Ein Stück DDR verschwindet

Es steht fest: Berliner Senat wird das SEZ abreißen!

Diese Nachricht wird viele Berliner wehmütig stimmen: Das ikonische SEZ an der Landsberger Allee hat keine Zukunft mehr, es soll platt gemacht werden!

Author - Sharone Treskow
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Das frühere Sport- und Erholungszentrum SEZ an der Landsberger Allee wird abgerissen!
Das frühere Sport- und Erholungszentrum SEZ an der Landsberger Allee wird abgerissen!IMAGO/JUERGEN RITTER

Es sind bittere Nachrichten für DDR-Fans! Lange war unklar, was mit dem früheren Sport- und Erholungszentrum (SEZ) in Friedrichshain passieren soll. Jahrelang wurden die heruntergekommenen Räume lediglich für Events oder TV-Drehs vermietet, auch die „Letzte Generation“ wollte hier ihr Lager aufschlagen, wurde jedoch wieder rausgeworfen. Hinter dem SEZ steckte bis vor Kurzem noch ein Investor, der das Grundstück an der Ecke Landsberger Allee/Danziger Straße 2003 vom Land Berlin gekauft hatte. Seit 2016 wurde vor Gericht verhandelt, ob der damalige Käufer seine vertraglichen Pflichten eingehalten hat.

Ende 2023 konnte der sieben Jahre lange Rechtsstreit um die Nutzung des SEZ endlich beendet werden: Es ging zurück an die Stadt! Nach Angaben von Finanzsenator Stefan Evers (CDU) könne das Land Berlin wieder über das Grundstück „verfügen und dieses neu entwickeln“. Was das heißen soll, steht nun fest: Der Senat lässt das imposante Stück DDR-Geschichte tatsächlich abreißen!

Das SEZ wird abgerissen – für 500 Wohnungen und eine Schule

So sah das SEZ aus, als es noch in Betrieb war.
So sah das SEZ aus, als es noch in Betrieb war.www.imago-images.de

Der Abgeordnete Damiano Valgolio (LINKE) hat sich in einer schriftlichen Anfrage beim Berliner Senat erkundigt, wie es um die Zukunft des SEZ bestellt ist. In der Antwort der Senatsverwaltung für Finanzen, die dem KURIER vorliegt, heißt es: „Der Senat beabsichtigt, den vom Abgeordnetenhaus am 13. Dezember 2018 beschlossenen und durch Frau Senatorin Lompscher festgesetzten Bebauungsplan umzusetzen.“

So sieht der Bebauungsplan konkret aus: „Es soll ein gemischt genutzter Standort mit hohem Wohnanteil entstehen, zudem werden Flächen für einen dringend erforderlichen Schulstandort mit gedeckten und ungedeckten Sportanlagen geschaffen. Zudem ist unter anderem der Bau von ca. 500 Wohnungen vorgesehen.“ Der Bebauungsplan schreibe auch vor, dass mindestens 30 Prozent der zu errichtenden Wohnungen für einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen vorzusehen sind.

Müssen wirklich alle Gebäude auf dem SEZ-Gelände platt gemacht werden?

Das SEZ von innen – es ist ganz schön heruntergekommen.
Das SEZ von innen – es ist ganz schön heruntergekommen.Emmanuele Contini

Auf die Fragen hin, ob es ein Gutachten zur Bausubstanz des SEZ geben werde und ob der Senat einen Abriss oder Teilabriss der Gebäude beabsichtige, heißt es vonseiten des Senats: „Die Umsetzung des Bebauungsplans wird den Abriss des gesamten Gebäudebestands erfordern.“ Deutliche Worte. Das frühere Sport- und Erholungszentrum wird also gänzlich aus dem Stadtbild verschwinden!

„Es ist beabsichtigt, die Bausubstanz auf dem Grundstück so weit wie möglich wiederzuverwerten, um die CO₂-Belastung durch den Neubau so gering wie möglich zu halten. Hierzu ist eine differenzierte Untersuchung des Gebäudebestandes erforderlich“, erklärt sich der Senat weiter. 

Aber hieß es nicht ursprünglich mal, das SEZ soll erhalten werden? Der Senat argumentiert, dass das zum heutigen Zeitpunkt nicht mehr möglich sei: „Zwischenzeitlich sind keine Investitionen erfolgt, die einen dauerhaften Erhalt des im März 1981 eröffneten Gebäudekomplexes hätten sicherstellen können.“

Der Bebauungsplan widerspräche zwar nicht dem Bestandsschutz der bestehenden Gebäude. Ein dauerhafter Sportbetrieb dürfte aber ausgeschlossen sein. Außerdem beteuert der Senat: „Keines der Gebäude steht unter Denkmalschutz. “

„Das SEZ ist ein wichtiges Stück Ost-Berliner Stadtgeschichte“

Damiano Valgolio kritisiert die Abriss-Entscheidung gegenüber dem KURIER deutlich: „Unsere Anfrage hat ergeben, dass der Senat die SEZ-Gebäude ohne Prüfung der Bausubstanz abreißen will. Das ist ein Fehler, das SEZ ist ein wichtiges Stück Ost-Berliner Stadtgeschichte“, stellt der Politiker klar.

Valgolio ist der Meinung: „Stattdessen muss der Senat nun als Erstes ein Baugutachten in Auftrag geben, um festzustellen, welche Teile des Gebäudes weiter für Sport- und Freizeitbetrieb genutzt werden können. Ziel muss es sein, einen möglichst großen Teil des historischen Ensembles zu erhalten und schnell ein Freizeitangebot zu schaffen, das der Tradition des SEZ gerecht wird.“

Dabei können auch Konzepte für eine Zwischennutzung eine Rolle spielen. Der 2018 beschlossene Bebauungsplan lässt die Weiternutzung der bestehenden Gebäude für Sport und Erholung zu. Außerdem ist durch die Rückübertragung an das Land Berlin eine neue Situation entstanden, die 2018 noch nicht absehbar war“, ärgert sich der Abgeordnete.

Doch für diese Forderung ist es jetzt anscheinend schon zu spät! Die Berliner werden sich wohl oder übel vom SEZ verabschieden müssen. ■