Studie

Was schlummert noch in unbearbeiteten DDR-Archiven?

32 Archive mit DDR-Beständen in Berlin sind bisher gar nicht oder unzureichend erschlossen.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Regale mit Akten des einstigen Ministeriums für Staatssicherheit der Deutschen Demokratischen Republik im Archiv der Stasi-Unterlagen-Behörde.
Regale mit Akten des einstigen Ministeriums für Staatssicherheit der Deutschen Demokratischen Republik im Archiv der Stasi-Unterlagen-Behörde.Gero Breloer/dpa

Zahlreiche Archive in Berlin mit Beständen aus der DDR sind bislang gar nicht oder nur unzureichend erschlossen. Dies geht aus einer am Donnerstag in Berlin vom Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Frank Ebert, vorgestellten Studie hervor.

32 Archive mit DDR-Überlieferungen nicht erschlossen

Demnach lagern in Berlin in mehr als 80 Archiven schriftliche, fotografische und audiovisuelle Überlieferungen aus der Zeit der DDR und der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Davon seien 32 Archive bisher nicht oder nur unzureichend erschlossen, hieß es.

Darunter sind laut Studie Bestände in den folgenden Archiven: Archiv der DDR-Opposition der Robert-Havemann-Gesellschaft, Archiv der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, Archiv des Mitte-Museums, Archiv des Museums Berlin-Karlshorst, Archiv des Museums für Naturkunde, Bibliothek und das Archiv für Bildungsgeschichtliche Forschung, Fotografische Sammlung der Stiftung Stadtmuseum, Friedrichstadt-Palast-Archiv, Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek Berlin, Hausarchiv der Stiftung Stadtmuseum, Landesarchiv Berlin, Stasi-Unterlagen-Archiv im Bundesarchiv, Universitätsarchiv der Humboldt-Universität zu Berlin, Vorortarchiv Industriesalon Schöneweide.

Das betroffene Archivgut stehe damit nicht für Forschungszwecke oder für Verfahren zur Rehabilitierung und Entschädigung von Verfolgten zur Verfügung. Obwohl die genannten Archive Förderung erhalten, gelang es bisher nicht, alle Bestände öffentlich zugänglich zu machen.

Noch schwerer ist das für Archive, die keinerlei Zuwendung erhalten und oft ehrenamtlich geführt werden. Die Studie listet hier etwa das Karmel-Regina-Martyrum-Ordensarchiv, das Informations- und Begegnungszentrum Königsheide, das Tagebuch- und Erinnerungsarchiv, das Kurt-Schwaen-Archiv und das Archiv im Böhmischen Dorf auf, in denen bisher nicht geforscht werden kann.

Archive müssen digitalisiert werden

Die Studie zur „Archivierung und Dokumentation von Beständen mit SBZ/DDR-Provenienz“ in Berlin von 1990 bis 2022 wurde den Angaben zufolge von einer Forschungseinrichtung in Berlin im Auftrag des Landesbeauftragten erstellt.

Dringender Handlungsbedarf bestehe demnach unter anderem bei der Digitalisierung von Archivgut, hieß es. Das Forschungsinstitut empfehle Förderprogramme des Landes Berlin für die Erschließung, die Digitalisierung und den Erhalt von Archivgut mit dem Schwerpunkt auf SBZ/DDR-Bestände.

Die empirische Studie ist Teil mehrerer Evaluationsstudien zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Berlin, die das Abgeordnetenhaus 2017 beschlossen hat. Die Studie ist hier zum Download zur Verfügung gestellt worden.   ■