Kein Geld mehr da!

Wird die Komische Oper zur Bauruine? Berliner Senat prüft Baustopp!

Zurzeit gastiert das Ensemble im Berliner Schillertheater. Sechs Jahre sollte das Exil wegen der Umbauarbeiten dauern. Jetzt könnte sich die Rückkehr auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben.

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Die Komische Oper in der Behrenstraße im Mai 2023 kurz vor der Schließung wegen des Umbaus.
Die Komische Oper in der Behrenstraße im Mai 2023 kurz vor der Schließung wegen des Umbaus.Schönig/imago

Die Fassadenplatten wurden schon abgebaut, das denkmalgeschützte Inventar ist eingelagert: Seit einem Jahr wird die Komische Oper in der Berliner Behrenstraße saniert, spielt das Ensemble im Exil, im Schillertheater. Doch jetzt sieht es aus, als würden sich die Bauarbeiten ins Unendliche verzögern. Es droht ein Baustopp! Grund: Die Stadt Berlin hat kein Geld mehr.

Die Sanierung der Komischen Oper wird teuer, sehr teuer. Schon vor der Schließung des Hauses mussten die Kosten für Sanierung, Umbau und Erweiterung deutlich nach oben korrigiert worden. Im Juni vor einem Jahr sprach die Kulturverwaltung plötzlich von rund 477,9 Millionen Euro. Zuvor war noch mit  437,4 Millionen Euro kalkuliert worden - und das war schon fast doppelt so viel wie in der Ursprungsplanung. Millionen, die nach den angekündigten Etatkürzungen für die Stadt Berlin fehlen. Deshalb prüft laut B.Z. der Senat jetzt einen Baustopp für die Oper, die zu den wichtigsten der DDR gehörte.

Die Berliner CDU-SPD-Koalition will anscheinend nur noch 16 Millionen in die Komische Oper stecken

Das 1965/66 umgebaute Gebäude war in die Jahre gekommen. 2019 musste beispielsweise der Zuschauerraum mit einem Fangnetz vor herabfallenden Teilen von der Decke geschützt werden. Jetzt sollte alles neu gemacht werden  – mit einer neuen Fassade,  Dachterrasse, neuer Technik, neuen Büros, Probenräumen, Shop und Café. Sechs Jahre soll der Umbau dauern. Noch vor wenigen Tagen dementierte die Intendanz der Komischen Oper laut B.Z. einen Baustopp: „Wir sind mitten im Prozess, ihn jetzt zu stoppen, wäre politischer Selbstmord.“

Doch jetzt will die CDU-SPD-Koalition anscheinend nur noch 16 Millionen in den Bau stecken. Das reicht für die Sicherung der Baustelle und die Vorarbeiten, wie die B.Z. berichtet. So will der Senat vorerst pro Jahr 50 Millionen Euro sparen - und die Baupläne noch mal kostengünstiger überarbeiten. Baustopp heißt natürlich auch Bauruine auf Zeit, die Rückkehr des Ensembles könnte sich auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben, die Künstler müssten viel länger als bisher geplant im Schillertheater gastieren.

Gegründet wurde die Komische Oper 1947 durch den österreichischen Regisseur Walter Felsenstein. Regisseure wie Harry Kupfer, Götz Friedrich und Andreas Homoki, Opernsänger wie Jochen Kowalski und Dirigenten wie Otto Klemperer und Kurt Masur machten die Bühne über die Grenzen der DDR zu einer Opernbühne von Weltrang. Bis in die heutige Zeit. 2007 und 2013 wurde die Komische Oper von der Fachzeitschrift Opernwelt als „Opernhaus des Jahres“ und die Chorsolisten 2007 und 2015 als „Chor des Jahres“ ausgezeichnet. Das Ensemble erhielt 2015 den International Opera Award. ■