Leben in der DDR

Ein Stück DDR-Geschichte noch immer auf Müggelsee und Co.

Den DDR-Faltbooten von Werft Wismar wird eine ganze Ausstellung gewidmet. Der Ruf der unverwüstlichen Boote ist legendär. 

Author - Stefanie Hildebrandt
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Mitarbeiter des Vereins „Freunde historischer Faltboote“aus Potsdam bauen das Faltboot „Delphin 110“ in Wismar auf.
Mitarbeiter des Vereins „Freunde historischer Faltboote“aus Potsdam bauen das Faltboot „Delphin 110“ in Wismar auf.Jens Büttner/dpa

Faltboote aus DDR-Produktion waren heiß begehrt und wurden unter anderem auf der MTW-Werft in Wismar gebaut. Eine Ausstellung würdigt erstmals die Produktion aus der Hansestadt. Noch heute sind die unverwüstlichen Boote auf Dahme, Spree und Müggelsee zu sehen. 

Totholz, Trittbrett, Waschbordleiste: Liebhaber von Faltbooten kennen die Teile, aus denen sich in Windeseile ein Paddel-, Motor- oder Segelboot aufbauen lässt. Schon bei Hantieren mit den Teilen stellt sich Urlaubsfeeling ein. In der DDR waren die transportablen, langlebigen Hobby-Wasserfahrzeuge sehr beliebt und noch heute kann man sie auf Seen und Kanälen im Einsatz sehen.

Faltboote aus der DDR

Mehrere Betriebe in der DDR bauten sie im Zuge der angeordneten Konsumgüter-Produktion, auch die Wismarer MTW-Großwerft. Den Booten aus der Hansestadt wird jetzt erstmals eine Ausstellung im Technischen Landesmuseum „Phantechnikum“ in Wismar gewidmet.

Der in der Schweiz lebende Sammler Jörg Callehn (r) bereitet nach dem Zusammenbau das Faltboot „Kolibri“ Typ 3 für das Aufhängen im Museum vor.  
Der in der Schweiz lebende Sammler Jörg Callehn (r) bereitet nach dem Zusammenbau das Faltboot „Kolibri“ Typ 3 für das Aufhängen im Museum vor. Jens Büttner/dpa

Von diesem Sonntag an bis zum 9. März 2025 wird unter dem Motto „Packsack, Totholz, Kolibri - 70 Jahre Faltboote aus Wismar“ die ganze Palette der Wismarer Herstellung gezeigt - vom Einsitzer „Kolibri“ bis zum sieben Meter hohen Katamaran „Scalare 250“. Der schaffte es allerdings nie in die Serienproduktion, wie Museumsmitarbeiter Sören Woelke sagte. Es sei beim Prototyp geblieben.

Erfolgreicher waren die kleineren Boote. Einige konnten gepaddelt werden, an einige konnte man einen Außenmotor anbauen oder ein Segel aufsetzen. Zwischen 1954 und 1990 wurden allein auf der Mathias-Thesen-Werft (MTW) Wismar rund 77.000 Faltboote gebaut, wie es hieß. Die Ausstellung sei die erste museale Präsentation aller Bootstypen - von Kajaks und Mehrzweckbooten bis hin zu Sonderlingen wie dem Faltruderboot. Zusammengetragen hat sie der in der Schweiz lebende Sammler Jörg Callehn.

Das wohl bekannteste Faltboot in Ostdeutschlands war der Reisezweier RZ 85 aus Pouch.  85 Zentimeter breit, 5 Meter 50 lang, für 500 DDR-Mark konnte man die kleine Freiheit erwerben.  Bis 1989 wurden jährlich 7.000 Stück produziert. Heute muss man für ein RZ 85 von der Firma aus Pouch rund 2.400 Euro berappen. Aber auch in Leipzig wurde das „LFB-Stern“ gebaut, in Sonneberg stellte die Firma Pax Faltboote her. 

Per Paddelboot durchs Donaudelta

Das Zweimann-Paddelboot im Zug nach Rumänien transportiert, aufgebaut, Zelt und Lebensmittel in Bug- und Heckspitze verstaut und drei Wochen auf eigene Faust durchs Donaudelta gepaddelt - das war eines der Abenteuer, das DDR-Bürgern offenstand. Es ging aber auch gemütlich, etwa auf der Seenplatte. Entsprechend groß war die Nachfrage nach den Faltbooten. Mehrere Betriebe produzierten sie, unter anderem der VEB Wassersport- und Campingbedarf in Pouch bei Bitterfeld (Sachsen-Anhalt) und später in Taucha bei Leipzig (Sachsen).  ■