Wohnungsnot in Berlin

Senat quartiert Geflüchtete in Luxus-Hotel am Kudamm ein

Unterkünfte für Geflüchtete werden dringend gesucht. Der Senat setzt dabei auch verstärkt auf Hotels und Hostels. Fast 3000 Plätze für Geflüchtete gibt es hier. Laut Sozialsenatorin nur eine Übergangslösung.

Author - Stefanie Hildebrandt
Teilen
Das Hotel Dormero in der Nähe des Kurfürstendamms. 
Das Hotel Dormero in der Nähe des Kurfürstendamms. Emmanuele Contini

Berlin setzt bei der Unterbringung von Geflüchteten noch deutlich stärker auf Hostels und Hotels als zunächst angekündigt. Aktuell gibt es dort 2912 Plätze (Stand 13. November), wie die Senatsverwaltung für Soziales und Integration unter Cansel Kiziltepe (SPD) auf Anfrage mitteilte. Rund drei Viertel davon seien belegt.

Die Sozialsenatorin hatte Ende September bekannt gegeben, bis Ende des Jahres sollten durch Anmietung von Zimmern in Hotels und Hostels etwa 1500 Plätze für Flüchtlinge zur Verfügung stehen. Diese Zielzahl ist damit weit überschritten.

57 Euro am Tag für Hotel-Unterbringung

Insgesamt gibt es inzwischen Verträge mit elf Betrieben. Nach Angaben der Sozialverwaltung reicht das Angebot von wenigen Einzelzimmern bis hin zu Mehrbettzimmern, die zum Beispiel von sechs Personen genutzt werden. Im Vergleich zu Großunterkünften wie auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel sei die Unterbringung in Hostels und Hotels die günstigere Alternative. Der durchschnittliche Tagessatz für eine Unterbringung in Hostels und Hotels liegt demnach derzeit bei 57 Euro.

Zu dem Vergleichswert bei der Unterbringung in Tegel machte die Sozialverwaltung keine Angaben. „Fest steht aber: Auf Grundlage der monatlichen Kosten in Höhe mehrerer Millionen für das Ankunftszentrum in Tegel könnte man in Berlin jeden Monat zwei modulare Unterkünfte bauen.“

Betten stehen in einem Raum als Unterkunft für Geflüchtete im Ankunftszentrum Tegel.
Betten stehen in einem Raum als Unterkunft für Geflüchtete im Ankunftszentrum Tegel.Carsten Koall/dpa

Die Sozialverwaltung weist auf weitere Vorteile der Anmietung von Zimmern hin: „Aus Sicht der Geflüchteten ist der Alltag in den Hostels eher ruhig, es gibt eigene Bäder, und zum Teil sind Küchen vorhanden.“ Das erleichtere den Menschen das Leben, sei aber keine langfristige Lösung. Die Kapazitäten seien aufgrund der zeitlichen Rahmenbedingungen in den Verträgen nur befristet vorhanden.

Vor der Sanierung noch mal Geld verdienen

Eines der vom Senat angemieteten Hotels ist etwa das Hotel Dormero in Kudamm-Nähe, berichtet die B.Z.  In dem Gründerzeitbau befinden sich 72 Zimmer und acht Suiten. Ein Zimmer dort wird normalerweise für 130,50 Euro vermietet. Werden die Zimmer mit mehreren Geflüchteten belegt, gibt es pro Person 57 Euro für das Hotel. Ein lukratives Geschäft.

Im Dormero sollen bereits 100 Asylbewerber aus Syrien, Afghanistan und der Türkei eingezogen sein, berichtet die B.Z., 166 sollen es werden.

Die Häuser der Dormero-Gruppe seien für ihre extravagante und teure Einrichtung bekannt. Doch nach B.Z.-Informationen soll das Hotel sanierungsbedürftig sein. Die Sanierung sei verschoben worden, die Zeit werde mit der Unterbringung von Flüchtlingen überbrückt, heißt es. Ein lukrativer Lückenschluss: Das Hotel in der Eislebener Straße erhält für 166 Asylbewerber pro Tag 9462 Euro und pro Monat 283.860 Euro.

Ein Zimmer im Hotel Dormero
Ein Zimmer im Hotel DormeroDormero Gruppe

„Die Unterbringung in Hostels und Hotels ist ebenso wie die Errichtung von Großunterkünften nur eine Notlösung“, betont Sozialsenatorin Kiziltepe. „Richtig bleibt: Gelingende Integration bedarf einer dezentralen Unterbringung.“ Der Senat halte daher am Ziel fest, modulare Unterkünfte für Geflüchtete zu errichten, die in die Kieze integriert seien. „So erhöhen wir langfristig das Angebot an bezahlbarem Wohnraum für alle Berlinerinnen und Berliner.“