Kadaver auf Bürgersteig

Unfassbar verstörend: Mann am Kottbusser Tor fängt und isst Tauben!

Ein Mann soll immer wieder öffentlich Tauben bei lebendigem Leib rupfen, sie mit einem Obstmesser köpfen und dann verspeisen. Die Behörden sind bisher untätig. In seiner Heimat sei das üblich, sagt der Mann

Author - Stefanie Hildebrandt
Teilen
Gerade in großen Städten leben oft viele Straßentauben, auch Stadttauben genannt. 
Gerade in großen Städten leben oft viele Straßentauben, auch Stadttauben genannt. Arne Bänsch/dpa

Diese Szenen sind nichts für schwache Nerven: Am Kottbusser Tor, am Halleschen Tor und in Baumschulenweg soll ein Mann Berichten zufolge immer wieder auf öffentlichen Plätzen Tauben bei lebendigem Leib Federn ausgerupft oder ihnen mit einem Obstmesser den Hals durchtrennt haben, um die Vögel anschließend zu essen.

„Bürgerinnen und Bürger berichten uns von verstörenden Szenen, in denen ein Mann mit geköpften Tauben hantiert und, wenn er darauf angesprochen wird, mit einem Messer droht. Neben einem Schlafquartier wurden zudem die Überreste unzähliger Tauben gefunden“, sagt Berlins Tierschutzbeauftragte Kathrin Herrmann. Sie übt scharfe Kritik an den Behörden, die bisher nichts gegen den Mann unternehmen. 

Kadaver auf dem Gehweg

Es sei für sie nicht nachvollziehbar, dass die Behörde ein Strafverfahren eingestellt habe, teilte Herrmann am Mittwoch mit. Sie sprach von „grausamen Übergriffen auf Tauben und Taubenküken“. „Der Anblick der Tierquälereien und liegen gelassener Kadaver sind als Störung der öffentlichen Ordnung nicht länger hinzunehmen“, so Herrmann.

Sie forderte ein entschlossenes Vorgehen der zuständigen Behörden. Die Praktik verstoße gegen das deutsche und europäische Tierschutzrecht. Der Bund gegen Missbrauch der Tiere schildert auf seiner Website die Vorfälle, die bereits seit fünf Monaten dokumentiert sind: Der Mann sei inzwischen polizeibekannt und es lägen etliche Anzeigen gegen ihn vor.

Überall in Berlin leben wie hier  am U-Bahnhof Eberswalder Straße Tauben. 
Überall in Berlin leben wie hier am U-Bahnhof Eberswalder Straße Tauben. Sabine Gudath

Tierschützer hätten den Mann, der Spritzen und Messer bei sich führt,  bei den Taten gefilmt und insgesamt vier Zeugen haben sich gemeldet, die zu den Sachverhalten ausführliche Aussagen machen können. „Ein Zeuge wurde, nachdem er den Mann angesprochen hat, bedroht, dass ihn der Tierquäler abstechen würde, wenn er sich ihm in den Weg stellt. Er selbst scheint sehr unbeeindruckt davon zu sein, dass die Polizei schon mehrere Strafanzeigen gegen ihn aufgenommen hat. Es besteht auch keinerlei Schuldbewusstsein oder Verständnis dafür, dass sein Verhalten strafbar ist“, so der Verein. 

Tauben essen in der Heimat normal

Der Mann erkläre wiederholt, in gebrochenem Deutsch, dass er die Tiere als Essen nutzt und das dies in seiner Heimat so üblich wäre. Von dem Vorgehen der Polizei zeigt er sich völlig unbeeindruckt.  Anwohner berichten auch von einem sehr verstörenden Verhalten des Mannes ihnen gegenüber.

Der Berliner Staatsanwaltschaft sind nach eigenen Angaben zwei Vorfälle bekannt, die im Zusammenhang mit den genannten Vorgängen stehen dürften. Weitere Verfahren seien zunächst nicht feststellbar, teilte ein Behördensprecher auf Anfrage mit.

Verzehr von Taubeneiern – Verfahren eingestellt

In einem Fall sei gegen einen namentlich bekannten Mann ermittelt worden wegen des Verzehrs von Taubeneiern. Dieses Verfahren sei Ende September eingestellt worden, da keine Anhaltspunkte für eine strafbare Handlung nach dem Tierschutzgesetz ersichtlich gewesen seien, so der Sprecher. Das Verfahren sei aber am 26. Oktober wieder aufgenommen worden, weil sich die Anzeigeerstatterin beschwert habe. Es werde geprüft, ob möglicherweise eine Ordnungswidrigkeit vorliege.

Tauben hinterlassen auch viel Dreck - für viele scheint kaum vorstellbar, dass es Menschen gibt, die die Vögel essen.
Tauben hinterlassen auch viel Dreck - für viele scheint kaum vorstellbar, dass es Menschen gibt, die die Vögel essen.Joko/imago

In einem weiteren Fall ging es laut Staatsanwaltschaft um einen unbekannten Mann, der eine Taube gezielt zum Zwecke des Verzehrs getötet haben sollte. „Dieses Verfahren wurde eingestellt, da ein Tatverdächtiger nicht ermittelt wurde“, so der Sprecher. Zudem setze eine strafbare Handlung entweder eine Quälerei oder eine Tötung ohne vernünftigen Grund voraus. In dem Fall sei das Tier aber zum anschließenden Verzehr getötet worden.

Tauben als Delikatesse

Grundsätzlich ist der Verzehr von zubereiteten Tauben schon lange tradiert. Im Mittelalter spielten Tauben eine relativ große Rolle auf dem Speiseplan. Doch vornehmlich reiche Menschen konnten sich das  Geflügel leisten. Das änderte sich im 20. Jahrhundert. Nach den Weltkriegen konnten sich ärmere Menschen Taubenfleisch und Kaninchen leisten. 

Dass Menschen aber auf offener Straße Tauben töten und roh verspeisen, entspricht nicht den gesellschaftlichen Normen, strafbar ist es aber offenbar nicht. Wohl aber gesundheitsgefährdend für den Mann.  Erst 2014 hatte in Spandau ein Vogelfänger für Aufsehen gesorgt. Ein Ungar hatte damals regelmäßig Vögel angelockt, sie gefangen und anschließend zu Hause zubereitet. Gegen den Mann wurde dann wegen Jagdwilderei ermittelt.