Sprayer bei der U-Bahn

Vandalen schänden neue Züge der BVG: Schämt euch, ihr Schmierfinken!

Kaum sind die ersten neuen, frischen Wagen geliefert, schon sind sie beschmiert. Warum müssen Sprayer die neue Errungenschaft zerstören? Ein Kommentar

Author - Florian Thalmann
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Kaum sind die neuen Züge da, schon sind sie wieder beschmiert: Vandalen schändeten die neuen Wagen der U-Bahn, die gerade im Testbetrieb unterwegs sind.
Kaum sind die neuen Züge da, schon sind sie wieder beschmiert: Vandalen schändeten die neuen Wagen der U-Bahn, die gerade im Testbetrieb unterwegs sind.Fabian Sommer/imago, Depositphotos/imago (Montage: FTH/BK)

Wenn bei den öffentlichen Verkehrsmitteln in Berlin neue Züge oder Fahrzeuge zum Einsatz kommen, dann sollte das die Berliner eigentlich freuen. Eine U-Bahn, die noch nicht so abgeranzt ist und glänzt wie neu, ist doch was Feines, oder? Nun ja: Vor allem Berlins Vandalen freuen sich. Denn wie die „Berliner Morgenpost“ berichtet, kann man an den nagelneuen Zügen der BVG, die gerade auf der U2 testweise rollen, schon die ersten Graffiti-Bilder bewundern. Schämt euch, ihr Schmierfinken!

Neue Züge der Berliner U-Bahn sofort beschmiert: Was soll dieser Unfug?

Über Graffiti kann man wunderbar streiten. Und das muss man hier auch, denn: Berlin ist die Hauptstadt der Graffiti-Schmierer. Für die einen ist es Kunst, die einfach in die Großstadt gehört, für die anderen sind es nur wertlose Schmierereien. Wie genau man die bunten Bilder sieht, hängt davon ab, was sie zeigen. Auf meinen täglichen, langen Spaziergängen im erweiterten Wohnumfeld laufe ich beispielsweise häufiger an der B1 entlang – und die großflächigen Bilder, die hier an Brücken prangen, entlocken mir immer wieder das eine oder andere Lächeln. Was mich allerdings nicht erfreut, sind die sinnlosen Schriftzüge. Markierungen, die Sprayer vornehmen, weil sie zeigen wollen, dass sie dort wollen – wie Hunde, die beim Pinkeln ihr Bein heben.

Genau diese prangen nun offenbar auch an den nagelneuen Zügen der U-Bahn, die gerade testweise über die Trasse der U2 rollen. Die „Berliner Morgenpost“ schreibt, dass einer der Züge, gerade neu aus der Fabrik, schon bei den ersten Fahrten dem sogenannten Graffiti-Bombing zum Opfer fiel. Auf dem schönen, gelben Lack prangen nun die bunten Schriftzüge, die von den Sprayern hinterlassen wurden. Es wird die Frage gestellt, warum die BVG die Züge nicht ausreichend schützen könne. Ich hingegen frage: Was denken sich diese elenden Schmierfinken nur?

Ein Zug der Baureihe J von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) steht in der U-Bahn Werkstatt Friedrichsfelde. Bald sollen die neuen Züge durch die ganze Stadt rollen.
Ein Zug der Baureihe J von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) steht in der U-Bahn Werkstatt Friedrichsfelde. Bald sollen die neuen Züge durch die ganze Stadt rollen.Fabian Sommer/dpa

Warum kann man sich an neuen Dingen in Berlin nicht erfreuen?

Vorbei scheinen die Zeiten, wo man neue Dinge respektiert hat, wo man sich als Mensch, der in dieser Stadt lebt, darüber freute, dass sich etwas zum Guten entwickelte. Jeder redet vom sogenannten „New Car Smell“, dem Geruch von Neuwagen, der – habe ich mir sagen lassen – das beste am Kauf eines Neuwagens ist. Es werden sogar spezielle Innenraumreinigungen angeboten, die den Geruch nach neuem Auto wiederherstellen, wenn man eine Weile damit gefahren ist. Warum? Weil neue Dinge manchmal einfach schön sind. Warum also können die Sprayer nicht ihre Finger von den BVG-Zügen lassen – damit ganz Berlin länger Freude daran hat?

Berlins U-Bahnen sind keine Leinwand für Schmierfinken!

Klar scheint: Die BVG tut, was sie kann. Züge und Bahnhöfe werden von fast 7000 Kameras überwacht, schreibt das Blatt. Rund 250 Sicherheitskräfte passen auf und schützen Züge und Anlagen. „Für unsere Fahrgäste“, wie es heißt. Genau die sind es am Ende auch, die darunter leiden, wenn kaputte oder beschmierte Züge aus dem Verkehr gezogen werden müssen, um gereinigt oder repariert zu werden. Das ist bei den nagelneuen Zügen natürlich noch kein großes Problem, da sie sowieso nur im Testbetrieb unterwegs sind. Ich kann mir aber lebhaft vorstellen was passiert, wenn nach und nach die bestellten 140 Wagen auf die Strecke kommen – und die Sprayer der Stadt die neuen, sauberen Leinwände für sich entdecken. Schämt euch!

Was denken Sie über Graffiti-Sprayer in Berlin? Ist das Kunst oder muss das weg? Und wie finden Sie es, dass die neuen Züge der U-Bahn sofort gesprüht werden? Schicken Sie uns Ihre Meinung an wirvonhier@berlinerverlag.com. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!