Der Liebling der Kinder

„Jule wäscht sich nie“: Dafür bekommt DDR-Star Gerhard Schöne ’nen Orden

Der „Jule“-Song gehört zu den beliebtesten Songs des Liedermachers aus Sachsen und wird heute wie damals in vielen Kitas gesungen.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Wenn Gerhard Schöne auftritt, darf seine Jule, die sich nie wäscht, nicht fehlen.
Wenn Gerhard Schöne auftritt, darf seine Jule, die sich nie wäscht, nicht fehlen.VIADATA/imago

Kinderlieder, die in den Kitas gesungen wurden, gab es in der DDR reichlich. Neben der „Kleinen Friedenstaube“ gehörte „Jule wäscht sich nie“ zu den bekanntesten. Ausgedacht hatte sich den Song der Liedermacher Gerhard Schöne (72). Nun bekommt der DDR-Star einen der höchsten Orden Deutschlands dafür.

Hut, Hemd, Weste und die Gitarre: Das sind die Markenzeichen von Gerhard Schöne, der noch immer mit seinen Liedern durch die Lande tourt. Nun muss er wohl seinen Anzug aus dem Schrank holen, wenn er am 10. Dezember in die Sächsische Staatskanzlei kommt. Dort wird ihm Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) stellvertretend für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Dresden das Bundesverdienstkreuz überreichen.

In der Begründung heißt es: Schöne ist „einer der erfolgreichsten und prominentesten Liedermacher des Landes, der schon zu DDR-Zeiten viele Menschen berührt und inspiriert hat und der mit seinen Texten und seinem Auftreten für Werte wie Vielfalt und Toleranz steht“.

Gerhard Schöne: Hut, Hemd, Weste und Gitarre sind seine Markenzeichen.
Gerhard Schöne: Hut, Hemd, Weste und Gitarre sind seine Markenzeichen.Future Image/imago

Und das Lob geht noch weiter: Mit dem Bundesverdienstkreuz wolle man den Einsatz des Künstlers für den Zusammenhalt in der Gesellschaft, für Frieden und ein gutes Miteinander und für die Vermittlung von Musik und Singen im Kindesalter würdigen. „Mit seiner Persönlichkeit und seinem Engagement bestärkt er seine Mitmenschen, selbst aktiv zu werden und das Zusammenleben mitzugestalten.“

Viel Ehre für den Pfarrerssohn, der 1952 in Coswig bei Dresden zur Welt kam. Schöne zählte zu den Stars in der DDR, die eher die leisen Töne anschlugen. Vor der Liedermacher-Karriere machte er eine Ausbildung zum Kunstschmied, arbeitete als Briefträger, studierte nebenher Unterhaltungsmusik.

Gerhard Schöne: In der Armeezeit entstand sein Hit „Jule wäscht sich nie“

Und er war ein Rebell. Ende der 70er-Jahre musste Schöne zur Armee, aber er weigerte sich, die Waffe in die Hand zu nehmen. So wurde der Liedermacher Bausoldat. Ausgerechnet seiner Armeezeit verdanken viele Kinder die schönen Lieder, die Schöne für sie schrieb.

Vor Jahren erzählte der Star, wie er abends in der Kompanie in den Kühlschrankraum flüchtete und dort fast alle Titel für sein erstes Kinder-Album „Lieder aus dem Kinderland“ komponierte, das 1982 erschien. Darauf ist auch „Jule wäscht sich nie“. Bei dem Refrain singen noch heute Kinder in den Kitagärten begeistert lauthals mit.

„Ich wollte dem tristen Armeealltag in eine andere Welt entfliehen“, erzählt Schöne einmal in einem Interview. Die Figuren wie Jule und Thomas, die er sich ausdachte, seien ein fantasievoller Tribut an die eigene Kindheit, wie er sagte.

Viele Kinder-Platten entstanden. Denn irgendwie trifft Schöne damit noch immer den Nerv der Kids. Manche Lieder sind so humorvoll wie der Song vom „Popel“. Ja, und am Ende bekommt man einen Orden dafür.

Das Bundesverdienstkreuz ist nicht die erste hohe Auszeichnung. Trotz seiner kritischen Töne gegenüber dem DDR-System wurde er im SED-Staat mit dem Kunstpreis der DDR (1987) und mit dem Nationalpreis der DDR (1989) als erfolgreichster Liedermacher des Landes geehrt.

Der Bundesverdienstorden – ihn bekommt nun DDR-Star Gerhard Schöne.
Der Bundesverdienstorden – ihn bekommt nun DDR-Star Gerhard Schöne.Marcus Brandt/dpa

Während nach dem Ende der DDR viele ostdeutsche Stars um Auftritte kämpfen mussten, war Gerhard Schöne gefragt wie nie zuvor. Bis heute hat er über 30 Alben veröffentlicht, auch mit Liedern für Erwachsene. Die Hauptstadt ehrte ihn 1994 mit dem Verdienstorden des Landes Berlin.

Schöne, der in Meißen lebt, unterstützt ehrenamtlich Hilfsprojekte in Asien, Afrika und Lateinamerika, ist als Botschafter der Kinderhilfsorganisation Unicef unterwegs. Die wichtige Botschaft an seine kleinen und großen Zuhörer in den Konzerten: „Lass uns eine Welt erträumen, die den Krieg nicht kennt. Wo man Menschen aller Länder seine Freunde nennt …“ ■