„Nicht ganz knusper in der Birne“

Schwachsinn für 400 Mio. Euro? Berlin diskutiert über Drehkreuze für die U-Bahn

Nach dem CDU-Vorstoß diskutiert die ganze Stadt: Braucht Berlin wirklich Drehkreuze vor den U-Bahnen - oder ist der Plan nur eine Schnapsidee?

Author - Florian Thalmann
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In verschiedenen anderen Städten gibt es bereits Zugangssperren vor der U-Bahn, etwa in Paris und London. Auch in Berlin wird über dieses System immer wieder nachgedacht.
In verschiedenen anderen Städten gibt es bereits Zugangssperren vor der U-Bahn, etwa in Paris und London. Auch in Berlin wird über dieses System immer wieder nachgedacht.William Perugini/imago

Soll es an Berlins Bahnhöfen der U-Bahn Zugangssperren geben? Erneut wird über die Idee diskutiert – dieses Mal gibt ein Vorstoß von CDU-Politiker Dirk Stettner den Anlass. Er möchte die 175 U-Bahnhöfe in Berlin mit Drehkreuzen ausstatten, den Nahverkehr im Untergrund so sauberer und sicherer machen, Vandalismus vermeiden. Die Kosten sollen die Berliner tragen. Wie finden die Menschen in der Hauptstadt die Idee? Beim KURIER wird heftig diskutiert!

Braucht Berlin wirklich Drehkreuze vor der U-Bahn?

Stettner brachte die Idee, die schon mehrfach diskutiert wurde, jetzt erneut im Gespräch. Für insgesamt rund 400 Millionen Euro sollen alle Berliner U-Bahnhöfe mit Zugangssperren ausgestattet werden. Die Kosten, die aus dem Haushalt der Stadt nicht gestemmt werden könnten, will der CDU-Politiker auf die Ticketpreise umlegen. Heruntergerechnet auf zehn Jahre seien das Centbeträge, sagte Stettner. Und schließlich würde es im Untergrund dann sauberer und sicherer.

Was sagen die Berlinerinnen und Berliner zu der Idee? Die Meinungen gehen sehr auseinander – auf der Facebook-Seite des KURIER ist das deutlich zu spüren. „Es wäre einfach mal schön, wenn alle S- und U-Bahnhöfe nur noch mit gültigem Fahrschein zu betreten sind, wie man es aus anderen Ländern kennt“, schreibt ein Nutzer. Tatsächlich gibt es in anderen Städten ähnliche Systeme – wer die Pariser Metro nutzen möchte, braucht etwa einen Fahrschein, mit dem man Zugang zum Bahnhof erhält. Auch in der „Underground“ in London ist der Zugang so geregelt.

Auch in Brüssel in Belgien wird der Zugang zur U-Bahn durch ein System aus Sperren geregelt. Wer hier rein will, braucht ein gültiges Ticket.
Auch in Brüssel in Belgien wird der Zugang zur U-Bahn durch ein System aus Sperren geregelt. Wer hier rein will, braucht ein gültiges Ticket.Winfried Rothermel/imago

Die Einlassmethode sei genial, kommentiert eine andere KURIER-Leserin. Allerdings gibt sie zu, dass das System auch sehr kostspielig sei – und es andere Baustellen gibt, die wichtiger seien. Ihr Vorschlag: „Vielleicht statt der ständigen Diätenerhöhung der Politiker mal in das neue Einlasssystem der BVG investieren!“ Andere bezweifeln, dass die Kosten für Wartung und Personal einberechnet seien. Und überhaupt: Warum kann das nicht von der BVG bezahlt werden? Schließlich fallen danach die Ticketkontrollen weg, merkt ein Nutzer an. Es werde also auch massiv Geld gespart.

Drehkreuze vor der U-Bahn: Nicht alle sind begeistert von der Idee

Andere sind wenig begeistert von der Idee. „Die sind doch nicht ganz knusper in der Birne“, heißt es in einem Kommentar. Andere nennen den Plan, die Berliner U-Bahn mit Drehkreuzen auszustatten, „Schwachsinn“ oder bezeichnen ihn als „Schnapsidee“. „Kann am Alex, Friedrichstraße und Co. spannend werden im Berufsverkehr“, merkt ein Leser an. „Erstmal eine Stunde anstehen, bis man da durch kommt.“

Könnte man auch die Berliner U-Bahn mit einem System aus Zugangssperren sicherer machen?
Könnte man auch die Berliner U-Bahn mit einem System aus Zugangssperren sicherer machen?Fabian Sommer/dpa

In einem Punkt sind sich aber viele Nutzer einig: Bei dem CDU-Vorstoß dürfte es sich um eine Nebelkerze handeln – und wenn nicht, dürfte es viele Jahre dauern, bis die Idee der Zugangssperren an den U-Bahnhöfen Wirklichkeit wird. „Braucht man als Berliner gar nicht drüber nachdenken“, schreibt ein Facebook-Nutzer. „Erstens wird es im Senat keine Einigung drüber geben. Und selbst wenn, dauert die Planung sehr viele Jahre, dann der Beginn der Arbeiten irgendwann in zwei Jahrzehnten und die Fertigstellung ist ungewiss.“ Zudem würden sich die Kosten sicherlich verdreifachen. „Lasst uns lieber das bauen, worauf sich Berlin spezialisiert hat: Poller in Nebenstraßen.“ Und in einem Kommentar heißt es zu den Plänen für Zugangssperren bissig: „Die Realisierung findet im Jahr 17532 nach Christi statt.“

Drehkreuze vor der U-Bahn sollen Wohlbefinden steigern

Ob der Plan von Dirk Stettner Wirklichkeit wird? Die Berliner werden es sehen – oder eben auch nicht. Der CDU-Politiker ist jedenfalls sicher: „Wir glauben, dass es für die Sicherheit und das Wohlbefinden unserer Stadt gut wäre, wenn wir das U-Bahn-System durch Zugangskontrollen sicherer machen.“  Das funktioniere in der ganzen Welt. „Warum soll es nicht in Berlin funktionieren?“ Und auch die Umlegung der Kosten auf die Berlinerinnen und Berliner sieht er nicht als Problem. „Wenn ich für einige Cent mehr das U-Bahn-System sauber und sicher machen kann, würde ich diese Frage gerne den Berlinern stellen“, sagt Stettner.

Was halten Sie von der Idee, die U-Bahnhöfe mit Zugangssperren abzusichern? Wir wollen Ihre Meinung hören! Schreiben Sie uns an wirvonhier@berlinerverlag.com. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften – wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!