Herrliche Erinnerungen

Kult aus der DDR: „Putzi“ war ein Hit für Kinder – erinnern Sie sich?

Manche Produkte aus der DDR waren Kult – und sind es noch heute. Erinnern Sie sich etwa an die Putzi-Zahncreme? Sie wurde früher sogar gegessen!

Author - Florian Thalmann
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Die süße Zahncreme der Marke Putzi kannte in der DDR jedes Kind. Sie enthielt Zucker, schmeckte nach Schokolade, Banane oder Himbeere. Im Ferienlager wurden sogar Wettessen veranstaltet!
Die süße Zahncreme der Marke Putzi kannte in der DDR jedes Kind. Sie enthielt Zucker, schmeckte nach Schokolade, Banane oder Himbeere. Im Ferienlager wurden sogar Wettessen veranstaltet!MArco Bertram/imago, DDR Museum Berlin, Archiv

Wer an Produkte aus dem Osten denkt, die sich auch nach der Wende erfolgreich auf dem Markt gehalten haben, der denkt vielleicht an Sekt von Rotkäppchen, an Schokocreme der Marke Nudossi oder an den berühmten Bautz’ner Senf. Doch auch ein ganz anderes Produkt aus dem Alltag in der DDR hat sich erfolgreich auf dem Markt gehalten – und findet sich noch heute in den Regalen: Putzi! Die Kinderzahncreme sorgt noch heute dafür, dass sich die Kleinsten mit mehr Begeisterung die Zähne putzen. Erinnern Sie sich aber daran, dass Putzi in der DDR ganz anders schmeckte … und dass sie nicht nur beim Zähneputzen verwendet, sondern genascht wurde?

Kult-Zahncreme Putzi: Eine echte Erfolgsgeschichte aus der DDR

Noch heute findet sich Putzi in den Drogerieregalen bei der Zahnpasta – viele Kinder kennen die kleinen, bunten Tuben, auf denen das Maskottchen der Kinderzahncreme prangt, der kleine Dinosaurier mit den strahlend weißen Zähnen. Doch der Hype um die besondere Zahnpasta war in der DDR größer. Der Grund: Während es Putzi heute in den Geschmacksrichtungen Tutti Frutti und Erdbeere gibt, kam zu DDR-Zeiten sogar eine Schoko-Variante auf den Markt. Und die sorgte dafür, dass sich die Kleinsten mit der Zahnpasta nicht nur die Zähne putzten.

Doch von Anfang an. Die besondere Erfolgsgeschichte der DDR-Zahncreme begann schon im Jahr 1907. Damals erfand Dr. Ottomar Heinsius von Mayenburg, ein Apotheker und Chemiker, die Zahncreme „Chlorodont“. Ab 2017 produzierte er sie in den Leowerken in der Katharinenstraße in Dresden, das Unternehmen firmiert heute unter dem Namen DENTAL-Kosmetik GmbH & Co. KG. Chlorodont trat schnell den Siegeszug durch ganz Europa an. Im Jahr 1957 wurde das Sortiment des Unternehmens dann um die Kinderzahncreme Putzi erweitert.

Der Bär Bummi zierte lange die Tuben der Zahnpasta-Marke Putzi aus der DDR. Die Paste war nicht nur für die Zahnpflege gut, sondern wurde oft auch einfach genascht. Auch im Depot des DDR Museum Berlin schlummern mehrere Tuben aus längst vergangenen Zeiten.
Der Bär Bummi zierte lange die Tuben der Zahnpasta-Marke Putzi aus der DDR. Die Paste war nicht nur für die Zahnpflege gut, sondern wurde oft auch einfach genascht. Auch im Depot des DDR Museum Berlin schlummern mehrere Tuben aus längst vergangenen Zeiten.DDR Museum Berlin

Die erste Geschmacksrichtung, in der Putzi auf dem Markt erhältlich war, war Banane – es folgten Himbeere und Schokolade. Noch heute erinnern sich Fans an den besonderen Geschmack, den die Zahnpasta bot. In einer Gruppe zu DDR-Erinnerungen auf Facebook schreibt ein Nutzer etwa, dass die Geschmacksrichtung Schoko gut als Tortencreme hätte durchgehen können. Und ein anderer Mann schreibt: „Habe ich als Kind auch gerne gegessen“. Obwohl die Creme dafür eigentlich nicht gedacht war. Besonders attraktiv wurde die Zahncreme übrigens dadurch, dass tatsächlich Zucker enthalten war – aus heutiger Sicht kaum vorstellbar.

Wer sich zu DDR-Zeiten als Kind die Zähne putzte, kam mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mit der Zahncreme Putzi in Kontakt - ein echtes Kult-Produkt aus der DDR!
Wer sich zu DDR-Zeiten als Kind die Zähne putzte, kam mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mit der Zahncreme Putzi in Kontakt - ein echtes Kult-Produkt aus der DDR!imagebroker/imago

Zahncreme Putzi wurde bei Kindern in der DDR schnell zum Hit

Kindgerechte Werbung und eine besondere Rezeptur machten die Zahncreme schnell zum Hit in den Kinderzimmern der DDR. Auch die Werbefiguren für die Zahncreme waren durchaus prominent: Als Putzi auf den Markt kam, wurde sie mit einem kleinen Matrosen beworben, doch schon Anfang der 60er-Jahre machte das Sandmännchen Werbung für die Kinderzahncreme. Zehn Jahre später folgte dann der beliebte Teddybär „Bummi“, der die Tuben und Verpackungen bis zur Wende schmückte. Nach der Wiedervereinigung entschied man sich dann für den kleinen Dinosaurier, der noch heute auf den Tuben von Putzi prangt.

Auch das Sandmännchen machte in der DDR Werbung für die Zahncreme der Marke Putzi. Heute wäre eine Zahnpasta mit Zuckerzusatz vermutlich überhaupt nicht mehr denkbar.
Auch das Sandmännchen machte in der DDR Werbung für die Zahncreme der Marke Putzi. Heute wäre eine Zahnpasta mit Zuckerzusatz vermutlich überhaupt nicht mehr denkbar.DDR Museum Berlin

Auch die Rezeptur veränderte sich: Weil die Zahnpasta eher als Süßigkeit genossen wurde, wurde die Herstellung in den 60er-Jahren angepasst – und eine Variante der Zahncreme entwickelt, die nicht mehr ganz so süß war. Das Aroma war ab da nur noch „fruchtig“. Dem Erfolg tat das aber keinen Abbruch: Putzi war nicht nur in der DDR ein echter Hit, sondern wurde auch in zahlreiche Länder in Osteuropa exportiert. Mit der Wende war dann aber Schluss mit dem, was die Kinderzahnpasta für viele kleine Nutzerinnen und Nutzer ausmachte: Putzi wurde zuckerfrei.

Kinder der DDR erinnern sich: Im Ferienlager wurden Putzi-Tuben vernascht!

Noch heute erinnern sich aber viele daran, wie lecker die Zahnpasta war – und was man in tiefsten DDR-Zeiten damit veranstaltete. „Die habe ich gegessen. Ich war ein Kosmonaut und Putzi meine Nahrung“, schreibt eine Frau auf Facebook. Eine andere erinnert sich: „Mir haben sie die Zahnpasta damals im Kinderferienlager weggefuttert. Und ich musste dann von denen eine Pfefferminz-Zahnpasta nehmen.“ Auch ein anderer Nutzer berichtet vom Tuben-Wettessen im Ferienlager. Und in einem Kommentar schreibt ein Mann: „Als ich 1977 ein halbes Jahr im Kinderkrankenhaus Leipzig lag fingen die Kinder dort auch an ihre Putzi zu essen. Danach hatten alle Bauchschmerzen.“

Haben auch Sie zu DDR-Zeiten Putzi-Zahncreme genascht – und welche Erinnerungen haben Sie an das besondere Ostprodukt, das Kindern nicht nur das Zähneputzen, sondern scheinbar auch die Zeit im Ferienlager versüßte? Schreiben Sie uns an wirvonhier@berlinerverlag.com – wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!