Ärztemangel

Sind sich die Berliner Ärzte zu fein für den Osten?

Gute Ärzte für die hübschen Berliner Bezirke und auf der anderen Seite der Stadt ein alarmierender Ärztemangel! Muss der Osten zukünftig im Westen zum Arzt gehen?

Author - Veronika Hohenstein
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Ärztemangel in Berlin – und ausgerechnet den Osten trifft es am härtesten! (Symbolfoto)
Ärztemangel in Berlin – und ausgerechnet den Osten trifft es am härtesten! (Symbolfoto)Zoonar, Imago

Diejenigen, die im Osten leben, sollten sich zweimal überlegen, ob sie wirklich krank werden sollten, – denn im Osten kann es eng werden mit einem Arzttermin, wenn man ihn braucht!

In Berlin ist die Ärzteverteilung ziemlich ungleichmäßig. Sie ahnen es vielleicht schon, aber in den gutbürgerlichen Bezirken, wie beispielsweise in der City West, soll es überdurchschnittlich viele Ärzte geben, – während es in Marzahn-Hellersdorf, Treptow-Köpenick, Lichtenberg und Spandau eine zum Teil dramatische Unterversorgung gibt! Das berichtet die Taz.

Der Zeitung zufolge soll es, was beispielsweise Hausärzte angeht, im schönen Charlottenburg-Wilmersdorf einen Versorgungsgrad von 121 Prozent geben! Marzahn-Hellersdorf muss sich hingegen mit nur 79 Prozent herumschlagen!

Muss der Osten im Westen zum Arzt gehen?

Was Frauenärzte angeht, liegt Treptow-Köpenick bei einem Versorgungsgrad von nur 87 Prozent – letzter Platz in Berlin. Aber woher kommt diese Unterversorgung? Sind sich unsere Berliner Ärzte vielleicht zu fein für den Osten? Könnte sein. Aber ein weiterer Grund für die ungerechte Verteilung sei auch das Wachstum der Bezirke. Beispielsweise wurden in Spandau in den vergangenen Jahren viele neue Wohnungen gebaut, wodurch die Einwohnerzahl stieg, ohne dass mehr Ärzte nachrückten. Aber das ist nicht alles: Laut des Gesundheitsstadtrats von Marzahn-Hellersdorf, Gordon Lemm (SPD), sei tatsächlich auch das „schlechte Image“  des Bezirks daran Schuld. Spürbar sei es auch im sozialpsychiatrischen Dienst in Marzahn-Hellersdorf. Wo fünf von fünf Arztstellen nicht besetzt sind!

Und die Lage dürfte sich kaum bessern. Denn Gordon Lemm weist darauf hin, dass viele Ärzte zu den Babyboomern gehörten, die bald den Ruhestand erreichten. Und was passiert dann? Muss der Osten zukünftig im Westen zum Arzt gehen?

Kein unwahrscheinliches Szenario. Denn Berlin bekommt keine zusätzlichen Arztsitze, weil im gesamten Stadtgebiet der Versorgungsgrad laut Taz ausreichend sei. Die Kassenärztliche Vereinigung reagierte zwar inzwischen auf die ungleiche Ärzteverteilung, indem bestimmt wurde, dass sich neue Ärzte mittlerweile nur noch in unterversorgten Gebieten niederlassen dürfen. Außerdem gäbe es Förderprogramme und Stipendien für Medizinstudenten, die dort später arbeiten wollen. Zudem hat die Vereinigung eigene Hausarztpraxen im Osten der Stadt eröffnet – und weitere sind geplant.

Wie erleben Sie in Ostberlin den Zugang zu Ärztinnen und Ärzten? Fühlen Sie sich gut versorgt – oder fehlt es an Haus- und Fachärzten in Ihrer Nähe? Schreiben Sie uns gerne Ihre Meinung in die Kommentare, oder einen Leserbrief an leser-bk@berlinerverlag.com – Wie freuen uns!