Automatensprenger

Sprengstoff-Kurier von Neukölln: Jetzt jagte er sich selber in die Luft

Ein Mann transportierte hochexplosiven Sprengstoff durch Berlin, nun kam er offenbar bei einer Explosion in Niedersachsen ums Leben.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Polizeibeamte gehen auf einem Bahnsteig des S-Bahnhofs Neukölln. Die Bahnsteige der S-Bahn waren wegen des Sprengstofffundes gesperrt.
Polizeibeamte gehen auf einem Bahnsteig des S-Bahnhofs Neukölln. Die Bahnsteige der S-Bahn waren wegen des Sprengstofffundes gesperrt.Soeren Stache/dpa

Erinnern Sie sich: Berlin Neukölln spielten sich Ende Oktober filmreife Szenen ab: Ein Mann, etwa 30 Jahre alt, steht mit einem hellen Beutel am S-Bahnhof Neukölln, als Bundespolizisten auf ihn aufmerksam werden. Ein Routineeinsatz? Weit gefehlt! Denn als die Beamten den Mann kontrollieren wollen, läuft er panisch davon und lässt die Tasche mit einem hochexplosiven Sprengsatz einfach fallen. Dass der hochexplosive Sprengstoff nicht explodiert, ist reine Glückssache. Der Mann flüchtet über die Gleise, seitdem wird nach ihm und einem Kumpan gefahndet.

Nun gibt es Anhaltspunkte darauf, dass der Mann, der den Beutel fallen ließ, selber bei einer Explosion ums Leben kam. Bei einer Explosion im niedersächsischen Lohne sei ein Mann gestorben, der im Zusammenhang mit der Berliner Fahndung stehen könnte, teilte die Berliner Staatsanwaltschaft am Freitag mit.

Zu der Explosion mit anschließendem Brand in Niedersachsen kam es laut Staatsanwaltschaft dann in der Nacht vom 23. auf den 24. November. In der Wohnung in dem Mehrfamilienhaus, in dem sich die Detonation zutrug, wurde ein bis zur Unkenntlichkeit verbrannter Leichnam gefunden.

Das DNA-Gutachten zur eindeutigen Identifizierung steht laut Anklagebehörde noch aus. Sollte sich die Annahme bestätigen, dass es sich um den 34-Jährigen handelt, werden die Ermittlungen „zeitnah“ eingestellt. Nach dem Begleiter des Manns wird weiterhin gefahndet.

Der Sprengstoff-Kurier, von dem vermutet wird, er gehöre dem Automatensprenger-Millieu an hatte in dem Beutel ein halbes Kilo Triacetontriperoxid, kurz TATP, mitten durch die Stadt transportiert. TATP ist ein gefährlicher Sprengstoff, den Ermittler sonst vor allem bei Terroranschlägen finden. TATP ist instabil und nur schwer zu handhaben – eine Explosion hätte fatale Folgen haben können.

Ein Entschärfer der Berliner Polizei sagte der Bild: „TATP wird in der Regel bei Anschlägen eingesetzt und ist extrem riskant zu transportieren.“ Der Sprengstoff wurde in einem Erdloch in einer nahen Grünanlage kontrolliert zur Explosion gebracht. ■