In der Erkältungszeit hustet und schnupft es überall. Zeit, sich an die Erklärungsmedizin zu erinnern, die in der DDR schon heilte. Während im Westen Vick Vaporub bei Erkältungen hoch im Kurs steht, schworen die Menschen im Osten auf Klassiker wie Bromhexin und Pulmotin aus dem VEB Serum Werk Bernburg. Viele der Ost-Klassiker sind heute noch erhältlich. Wir haben und auf die Suche gemacht. Klar ist aber auch: nach der Wende hatten es viele Ostprodukte schwer, auch im Westen Fuß zu fassen, weil es hier bereits starke, im Alltag verankerte Marken gab. Im Osten allerdings findet man sie wieder, die DDR-Produkte mit Tradition.
DDR-Hustentropfen mit Zucker
Erste Erinnerung: Bei hartnäckigem Husten tauchte irgendwann die Mama mit einem Teelöffel Bromhexin-Tropfen auf. Weil die Medizin sehr nach Alkohol und bitter schmeckte, wurde sie auf einem Häufchen Zucker serviert, um das Schlucken zu erleichtern. Brust und Rücken wurden dann mit Pulmotin eingerieben und warm eingewickelt, die ätherischen Düfte brachten schnell Linderung. Diese Erinnerungen an die altbewährten Heilmittel sind tief verwurzelt. Kein Wunder, wenn noch heute Haushalte auf die alten DDR-Marken schwören.
Doch welche der DDR-Produkte gibt es überhaupt noch? Eine Suche zeigt: Sanopin und Kamillan haben die Wende unbeschadet überstanden und sind in Apotheken frei verkäuflich. Ebenso kann auch die nächste Generation in den Genuss des „Ostklassikers“ Bromhexin kommen.
Ayurvedische Medizin in der DDR
Übrigens: Bromhexin wurde ursprünglich in der DDR bei Fahlberg-List in Magdeburg produziert und basierte auf dem Inhaltsstoff des indischen Lungenkrauts, das schon seit Jahrtausenden in der ayurvedischen Medizin genutzt wird. Auch heute ist Bromhexin erhältlich, mittlerweile unter dem Namen „Bromhexin Hermes Arzneimittel“.
Ein anderer Klassiker, auf den viele DDR-sozialisierte Familien schwören, ist der Hustensaft Fagusan, der Geschmack sei wirklich sehr gewöhnungsbedürftig, aber er helfe, wenn alles andere versage, so Meinungen von Nutzern. In der DDR wurde der Saft Buchenteer genannt und unter dem Namen Krefavin verkauft.
Kamillan, das in der DDR verwendete Mittel zur Mundspülung, wird heute sogar noch in Wernigerode produziert und enthält echte Kamille und Schafgarbe. Gegen das Westpendant Kamillosan konnte es sich nur im Osten durchsetzten.
Das Schnupfenmittel Imidin wird ebenfalls in Wernigerode hergestellt. Dort hat der Hersteller Pharma Wernigerode mit einem Plakat die unterschiedlichen Vorlieben in Ost und West aufgeführt.

Nach der Wende wurden viele DDR-Pharmahersteller aufgekauft. So übernahm Krewel in den 1990er Jahren die Thüringer Firma Meuselbach, während Bayer Jenapharm erwarb. Trotzdem gibt es Unternehmen wie das Serumwerk Bernburg, die die Tradition fortführen und etwa die beliebte Pulmotin-Salbe weiterhin herstellen. Laut Angaben der Bernburger hat die Salbe einen Marktanteil von 38 Prozent in den neuen Bundesländern. Sanopin, bekannt für seine Kiefernnadeln, hat sich ebenfalls als bewährtes Inhalationsmittel etabliert und ist heute noch erhältlich. ■