Haben Sie es gewusst?

Spitzel in der DDR: Stasi überwachte Fußballfans mit irren Methoden

Der Geheimdienst der DDR hatte die Menschen, die zu Spielen gingen, fest im Blick. Eine neue Ausstellung gibt Einblicke in die Methoden der Stasi.

Author - Florian Thalmann
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Stasi-Minister Erich Mielke gratuliert Spielern des BFC Dynamo im Jahr 1987 – der Verein war mit 10 Meistertiteln in Folge von 1979 bis 1988 einer der erfolgreichsten Fußballclubs der DDR. Mitarbeiter der Stasi hatten in der DDR aber nicht nur die Fußballspiele im Blick.
Stasi-Minister Erich Mielke gratuliert Spielern des BFC Dynamo im Jahr 1987 – der Verein war mit 10 Meistertiteln in Folge von 1979 bis 1988 einer der erfolgreichsten Fußballclubs der DDR. Mitarbeiter der Stasi hatten in der DDR aber nicht nur die Fußballspiele im Blick.Camera 4/imago

Fußball ist der liebste Sport der Deutschen – und das ist nicht erst seit ein paar Jahren so, sondern reicht ein ganzes Stück in die Vergangenheit zurück. Auch in der DDR war der Ballsport ein wichtiger Teil des Lebens – und geriet damit natürlich auch ins Visier des Ministeriums für Staatssicherheit. Eine neue Ausstellung zeigt jetzt, wie die Stasi den Fußball überwachte. Und gibt schockierende Einblicke in ein Kapitel der DDR-Geschichte, das vielleicht auch vielen Fußballfans gar nicht bewusst ist.

Stasi und Fußball in der DDR: „Aus Zuschauern werden Beobachtete“

Die Schau ist seit Sonntag auf dem Gelände des Archivs für Stasiunterlagen in Frankfurt (Oder) zu sehen – und dreht sich um die Überwachung des Fußballs durch die Staatssicherheit. Denn der Geheimdienst der DDR hatte sowohl Vereine als auch die Fans, die zu Spielen gingen, fest im Blick. In verschiedenen Bereichen wird beleuchtet, wie genau die Agenten sich unter die Sport-Fans mischten, wie sie alles beobachteten. „Aus Zuschauern und Fußballfans werden Beobachtete und immer wieder auch Kriminalisierte“, heißt es in einer Ankündigung zur Ausstellung. Anhand der Fotoarchive von MfS und Volkspolizei lassen sich die Methoden gut dokumentieren.

So arbeiteten Volkspolizei und Stasi eng zusammen, um etwa die Fankultur im Blick zu behalten. Denn dass Fans sich zu Clubs zusammenschlossen, sich rebellisch und provokant verhielten, war der SED ein Dorn im Auge. Die Folge: „Ein breites Überwachungsnetz wird deshalb über den Fußball in der DDR gelegt“, schreiben die Macher der neuen Ausstellung. Ein Katalog von „Hochsicherheitsspielen“ legte die Partien fest, die als gefährlich galten, etwa Derbys in Ost-Berlin.

Die neue Ausstellung in Frankfurt wirft einen Blick auf die Überwachungs-Methoden der Stasi - und zeigt, wie Fußballfans in der DDR ins Visier des Geheimdienstes gerieten.
Die neue Ausstellung in Frankfurt wirft einen Blick auf die Überwachungs-Methoden der Stasi - und zeigt, wie Fußballfans in der DDR ins Visier des Geheimdienstes gerieten.Patrick Pleul/dpa

Knopfloch-Kameras und Co.: So knipste die Stasi Fußballfans

Verdeckte Fotografen beobachteten die Fußballfans auch außerhalb der Stadien, tarnten ihre Kameras. So gibt es eine sowjetische Miniaturkamera, die laut den Machern der Ausstellung bei Jacken mit aufgesetzten Taschen zum Einsatz kam. „. Der Jackenknopf wird ausgebohrt und fest auf das Objektiv der Kamera aufgebracht. Durch einen Schlitz in der Jacke gelangt das Knopf-Objektiv nach außen“, heißt es. Die flache Kleinbildkamera der Marke „Tessina“ passte sogar in eine Geldbörse.

Stasi warf in der DDR ein Auge auf „westliche Fanutensilien“

Bei den Spielen wurden die Fans dann überwacht – die Stasi und ihre Mitarbeiter seien aber nicht nur in und an den Stadien im Einsatz gewesen, sondern hätten „ganze Stadträume observiert“, heißt es. „Nicht allein die Wege zum Stadion, auch beliebte touristische Treffpunkte sind in das Überwachungsnetz miteinbezogen. Fußballfans und Stadionbesucher werden auf Schritt und Tritt begleitet“, schreiben die Experten der neuen Ausstellung. Sie hatten ein Auge auf Fans, die westliche Fanutensilien trugen, auf kritische Transparente und Fangesänge, die Staat oder Partei herabwürdigten.

Der Eintritt zur neuen Schau über die Stasi und Fußballfans in der DDR ist frei, bis zum 30. Dezember ist die Ausstellung in Frankfurt (Oder) zu sehen.
Der Eintritt zur neuen Schau über die Stasi und Fußballfans in der DDR ist frei, bis zum 30. Dezember ist die Ausstellung in Frankfurt (Oder) zu sehen.Patrick Pleul/dpa

Stasi-Mitarbeiter tarnten sich in der DDR sogar als Sportreporter

Und: Stasi-Mitarbeiter ermittelten in den Stadien sogar getarnt als Sportreporter. Denn das Fußballstadion war schon damals ein Ort des lockeren Plauschs und der unverblümten Worte. Das wusste auch die Staatssicherheit. „Die Fußballszene inner- und außerhalb des Stadions bietet den Zuschauern, Fans und Subkulturen einen breiten Raum für unerwünschtes Verhalten.“

Dazu zählte etwa Kritik am SED-Regime, ziviler Ungehorsam oder Sympathiebekundungen gegenüber westdeutschen Vereinen. Letzteres wurde als Opposition zum Staatssozialismus gedeutet, erklären die Ausstellungsmacher. Hinter der Schau „Im Objektiv der Staatsmacht: Fußballfans im Blick von Volkspolizei und Stasi“ steht das Zentrum Deutsche Sportgeschichte. Die Wanderausstellung soll bis zum 30. Dezember in Frankfurt (Oder) zu sehen sein. Der Eintritt ist frei.