Mit Spannung wird der Beschluss des Berliner Senats zur Abschaffung bestimmter Tempo-30-Zonen an Hauptstraßen erwartet. Eigentlich sollte am heutigen Dienstag darüber abschließend beraten werden. Doch das Thema wurde verschoben, wohl auf die Sitzung am 2. September. Auf Druck der SPD, die noch Detailfragen klären will. Die Liste der Straßen, um die es geht, wurde schon bekannt.
Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde sieht den zusätzlichen Abstimmungsbedarf der SPD-Fraktion im Senat gelassen. „Das nervt mich nicht“, sagte sie im RBB-Inforadio. Sie komme diesem Gesprächsbedarf ihres Koalitionspartners gerne nach. Ursprünglich hatte die CDU-Politikerin für die heutige Sitzung den Beschluss eines neuen Planes zur Luftreinhaltung angekündigt. Dieser Plan beinhaltet die Aufhebung von bis zu 25 Tempo-30-Zonen an Hauptstraßen, die vor einigen Jahren wegen schlechter Luft angeordnet worden waren.
Da die Luft nun besser sei, könne das Tempo-Limit nicht mehr damit begründet werden, so Bonde. Regelgeschwindigkeit in Ortschaften sei Tempo 50. Bonde hatte allerdings nach eigenen Angaben prüfen lassen, ob an den fraglichen Straßenabschnitten hoch frequentierte Schulwege entlangführen oder andere Gründe der Verkehrssicherheit für eine Beibehaltung von Tempo 30 sprechen.
Nur an zwei der 25 Straßen soll Tempo 30 bleiben
Offizielle Ergebnisse wurden bisher nicht bekannt. Nach Recherchen des Tagesspiegels, dem der Plan der Verkehrssenatorin vorliegt, will Bonde lediglich an zwei Strecken das Tempo-Limit 30 aus Gründen der Verkehrssicherheit beibehalten. Und zwar auf der Strecke Breite Straße und Schönholzer Straße zwischen Grabbeallee und Mühlenstraße in Pankow, sowie der Danziger Straße von der Schönhauser Allee bis zur Schliemannstraße in Prenzlauer Berg, wie der Tagesspiegel berichtet. Die Zeitung listete auch die 23 Strecken auf, auf denen das Tempolimit aufgehoben werden soll. Um diese Straßen handelt es sich demnach:
- Albrechtstraße von Robert-Lück-Straße bis Neue Filandastraße
- Dominicusstraße von Ebersstraße bis Hauptstraße
- Dorotheenstraße von Wilhelmstraße bis Friedrich-Ebert-Platz
- Elsenstraße von Treptower Park bis Karl-Kunger-Straße
- Erkstraße von Karl-Marx-Straße bis Sonnenallee
- Friedrichstraße von Unter den Linden bis Dorotheenstraße
- Hermannstraße von Mariendorfer Weg bis Emser Straße
- Hermannstraße von Silbersteinstraße bis Emser Straße (im vorstehenden Abschnitt integriert)
- Invalidenstraße von Alexanderufer (Sandkrugbrücke) bis Scharnhorststraße
- Joachimsthaler Straße von Hardenbergplatz bis Kurfürstendamm
- Kaiser-Friedrich-Straße von Kantstraße bis Otto-Suhr-Allee
- Klosterstraße von Brunsbütteler Damm bis Pichelsdorfer Straße
- Luxemburger Straße von Genter Straße bis Müllerstraße
- Mariendorfer Damm von Westphalweg bis Eisenacher Straße
- Martin-Luther-Straße von Lietzenburger Straße bis Motzstraße
- Oranienburger Straße von Roedernallee bis Wilhelmsruher Damm
- Reinhardtstraße von Charitéstraße bis Kapelle-Ufer
- Saarstraße von Rheinstraße bis Autobahnbrücke
- Scharnweberstraße/Müllerstraße von Kapweg bis Afrikanische Straße
- Stromstraße von Bugenhagenstraße bis Turmstraße
- Tempelhofer Damm von Ordensmeisterstraße bis Alt-Tempelhof
- Torstraße von Prenzlauer Allee bis Chausseestraße
- Wilhelmstraße von Unter den Linden bis Dorotheenstraße
Wieder Tempo 50: Kritik von SPD, Grünen und Umweltverbänden
An der Rückabwicklung von Tempo-30-Zonen, die aus Gründen der Luftreinhaltung angeordnet worden waren, gibt es Kritik von Umweltverbänden und Grünen, aber auch aus den Reihen des Koalitionspartners SPD. Die Kritiker argumentieren vor allem mit der Verkehrssicherheit und befürchten, dass dann wieder mehr und auch folgenreichere Unfälle mit Verletzten und Toten passieren könnten.