Immer am Sonntag um 10 Uhr morgens war es soweit: Dann erklang im DDR-Fernsehen ein kleines, beschwingtes Lied. „Das Kinderfernsehen lädt euch ein, mach mit, mach‘s nach, mach‘s besser. ... Strengt euch an, es ist soweit.“ Der Sonntagmorgen war die Stunde von Gerhard Adolph, den jedes Kind aber nur unter seinem Spitznamen kannte. Adi. 27 Jahre lang, von 1964 bis 1991, moderierte er die Sportsendung für Kinder – insgesamt 333 Mal.
Die Fernsehsendung hatte was von Sportunterricht und Adi sah aus wie ein Sportlehrer. Immer im Germina-Trainingsanzug und oft mit Basecap, das damals in der DDR allerdings noch Freizeitmütze hieß. Dass Gerhard Adolph die Sendung moderierte, war kein Zufall. Als Mitglied vom ASK Vorwärts Berlin war er einer der besten Geher der DDR, Medaillengewinner im Einzel über 20 Kilometer und mehrfacher DDR-Meister im Mannschaftsgehen. 1959 moderierte Adolph im DDR-Fernsehen die Sendung „Sport – Spiel – Spaß“, so eine Art Vorgänger von „Mach mit, mach‘s nach, mach‘s besser“, absolvierte danach ein Schauspielstudium.
„Ich war der erste Moderator, die die Zuschauer angeheizt hat“
Los ging es 1964, anlässlich der Olympischen Spiele in Tokio. Ob in der Sporthalle in Wolmirstedt oder beim Pioniertreffen in Dresden: Das Spielprinzip war simpel, dank Adi und der Kinder aber immer spannend. Zwei Städte oder zwei Schulen traten gegeneinander an. In Wettkämpfen, die an den Sportunterricht erinnerten, aber unterhaltsam aufgepimpt wurden. Da mussten mit der Feuerwehrspritze Büchsen von einem Tisch gefegt werden, um ein Vielfaches vergrößerte DDR-Münzen durch einen Slalomparcours gerollt werden. Wettbewerbe, die manchmal auch an das West-Pendant „Spiel ohne Grenzen“ erinnerten. Dazu kam das Wissensspiel „Schnell und hell“. Immer vor Publikum, die die Mannschaften frenetisch anfeuerten.

Eine halbe Stunde vor der Sendung brachte Adi das Publikum zum Toben, wenn er auf die „Weide“ geschickt wurde, wie er sagt. „Ich glaube, ich war der erste Moderator, der vor der Sendung die Zuschauer angeheizt hat“, erzählte Adi vor ein paar Jahren im KURIER-Interview. „Und eingestimmt habe ich sie. Es konnte ja nicht sein, dass bei meiner Ankündigung, dass die Otto-Grotewohl-Oberschule gegen die Wilhelm-Pieck-Oberschule antritt, bei einem der Namen gebuht worden wäre. Das wäre nicht nur unsportlich, sondern politisch nicht auf der Linie gewesen.“
Auch immer mit dabei: Kampfrichter vom NOK, vom Nationalen Olympischen Komitee. Denn es ging bei den Wettkämpfen natürlich auch um Nachwuchssichtung. Eines der Kinder, die im Fernsehen bei „Mach mit, mach‘s nach, mach‘s besser“ um Platz 1 kämpften, wurde später sogar Olympiasieger. Christian Schenk, Goldmedaillengewinner im Zehnkampf von Seoul 1988.
Gerhard „Adi“ Adolph: Bald 87 und immer noch auf Tour
Zu kleinen Stars wurden auch die Assistentinnen von Adi, die zu jeder Sendung dazugehörten – und das Mikro immer dann abgeben mussten, wenn sie zu alt oder größer wurden als ihr 1,69 Meter großer Spielleiter. Dazu gehörten neben Angelika und den Zwillingen Margrit und Marie auch die spätere Olympiasiegerin Christine Errath. Heute noch im Fernsehen zu sehen: Nadine Krüger, seit 2009 Moderatorin im ZDF-Frühstücksfernsehen „Volle Kanne“. Ihre TV-Karriere begann aber schon in der DDR, von 1988 bis 1989 assistierte sie Adi bei „Mach mit, mach‘s nach, mach‘s besser“.

Die Fernsehkarriere von Gerhard Adolph, der in Berlin-Friedrichshain lebt, endete zwar mit dem Aus des DFF im Jahre 1991. Doch von seinem Kind „Mach mit, mach‘s nach, mach‘s besser“ hatte er bis heute nicht gelassen. Seit 1991 tourt Adi kreuz und quer durch Ost-Deutschland, tritt bei Stadtfesten, in Schulen oder bei Sportfesten auf – und begeisterte seitdem Tausende Grundschulkinder für den Sport. Auch einer meiner Kollegen, zu jung, um die Sendung im DDR-Fernsehen gesehen zu haben, kennt Adi. Als Neunjähriger machte er selbst mit, als Ende der 90er „Mach mit, mach‘s nach, mach‘s besser“ seine Schule in Bad Schandau besuchte.
Gerhard Adolph, der am 20. September 87 Jahre alt wird, feiert in diesem Jahr übrigens sein 60. Bühnenjubiläum – und kann immer noch gebucht werden. ■