Ein Mini-Hippo erobert im Sturm die Herzen der Menschen. Das zehn Wochen alte Zwergflusspferd-Mädchen, das gerade auf den Namen Toni getauft wurde, präsentierte sich am Donnerstagmorgen erstmals den Besuchern des Berliner Zoos. Berliner, Touristen aus dem In- und Ausland kamen zahlreich, viele Familien waren da, um dem tierischen Ereignis beizuwohnen. Und sofort erschallten die „Oh, wie süß!“-Rufe am Gehege der Hippo-Bay, als die Menge das kleine Dickerchen zu sehen bekam.
Natürlich ist bei so einem Ereignis aus Zoo-Direktor Andreas Knieriem dabei. Er war anfangs noch etwas skeptisch, ob sich Toni sofort zeigen würde, wenn um 10 Uhr die Pfleger die Tür vom Stall zum Gehege öffnen. Und anfangs schien es auch so, als käme Zwergflusspferd-Mama Debbie alleine heraus. Aber neben ihr tapste da doch noch, fast unscheinbar etwas Kleines. Das war Toni, die ganz vorsichtig der Mama folgte.

Kaum war Mini-Hippo Toni zu sehen, zückten die Zoo-Besucher ihre Smartphones
Da waren die Menschen am Gehege nicht mehr zu bremsen. Jeder holte sofort sein Smartphone heraus, um damit die kleinen Schritte von Toni auf Fotos und Videos für die Ewigkeit festzuhalten. Und zwischendurch musste ein stolzer Zoo-Direktor am Gehege einige Fragen beantworten.
Bei der Frage nach Tonis Größe hatte er einen sehr originellen Vergleich. „So groß wie eine doppelt fette Katze“, schoss es aus ihm plötzlich heraus und muss dabei lachen. Na, mit dem niedlichen Vergleich kann doch wirklich jeder etwas anfangen.
Dafür haben die Besucher, die dem Zoo-Direktor zugehört haben, auch erfahren, wie sich die Haut vom Mini-Hippo anfühlt: „Recht glitschig.“ Muss sie auch sein. Denn die Haut von Zwergflusspferden ist recht empfindlich, kann leicht von der Sonne verbrannt werden.

Daher leben diese Tiere, die Wärme lieben, aber viel Schatten brauchen, in den Regenwäldern Westafrikas, etwa in Sierra Leone. Die Freianlage, auf der nun Toni mit ihrer Mama herum tapst, bietet an schönen Sommertagen wie am Donnerstag genau diese idealen Bedingungen. Ein kleiner Wassergraben ist auch da, in dem das Mini-Hippo mit seiner Mama gerne mal abtaucht.
Letzteres ist auch einer der Gründe, warum wir Toni erst jetzt in der Anlage zu sehen bekommen. „Zwergflusspferde können nicht schwimmen“, erklärt Florian Sicks, der Kurator für Säugetiere im Berliner Zoo. „Die Tiere gleiten oder laufen durchs Wasser, müssen kräftig genug sein, um sich beim Tauchen vom Wasserbeckenboden abzustoßen, damit sie wieder nach oben kommen.“
Das wurde auch mit Toni nach und nach geübt. „Nun ist sie fit genug und kräftig gewachsen, sodass wir nun das Zwergflusspferd-Mädchen auf die Anlage lassen können“, sagt Sicks. Dank der guten Muttermilch von Mama Debbie ist Toni schon stattliche 20 Kilo schwer. Ausgewachsen bringen diese Tiere um die 200 Kilo auf die Waage.
Nach Eisbär Knut und den Pandas: Mini-Hippo Toni ist der neue Berliner Zoo-Star

Dass nun ein Zwergflusspferd der neue Zoo-Star nach Eisbär Knut und den Pandas geworden ist, damit hat niemand im Zoo gerechnet. Viele der Videos zum Mini-Hippo fanden im Internet weltweit ein Millionenpublikum, vor allem in Übersee. Das merkte man auch bei der Namenswahl, so Zoo-Chef Knieriem. „Die meisten Vorschläge kamen nicht aus Berlin und Deutschland. Nein, sie kamen aus den USA oder Australien. Da hat sich eine riesige Fangemeinde gebildet“, sagt er.
Was diesen Hype um das Mini-Hippo so ausmacht? „Toni ist wirklich sehr, sehr niedlich“, sagt Kurator Sicks. „Wenn sie dann noch so mit ihren Öhrchen wackelt, da schmilzt man dahin.“
Und genau das wollen die Zoo-Besucher auch sehen. Um Toni zu bestaunen, da hatte Jerry Dubas (37) aus Charlottenburg den kürzesten Anreiseweg. Mit seinem Sohn Henri (2) auf den Schultern kommt er gerade an dem Hippo-Gehege an. „Ich freue mich total, die Kleine zu sehen“, sagt er. „Wenn ich mich hier so umschaue, sind viele Leute nur wegen Toni hier.“
Touristen machten wegen Mini-Hippo extra einen Abstecher in den Berliner Zoo

Vor allem viele Berlin-Touristen machen wegen des kleinen Dickerchen extra einen Abstecher in den Zoo. So wie Jasmin Sievert (29) aus Eberstadt (Baden-Württemberg). „Toni ist total süß, es war so richtig putzig, wie es herauskam. Und solche Tierbabys sieht man wirklich sehr, sehr selten“, sagt sie.
Happy über das Mini-Hippo ist auch Andrea Giannotti (17) aus Bologna (Italien), der mit seiner Mutter in Berlin Urlaub macht. „Wir sind seit zwei Tagen in der Stadt, waren in Museen und sind nun im Zoo, um natürlich diesen Hippo zu sehen“, sagt er. „Ich habe gar nicht gedacht, dass es so klein ist. Aber dieser Hippo ist wirklich wunderschön. Ich denke, es werden jede Menge Menschen kommen, um es zu sehen.“
Wenn man die Begeisterung der Besucher über Tino so erlebt, da kann man doch als Zoo-Direktor richtig stolz sein. Knieriem erklärt: „Ich bin an so einem Tag eher stolz auf unsere tollen Mitarbeiter, die das geschafft haben.“ Und er ist froh darüber, dass nun die Zoo-Besucher das Mini-Hippo bestaunen können. Eine Begeisterung, die der Zoo-Direktor für ein wichtiges Anliegen nutzen möchte – dem Artenschutz.
„Was viele nicht wissen: Zwergflusspferde sind bedroht. Nur noch etwa 2500 leben in freier Wildbahn“, sagt Knieriem. „Das Zwergflusspferd stirbt aus, weil die Regenwälder, in dem es lebt, immer mehr verschwinden, weil sie abgeholzt werden.“ Man müsse solche Dinge in der Gesellschaft kommunizieren, damit Auswege gefunden werden, um bedrohte Tierarten vor dem Aussterben zu retten. Daher freut sich Knieriem, dass das Interesse an dem Berliner Mini-Hippo weltweit sehr groß ist. ■