Das Sirren der Stechmücken kann einen verrückt machen. Da ist es keine gute Nachricht, dass die Zeit, in der die Plagegeister zustechen, immer länger wird. Denn der Klimawandel wird aus Sicht von Deutschlands Mückenexpertin Nr. 1 die Aktivität von Stechmücken verlängern – damit wächst auch in Deutschland die Gefahr der Übertragung von Viren.
„Je früher im Jahr und je länger es warm ist, desto länger ist die Gemeine Hausmücke draußen aktiv und sticht auch“, sagt die Biologin Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (Zalf) im brandenburgischen Müncheberg. Die Entwicklung der Krankheitserreger in den Mücken sei ein temperaturabhängiger Prozess, der sich beschleunigen könnte. Auch die Zeitspanne der Übertragungen könnte sich verlängern.
Mücken suchen jetzt wärme Winterquartiere
„Das ist nicht optimal für uns. Die Verbreitung etwa des West-Nil-Virus passiert dann schneller“, sagt Doreen Werner, die Initiatorin des bundesweiten Mückenatlas ist. In diesem Jahr begann die Stechmückensaison ihr zufolge bereits im April und damit etwa drei bis vier Wochen früher als üblich, dauerte aber nicht länger als sonst.
Derzeit sind die Hausmücken oft in Kellern und Wohnungen zu finden, wie Werner sagt. „Sie mögen es feucht und warm.“ Die Weibchen suchten sich angesichts kalter Außentemperaturen wärmere Winterquartiere und drängten in den Wohnbereich. „Da wollen sie auch mal stechen, aber vor allem frostfrei über den Winter kommen.“
„In einem feuchten Keller und bei angelehntem Fenster können sie tausende von Mücken im Keller haben“, erklärt die Expertin. „Wir haben auch gerade Hochsaison, weil die Leute die Mücken zuhause sehen und wissen wollen, was es damit auf sich hat.“ Sie ruft weitere Menschen dazu auf, Mücken zu fangen und zur Analyse an die Fachleute des Mückenatlas zu schicken.

Im Jahr 2019 wurden laut Robert Koch-Institut (RKI) die bundesweit ersten durch Mücken auf Menschen übertragene Infektionen des West-Nil-Fiebers bekannt und zwar im Osten Deutschlands. Seitdem seien sie weiter überwiegend in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen registriert worden. 2024 wurden zudem einzelne Fälle in anderen Bundesländern nachgewiesen.
Durch den Stich einer heimischen Mücke haben sich in Deutschland laut RKI dieses Jahr inzwischen mindestens 26 Menschen nachweislich mit dem West-Nil-Virus infiziert. Die große Mehrheit der Infektionen verläuft aber ohne schwere Krankheitssymptome. Auch trage längst nicht jede Mücke den Erreger in sich, da sie sich selbst erst an einem Vogel infizieren müsse, betonte Werner. Etwa 20 Prozent der Infizierten entwickeln nach RKI-Angaben eine fieberhafte, grippeähnliche Erkrankung. Nur etwa jeder 100. infizierte Mensch erkranke schwer.
So können Sie sich vor der Herbstmücken schützen
Fliegengitter und Insektenschutzgewebe: Wer sie draußen halten will, kann es – sommers wie winters – mit feinmaschigen Fliegengittern an Fenstern und Türen versuchen, auch im Kellerbereich. Insektenschutzgewebe etwa gibt zum Ankleben. Eine festere Alternative sind Fliegengitter mit Spannrahmen oder Drehrahmen fürs Fenster. Letztere sind laut dem Verband Fenster + Fassade (VFF) bequem fürs Blumengießen, denn sie lassen sich wie eine Tür in eine Richtung öffnen und schließen. Für Balkon- oder Terrassentüren gibt es auch Pendel- oder Schwingtüren mit Fliegengitter. Sie lassen sich beim Durchgehen in beide Richtungen öffnen und schließen.
Ventilator: Fühlt man sich von Stechmücken in den Räumen gestört oder befürchtet, gestochen zu werden, kann man nachts einen Ventilator anschalten – wenn es einem dadurch nicht zu frisch wird. Denn Mücken meiden Luftbewegungen und schwirren dann nicht herum. Laut Umweltbundesamt muss der Ventilator dafür aber mindestens eine Windgeschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde erzeugen. Die niedrigste Stufe reicht also möglicherweise nicht. ■