Hoffen bis zuletzt

Trotz Kündigung und Räumungsklage: Berlins Westernstadt gibt nicht auf

Trägerverein der traditionsreichen „Old Texas Town“ in Spandau muss Gelände räumen. Doch trotzdem wird in der Westernstadt weiter gefeiert!

Author - Stefan Doerr
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Trotz Kündigung wurde am Wochenende in der Westernstadt weiter gefeiert: Hunderte Besucher kamen allein am Samstag.
Trotz Kündigung wurde am Wochenende in der Westernstadt weiter gefeiert: Hunderte Besucher kamen allein am Samstag.Jörg Carstensen/dpa

Trotz Kündigung und Räumungsaufforderung: Die Westernstadt Spandau gibt nicht auf! Auch am Wochenende strömten Western-Fans über das Gelände, 600 kamen allein am Samstag. Der Verein hofft noch immer auf eine Lösung, denn ein Umzug kommt für die Betreiber nicht infrage.

Der Pachtvertrag für die „Old Texas Town“ in Spandau war am 31. August ausgelaufen, trotzdem macht der Trägerverein Cowboy Club Old Texas einfach weiter und öffnete am Wochenende für Besucher. „Die hatten ihren Spaß“, sagte Ralf Keber. Der Vorsitzende des Vereins hofft weiterhin, dass die Berliner Westernstadt bleiben darf.

Westernstadt steht seit 57 Jahren

Die Westernstadt im Stadtteil Haselhorst besteht schon seit 57 Jahren. Zur „Old Texas Town“ gehören etwa zwei Dutzend Gebäude. Darunter natürlich ein Saloon, eine Bank, eine Kirche und ein Gefängnis. Auch eine Stellmacher- und eine Sattlerwerkstatt können besichtigt werden. In einer Schmiede werden Pferde beschlagen und Wagenräder erhalten einen Eisenring.

Sogar eine historische Apotheke befindet sich auf dem Gelände. An jedem ersten Samstag im Monat gab es bislang eine Feier für die Öffentlichkeit – ob das im Oktober auch so sein wird, ist laut Keber offen.

Ralf Keber, der Vorsitzende der Berliner Westernstadt, hofft darauf, dass die „Old Texas Town“ bleiben darf.
Ralf Keber, der Vorsitzende der Berliner Westernstadt, hofft darauf, dass die „Old Texas Town“ bleiben darf.Jörg Carstensen/dpa

Gelände der Westernstadt soll Rechenzentrum werden

Denn der Vermieter hat dem Verein gekündigt. Die Westernstadt sei verpflichtet, das Grundstück fristgerecht und geräumt zurückzugeben, erklärt die Eigentümerfirma, die Dr. Aldinger & Fischer Grundbesitz und Vermarktungs GmbH. Sie würde das Gelände gerne für den Bau eines Rechenzentrums nutzen.

Deshalb verhalte sich die „Old Texas Town“ eindeutig vertragswidrig, wenn der Betrieb einfach weiterlaufe, meint Jochen Ehlers von der Eigentümerfirma. „Wir verstehen nicht, was ‚Old Texas Town‘ mit diesem Verhalten erreichen will“, erklärte er. Der Verein schlage so auch die letzten Türen zu.

Western-Fans hoffen, dass die „Old Texas Town“ erhalten bleibt.
Western-Fans hoffen, dass die „Old Texas Town“ erhalten bleibt.Jörg Carstensen/dpa

Gibt es doch noch einen Kompromiss?

Nun zwinge das Verhalten des Trägervereins die Eigentümer leider, gerichtlich vorzugehen. Ehlers: „Daher mussten wir nunmehr eine Räumungsklage gegen sie einreichen.“ Weitere rechtliche Schritte würden geprüft.

Westernstadt-Chef Keber will das Aus noch verhindern und beteuert Gesprächsbereitschaft. „Es ist völlig unrealistisch, innerhalb von drei Monaten eine ganze Stadt zu räumen“, sagte Keber. Der Verein habe noch nichts abgerissen und hoffe noch immer, dass es eine Lösung gibt. Ein Umzug der Westernstadt an einen anderen Standort ist nach Aussage des Westernstadt-Bürgermeisters nicht möglich. „Eine Alternative gibt es für uns nicht“, so Keber. Das aktuell genutzte Grundstück ist rund 10.500 Quadratmeter groß. (mit dpa)