Innensenatorin greift durch

„Zustände wie im Krieg!“ – Berlin verschärft Böllerverbot zu Silvester

Feuer, Gewalt, Explosionen – das war der Jahreswechsel 2024/2025. Senatorin Iris Spranger (SPD) sagt, wie sie für ein friedliches Silvester sorgen will.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sagt den Böller-Chaoten den Kampf an.
Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sagt den Böller-Chaoten den Kampf an.Bernd von Jutrczenka/dpa

Schwerverletzte, Brände, zerstörte Wohnungen, Festnahmen: Der Horror-Jahreswechsel 2024/2025, den die Berliner erlebten, soll sich dieses Jahr nicht wiederholen. Im Kampf gegen die Böller-Chaoten rüstet der Senat auf. Er plant zu Silvester ein größeres Böllerverbot in der Hauptstadt. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) verriet erste Details.

Wir erinnern uns: In der Neujahrsnacht 2025 eskalierte in Berlin die Gewalt. 363 Menschen wurden durch Feuerwerkskörper größtenteils schwer verletzt. Darunter waren auch Kinder. Ein Kind wurde durch die Explosion einer Kugelbombe in Tegel lebensbedrohlich verletzt. Die hochgefährlichen Knallkörper sind in Deutschland verboten. Dennoch besorgen Böller-Chaoten sich Kugelbomben illegal aus Polen.

1453 Straftaten im Zusammenhang mit Feuerwerkskörpern registrierte die Berliner Polizei. Über 400 Festnahmen gab es, darunter viele Jugendliche, die etwa Böller auf Polizisten oder Feuerwehrleute warfen. Knapp 2000 Brände gab es. Wohnungen wurden durch Kugelbomben zerstört.

Silvester in Berlin: In diesen Stadtteilen gilt das Böllerverbot

„Zustände wie im Krieg“, sagten damals Polizisten und Politiker. Das diesjährige Silvester soll friedlicher ausfallen. Aber es geht nur mit Verboten und Böllerverbotszonen in bestimmten Stadtteilen, um dieses Ziel zu erreichen. Um die Gebiete für dieses Jahr festzulegen, wurden die Ereignisse der vergangenen Jahre ausgewertet.

„Die ehemaligen Pyroverbotszonen Alexanderplatz, Sonnenallee und Steinmetzkiez haben sich bewährt“, sagt Innensenatorin Iris Spranger der Berliner Zeitung. „Sie werden dieses Mal allerdings vergrößert.“

Silvester 2024/2025: Trotz Böllerverbot und Polizei-Aufgebot krachte es auf dem Alexanderplatz.
Silvester 2024/2025: Trotz Böllerverbot und Polizei-Aufgebot krachte es auf dem Alexanderplatz.Markus Wächter/Berliner KURIER

Das bedeutet? „Wir dehnen die Zonen aus, aber es wird keine starren Absperrungen mit lückenlosen Personenkontrollen geben“, sagt Spranger. „Die Einsatzkräfte werden dadurch mobiler und flexibler. Inhaltlich gilt in den Bereichen das Gleiche wie im Vorjahr: Pyrotechnik darf dort weder benutzt noch mitgeführt werden.“

Und die Böllerverbotszonen werden mehr. „Möglicherweise kommt in diesem Jahr auch der Bereich rund um die Admiralbrücke in Kreuzberg als Pyrotechnik-Verbotsbereich hinzu“, sagt die Innensenatorin.

Silvester in Berlin: Polizei wieder Hilfe

Die Durchsetzung wird die Berliner Polizei allerdings nicht aus eigener Kraft schaffen. „Im letzten Jahr hatten wir über 4200 Einsatzkräfte – 3200 wegen Silvester und 1000 im alltäglichen Dienst. An dieser Zahl werde ich höchstwahrscheinlich nichts ändern. Berlin wird wieder um Unterstützung aus anderen Bundesländern ersuchen“, sagt Spranger.

Sie ergänzt: „Bei der Feuerwehr hatten wir damals 1500 Einsatzkräfte. Das werden in diesem Jahr auch wieder mindestens 1500 sein. Und auch der Schutz der Einsatzkräfte muss wieder gewährleistet sein. Klar ist auch, dass exponierte Feuerwachen wieder Polizeischutz erhalten.“

Silvester 2023/2024: Die Polizei nimmt in der Böllerverbotszone am Alexanderplatz einen Böller-Chaoten fest.
Silvester 2023/2024: Die Polizei nimmt in der Böllerverbotszone am Alexanderplatz einen Böller-Chaoten fest.Sebastian Wells/OSTKREUZ

Nach den Ereignissen beim Jahreswechsel 2024/2025 wurde der Ruf nach einem totalen Böllerverbot in Berlin lauter. Seit 2022 fordert Spranger bereits vom Bund eine Öffnungsklausel im Sprengstoffrecht. Diese soll den Ländern ermöglichen, selbst über Böllerverbote zu entscheiden. Bislang scheiterte die Berliner Initiative, weil es dafür in den Innenminister-Konferenzen keine Mehrheit gab.

Laut Spranger habe sich aber nun die Sachlage geändert. Am 27. November findet die nächste Innenminister-Konferenz statt, auf der auch über die Böllerverbote erneut gesprochen werden soll, für die eine Öffnungsklausel seitens des Bundes nötig ist. „Meine Erwartungshaltung ist, dass 2026 diese Öffnungsklausel im Sprengstoffrecht kommt“, sagt die Innensenatorin.