pilot hatte keine Sicht auf die Landebahn
Der kurze Film zeigt eine Interflug-Maschine, die – vom Flughafen Stuttgart kommend, beim Landeanflug auf Leipzig massiv an Höhe verliert. Ringsherum herrscht dichter Nebel. Dann scheint der Pilot die Kontrolle zu verlieren: Das Flugzeug dreht sich, eine Tragfläche wird abgerissen. Mit dem Dach nach unten schlägt es auf dem Boden auf, geht in Flammen auf und bleibt schließlich auf einem Feld liegen. Die traurige Geschichte hinter der Computergrafik: 27 Menschen kamen beim Crash des Flugzeugs ums Leben. Darunter die Crew der Interflug-Maschine – und zahlreiche Geschäftsleute aus dem Westen, die unterwegs zur Leipziger Herbstmesse waren.
Das Problem bei Interflug-Flug 1107 war die eingeschränkte Sicht. In Leipzig herrschte an jenem Morgen dichter Nebel, sodass die Crew das Flugzeug blind landen musste. Später wurde rekonstruiert, dass es beim Landeanflug auf den Leipziger Messeflughafen Schkeuditz keinen Sichtkontakt mit Landebahn oder den Lichtsignalen gab. Eigentlich hätte der Pilot mit der Tupolew TU-134 durchstarten müssen, doch er entschied sich dagegen.

Etwa einen Kilometer vor der Landebahn kam es dann zu dem Moment, der über das Schicksal der Insassen entschied: Das Flugzeug prallte gegen einen Sendemast, das linke Triebwerk wurde abgerissen, die Tragfläche beschädigt. Deshalb drehte sich das Flugzeug auf den Rücken. Weil es schon so stark an Höhe verloren hatte, schlug es auf dem Boden auf. Untersuchungen ergaben, dass es sich dann noch einmal überschlug und 400 Meter entfernt vom Ort des Crashs liegen blieb. Dann floss Treibstoff aus, er entzündete sich, das Wrack ging in Flammen auf.
Absturz der Interflug-Maschine: Passagier wurde aus dem Wrack geschleudert
Ein Traktorist war zuerst an der Unfallstelle, rettete mehrere Menschen aus dem Wrack und vom umliegenden Gelände. Einer von ihnen war Udo Klinner aus Esslingen. In einem Interview verriet er der Esslinger Zeitung, wie er die damalige Zeit erlebte. Vom Absturz selbst wisse er gar nichts mehr, sagte der heute 85-Jährige dem Blatt. Erst drei Wochen später erwachte er im Krankenhaus, nachdem er mit einem eingedrückten Brustkorb und einem Milzriss im Koma gelegen hatte. Seine Geschichte: Er wurde beim Aufprall aus dem Wrack geschleudert. Der Ersthelfer fand ihn, brachte ihn in Sicherheit.
Klinner kam ins Klinikum St. Georg in Leipzig, wurde hier ins Leben zurückgeholt. Dann folgte eine einjährige Reha, langsam kämpfte er sich zurück ins Leben. „Am schlimmsten ist es für mich bis heute, zu wissen, was meine Familie damals alles durchgemacht hat“, sagte er der Zeitung. Heute lasse er das Erlebte aber ruhen. Was geschehen ist, sei geschehen. „Ich und viele andere müssen damit leben.“ Nur vier Passagiere und die drei Männer, die im Cockpit arbeiteten, überlebten die Katastrophe. 24 Passagiere und drei Flugbegleiterinnen starben beim Absturz oder in den Flammen.
Absturz der Interflug-Maschine in Leipzig: Stasi hatte Finger im Spiel
Der Absturz wurde zu einer deutsch-deutschen Tragödie: Weil es sich bei den meisten Toten um Geschäftsleute aus dem Westen handelte, arbeiteten die Behörden unbürokratisch zusammen. So durften die Angehörigen der Opfer etwa ohne große Schwierigkeiten in den Osten einreisen. Allerdings hatte auch bei diesem Absturz – wie etwa beim Absturz einer Tupolew Tu-134A in einem Wald bei Bohnsdorf im Dezember 1986 – das Ministerium für Staatssicherheit seine Finger im Spiel. So wurden laut Unterlagen, über die Bild berichtete, Mitarbeiter der Stasi in die Spur geschickt, die unter anderem über Reaktionen aus der Bevölkerung berichten sollten. Außerdem beobachteten sie westliche Journalisten, die aufgrund der Herbstmesse in Leipzig waren.