Ein Stück DDR verschwindet wieder. Und der Protest ist groß, dass das Sport- und Erholungszentrum (SEZ) an der Berliner Landsberger Allee nun abgerissen werden soll. Jetzt wird die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Bauen konkret, was mit dem Areal geschehen soll und nennt die Gründe für die Abrissmaßnahmen. Aus einer aktuellen Mitteilung der Behörde geht aber auch hervor, dass möglicherweise nicht das gesamte SEZ verschwinden soll.
Seit Jahren plant der Senat bereits, auf dem SEZ-Gelände über 500 Wohnungen, die dringend gebraucht werden, und einen Schulneubau zu errichten. Aufgrund von juristischen Entscheidungen ist seit Ende 2023 der Weg offenbar frei dafür, die Pläne nun so rasch wie möglich zu verwirklichen.
Trotz allem gibt es nun aber auch die Hoffnung, dass das einstige Spaßbad der DDR nicht komplett verschwinden soll. „Eine Umsetzung des Bebauungsplans, für den der Abriss des SEZ notwendig ist, bedeutet nicht, dass die Geschichte des Ortes negiert wird“, heißt es jetzt in einer aktuellen Mitteilung der Senatsverwaltung. „Bereits im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens wurde eine Studie zur historischen Entwicklung des Standorts erarbeitet, die für die Dokumentation der Entwicklung des Bereiches eine Grundlage darstellen kann.“
SEZ-Abriss: Es wird geprüft, ob Teile erhalten bleiben
1981 wurde mit viel Pomp und im Beisein des DDR-Staatschefs das SEZ eröffnet. Dem Senat sei klar, welche Bedeutung der damals moderne Bad- und Sportkomplex vor allem für die Menschen im Osten der Stadt hatte und bis heute noch hat. „Viele Berlinerinnen und Berliner verbrachten Ihre Freizeit im SEZ. Hier lernte man schwimmen, erholte sich und trieb Sport. Obgleich die Funktion des SEZ aus den 1980er-Jahren aufgrund veränderter Rahmenbedingungen und Bedarfe nicht wiederaufgenommen wird, ist es ein wichtiger Erinnerungsort“, heißt es in der Senatserklärung.
Daher soll nun vor dem Abriss des Gebäudes „geprüft werden, ob wesentliche identitätsstiftenden Merkmale erhalten werden können“. Was das genau bedeuten soll, bleibt jedoch noch unklar.
Die Senatsverwaltung erklärt, dass seit mehreren Jahren das Grundstück des einstigen DDR-Spaßbades teilweise leerstehend und heruntergekommen ist. „Hier besteht dringender Handlungsbedarf“, heißt es. „Aufgrund von Klageverfahren in Bezug auf das Grundstück war eine Umsetzung des Bebauungsplans bisher nicht möglich. Die Entscheidungen von Kammergericht sowie Bundesgerichtshof haben die Situation des ehemaligen Sport- und Erholungszentrums grundlegend geändert und die Rechtsauffassung des Landes Berlin wurde bestätigt.“

Bei seinem Bauvorhaben, für den nun rechtlich der Weg frei zu sein scheint, will nun die Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen nun mit der Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte den Bau von dringend benötigten Wohnungen vorbereiten. Mit dem Errichten einer Schule könne außerdem für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg weitere Schulplätze zur Verfügung gestellt werden.
„Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in zentraler Lage ist mir ein wichtiges Anliegen“, sagt Bausenator Christian Gaebler (SPD). „Neue Wohnungen in der Nähe zu vorhandener Infrastruktur wie ÖPNV, Einkaufsmöglichkeiten und Grünflächen schaffen nachhaltig und klimaschonend neues Zuhause für viele Menschen. Hier an der Landsberger Allee / Danziger Straße ist das alles vorhanden und mit dem Bau einer neuen Schule werden wir das neue Wohngebiet und das umliegende Quartier auch mit den dringend benötigten Schulplätzen versorgen.“
Auf dem SEZ-Areal sollen 500 Wohnungen, eine Schule und ein Sport-Komplex entstehen
Das Abgeordnetenhaus von Berlin hat im Jahr 2018 den Bebauungsplan für das Grundstück beschlossen. Damit können insgesamt 500 Wohnungen geschaffen werden. Entlang der Landsberger Allee sind außerdem Gewerbe, Einzelhandel sowie Sport- und Freizeitnutzungen zulässig. Die Realisierung durch ein landeseigenes Wohnungsbauunternehmen – vorgesehen ist eine Umsetzung durch die Wohnungsbaugesellschaft Mitte – gewährleistet einen Anteil von 50 Prozent öffentlich geförderter Wohnungen (Sozialwohnungen).

Der Bebauungsplan setzt an der Langenbeckstraße eine Fläche für Gemeinbedarf fest, heißt es weiter in der Behördenmitteilung. Dort soll eine Schule mit Sportanlagen errichtet werden, „mit der auf das im Ortsteil Friedrichshain bestehende Defizit an Schulplätzen reagiert wird“. „Die entstehenden Sportflächen können außerhalb der Schulzeiten für außerschulische Sport- und Spielzwecke von Vereinen genutzt werden.“
Der Bebauungsplan sieht weiter viele Begrünungsmaßnahmen und Baumpflanzungen vor. Und umweltschonend soll der neue Kiez auf dem einstigen SEZ-Areal wachsen. So prüfe die Senatsverwaltung, „wie bestehende Baustoffe aus dem Gebäude des ehemaligen SEZ wiederverwendet werden können“. ■