Trabi tuckert brav gen Norden

Studenten fahren mit einem treuen Trabi zum Polarkreis!

Mit dem Trabi Richtung Norden: Vier Dresdner trotzen Schnee, Kälte und Pannen – und schaffen es bis zum Polarkreis.

Author - Veronika Hohenstein
Teilen
PKW Trabant auf einer tief verschneiter Landstraße in der Sächsischen Schweiz. (Symbolfoto)
PKW Trabant auf einer tief verschneiter Landstraße in der Sächsischen Schweiz. (Symbolfoto)IMAGO / Stana

Vier Dresdner Studenten machen sich im Trabi auf den Weg zum Polarkreis – durch Schnee, minus 17 Grad und Pannen. Am Ende beweist der Oldie: Mit 26 PS kommt man ziemlich weit.

Die beiden Dresdner Studenten, Hannes und Carlotta, sind stolze Besitzer eines Trabant 601. Nicht etwa aus nostalgischer Verklärung, sondern vor allem aus praktischen Gründen. „In erster Linie waren wir auf der Suche nach einem günstigen Gefährt“, erklärt Hannes der Sächsische Zeitung.

Fündig wurden sie vor zwei Jahren auf einem Kleinanzeigen-Portal, als sie gerade mit ihrer Schwalbe einen Urlaub im Erzgebirge gemacht hatten. Ein älteres Ehepaar bot dort einen Trabi an: Baujahr 1989, 26 PS, 60.000 Kilometer Laufleistung – für 1600 Euro. Der Trabi machte einen guten Eindruck und sie griffen zu. Dieses Auto ist eines der letzten, die in der ehemaligen DDR produziert wurden.

Mit dem Trabi zum Polarkreis – Dresdner Studenten auf großer Fahrt

Die erste große Fahrt führte sie direkt nach Rom – mit Erfolg, allerdings nicht ohne Folgen: Der Motor musste anschließend ersetzt werden. Unterstützt wurden sie dabei von dem legendären Trabi-Schrauber-Schulbuch „Wie helfe ich mir selbst“.

Mit dem neuen Motor kam auch die Lust für neue Abendteuer. „Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch gar nicht, was genau unser Ziel sein würde“, sagt Hannes zum Blatt. Fest stand nur: Im Frühjahr 2025 gab es einen Monat Semesterferien – Zeit für ein großes Abenteuer.

Mitte Februar machten sich Hannes, Carlotta, WG-Mitbewohnerin Josie und deren Freund Jannik zu viert auf den Weg. Der Trabi erwies sich schon beim Packen als überraschend geräumig: Lebensmittelvorräte fanden unter den Vordersitzen Platz, das Gepäck wurde mit etwas „Koffer-Tetris“ verstaut. Dann ging es los gen Norden.

Schnee, Eis und minus 17 Grad – kein Problem für den Trabi

Die erste Etappe führte die Gruppe nach Lübeck – mit 95 km/h auf der Autobahn, lautem Motor und noch lauterer Musik. Doch der Trabi machte Probleme: Immer wieder kam es zu kleinen Aussetzern. In Lübeck wurde die Ursache gefunden – eine Zündleitung hatte sich im Keilriemen verfangen und war beschädigt worden. Der Sächsischen Zeitung erzählten die Studenten, dass sie das Kabel fachmännisch mit einem Stück Alufolie, in dem bis dahin der Kuchen eingewickelt war, ummantelten. Dann noch ein wenig Klebeband und Kabelbinder drumherum, und weiter konnte die Reise gehen. „Das hat seitdem 4500 Kilometer gehalten“, sagt Hannes zur Zeitung. Kreativ, oder?

Tägliches Leben in Norwegen Rentiere auf einem Bauernhof in Tromso, Norwegen, am 10. Januar 2025. (Symbolfoto)
Tägliches Leben in Norwegen Rentiere auf einem Bauernhof in Tromso, Norwegen, am 10. Januar 2025. (Symbolfoto)IMAGO / NurPhoto

Von Hirtshals in Dänemark ging es mit der Fähre nach Kristiansand in Norwegen. Die Reisegeschwindigkeit war gemächlich. Nach ein paar Tagen bei der Gastfamilie in der Nähe von Oslo schlug Hannes schließlich vor, bis zum Polarkreis weiterzufahren. Die Idee überzeugte alle – und war schnell beschlossen.

Zurück durch Schweden – In Dresden angekommen, zeigte sich der Trabi noch fahrtüchtig.

Der Polarkreis, nahe dem 66. Breitengrad, markiert die Grenze zur Arktis. Also ganz weit oben im Norden. Hier geht die Sonne einmal im Jahr nicht auf – und einmal nicht unter.

Und der Trabi tuckerte unbeirrt durch die skandinavische Landschaft. Ab Trondheim war die Gruppe nur noch zu dritt unterwegs – Jannik musste zurück in die Heimat fliegen. „Je näher wir dem Polarkreis kamen, desto mehr bestätigte sich das Bild, das man von so einem Ort im Kopf hat“, erzählt Hannes in der Reportage der Sächsischen Zeitung. Die Landschaft wurde karger, die Häuser seltener, der Schnee mehr. Bei bis zu minus 17 Grad Celsius wehten eisige Winde über geräumte Straßen. Doch der Trabi bewies Standhaftigkeit – und seine Heizung funktionierte einwandfrei. Mit nur kleinen Pannen hielt der himmelblaue 601-er richtig tapfer durch.

Nach etwa zwei Wochen erreichten die jungen Dresdner das eiskalte Ziel im hohen Norden. Zurück ging es über Schweden, in den ersten beiden Märzwochen. In Dresden angekommen, zeigte sich der Trabi noch fahrtüchtig. Neue Reisepläne gibt es erst mal nicht, auch dem Trabi sei in diesem Alter eine Pause gegönnt, so Hannes zur Sächsischen Zeitung. ■