Guerilla-Aktion

Blutrot eingefärbt: Wer hat den Neptunbrunnen so versaut?

Hier starb von zwölf Jahren ein Junkie durch Polizeikugeln, als er mit einem Brotmesser auf einen Polizisten losging.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Unbekannte haben bei beiden Brunnen am Alexanderplatz, am Brunnen der Völkerfreundschaft und am Neptunbrunnen das Wasser rot eingefärbt.
Unbekannte haben bei beiden Brunnen am Alexanderplatz, am Brunnen der Völkerfreundschaft und am Neptunbrunnen das Wasser rot eingefärbt.Pressefoto Wagner

Touristen in Berlin-Mitte denken womöglich, das muss so sein. Das Wasser im Neptunbrunnen am Roten Rathaus ist an diesem Freitag rot gefärbt. Auch der Brunnen der Völkerfreundschaft am Alexanderplatz ist eingefärbt. Die Polizei prüfte das Wasser auf Verunreinigungen.

Der Neptunbrunnen ist nach Angeben der Polizei seit Donnerstagabend rot gefärbt, beim Brunnen der Völkerfreundschaft entdeckte man die rote Farbe am Freitagvormittag. Eine Gefahr für Passanten besteht nicht: Nach einer Analyse gibt die Polizei Entwarnung. Es handele sich bei der Farbe um Lebensmittelfarbe, die nach und nach aus dem System der Brunnen gespült werde, so die Polizei.

Die Hintergründe der Aktion sind zunächst unklar, die Polizei ermittelt.

Techniker der Polizei waren vor Ort, um die Verunreinigung zu analysieren.
Techniker der Polizei waren vor Ort, um die Verunreinigung zu analysieren.Pressefoto Wagner

Berliner Brunnen immer wieder Ziel von Attacken

Zuletzt waren Klimaaktivisten in den vergangenen Jahren mit Brunnen-Färbe-Aktionen aufgefallen. 2023 war das Wasser des Neptunbrunnens mit schwarzem Pulver verdreckt worden. Einen Brunnen im Hotel Adlon färbten Aktivisten im November 2024 mit einem Pulver gelb. Auch grünes Wasser führte der Neptunbrunnen in der Vergangenheit bereits.

Das letzte Mal, dass der Neptunbrunnen rot gefärbt war, richtete sich 2023 der Protest explizit gegen Polizeigewalt. Zehn Jahre nach dem tödlichen Schuss aus einer Polizeiwaffe hatten Unbekannte damals das Wasser des Neptunbrunnens am Alexanderplatz rot gefärbt.  Mit weißer Sprühkreide war zudem auf dem Gehweg davor der Schriftzug „Manuel F. 28.06.2013“ aufgebracht.

Am Brunnen der Völkerfreundschaft auf dem Alex werden Proben entnommen.
Am Brunnen der Völkerfreundschaft auf dem Alex werden Proben entnommen.Pressefoto Wagner

Im Internet bekannten sich derweil „Menschenrechtsaktivist:innen“ zu der Aktion. Man habe damit „anlässlich des Todestages symbolisch den Opfern von Polizeigewalt“ gedenken wollen, schreiben sie.

Tödlicher Schuss im Neptunbrunnen

Ein tödlicher Schuss aus einer Dienstwaffe am 28. Juni 2013 hatte bundesweit für Schlagzeilen und Diskussionen über die Verhältnismäßigkeit der Polizeiaktion gesorgt. An dem Tag war ein psychisch kranker 31-jähriger Mann nackt in den Neptunbrunnen gestiegen und hatte sich mit einem Brotmesser selbst verletzt. Manuel F. aus Weißensee litt an Schizophrenie, offenbar ausgelöst durch Drogen. Er hatte exzessiv Cannabis geraucht. Als ein Polizeibeamter ebenfalls ins Wasser stieg und mehrmals „Messer weg!“ rief, ging Manuel F. auf den Polizisten zu. Darauf schoss dieser dem 31-Jährigen in die Brust. Der Mann starb vor Ort.