Da wollte keiner rein

Erich Mielkes geheime Flieger: So verschwanden die Stasi-Jets der Interflug

Auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld standen sie unscheinbar auf dem Rollfeld: Zwei TU 134 A der Stasi, die nun am Ende der Welt landeten.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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TU 134-Jets der DDR-Fluggesellschaft Interflug: Stasi-Chef Erich Mielke nutzte zwei Flieger für geheime Einsätze.
TU 134-Jets der DDR-Fluggesellschaft Interflug: Stasi-Chef Erich Mielke nutzte zwei Flieger für geheime Einsätze.United Archives/imago, Gerhard Leber/imago

Sie standen auf dem DDR-Flughafen in Berlin-Schönefeld. Harmlos sahen die beiden Flieger vom Typ TU 134 A in ihrer Interflug-Lackierung aus. Und dennoch wollte keiner wirklich in die Flugzeuge mit den Kennungen DDR-SDH und DDR-SDI steigen, der das Geheimnis ihrer wahren Bestimmung kannte. Die Flieger gehörten Stasi-Chef Erich Mielke. Nach dem Ende der Interflug landeten sie in einer der fernsten Ecken der Welt.

1958 wurde sie gegründet, am 30. April 1991 endete die Geschichte der Interflug. Die einstige staatliche Fluggesellschaft der DDR: Sie besaß nicht nur große Passagiermaschinen und kleine Flugzeuge, die in der Landwirtschaft zum Versprühen von Pflanzenschutzmitteln eingesetzt wurden. Auch das MfS bemächtigte sich der Interflug-Flotte.

Abseits des Flugbetriebes standen die beiden TU 134 A der Stasi auf dem Rollfeld in Schönefeld. Ihre Interflug-Lackierung war Tarnung. Denn im normalen Liniendienst der DDR-Airline waren sie nicht im Einsatz. An Bord waren auch keine Interflug-Mitarbeiter, sondern Personal aus Mielkes Ministerium. Gewartet wurden die Flieger allerdings von Mechanikern der Interflug.

Stasi-Flieger bei der Interflug: Das waren ihre Einsätze

Für welche Flüge sie genutzt wurden? Nach dem Ende der DDR hieß es, dass die beiden Maschinen für besondere Stasi-Spionageeinsätze genutzt wurden, da sie als Interflug-Maschinen ganz leicht Überfluggenehmigungen erhielten. Bekannt wurde auch, dass mit den Stasi-Fliegern im Ausland „straffällig“ gewordene DDR-Bürger in die DDR geholt wurden. Möglicherweise versuchten Mielkes Leute so auch, geflohene DDR-Bürger zurück in den SED-Staat zu holen. Belege fehlen aber dafür.

Eine TU 134 der Utair im Landeanflug: Die Stasi-Flieger sollen bei dieser Airline im Einsatz gewesen sein. in d.
Eine TU 134 der Utair im Landeanflug: Die Stasi-Flieger sollen bei dieser Airline im Einsatz gewesen sein. in d.Dreamstime/imago

Dafür ist klar, wo die Stasi-Maschinen nach dem Ende der DDR und der Interflug landeten. Die 16 TU 134 A-Flieger der Airline und die zwei Stasi-Maschinen wurden zunächst an die Aeroflot verkauft. Laut Zeitzeugen gingen die Stasi-Maschinen an die lokale Airline „Komiinteravia“ der Republik Komi. Diese liegt in der nordöstlichen Taiga- und Tundra-Region, ist etwas größer als Deutschland, hat knapp eine Million Einwohner.

Eine der Stasi-Maschinen soll bei der „Komiinteravia“ als VIP-Jet eingesetzt worden sein. 2005 übernahm die russische Airline „Utair“ die Maschinen. Sie nahm 2019 alle ihre TU 134-Jets aus dem Flugplan. Möglicherweise wurden die Flugzeuge, damit auch die Stasi-Flieger, verschrottet.