Mittagessen gerettet

Schulessen in Berlin: Umstrittener Caterer gibt den Löffel ab

Der neue Caterer an Berlins Schulen,„ 40Seconds“ entschuldigt sich und gibt die Hälfte der Schulen ab, die er versorgen sollte.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Schüler beim Mittagessen in der Mensa einer Berliner Grundschule. 
Schüler beim Mittagessen in der Mensa einer Berliner Grundschule. Jens Kalaene/dpa

Statt 5000 sollte der Caterer „40Seconds“ 50.000 Portionen Mittagessen an Berliner Schulen liefern. Das ging gehörig schief. Nun rudert der Anbieter zurück und hat angekündigt, die Versorgung von gut der Hälfte der Schulen abzugeben.

„Wir müssen eingestehen, dass wir die Komplexität unterschätzt haben“, so Geschäftsführer Thorsten Schermall. „Das Volumen hat uns überrannt. Wir haben nicht hinbekommen, alles ordentlich umzusetzen.“

Mit zwei Bezirken, Pankow und Treptow-Köpenick hatte es zuvor schon einvernehmliche Aufhebungsverträge gegeben.  „40 Seconds Kids ist derzeit im Gespräch mit den Bezirken, um gemeinsam einvernehmliche Lösungen herbeizuführen, die die Situation entlasten. Ziel ist dabei, die Anzahl der zu versorgenden Schulen zu halbieren“, teilt ein Unternehmenssprecher der Berliner Zeitung mit.

Entschuldigung für Schulessen-Chaos

Außerdem entschuldigte sich 40 Seconds bei allen Kindern, Eltern und Lehrern. 

Der Zuschlag für den neuen Caterer war bei einigen Schulen erst in den Sommerferien erfolgt, das Vergabeverfahren steht in der Kritik. Nun ist man in den Bezirken und bei der Senatsverwaltung um Schadensbegrenzung bemüht.  Eltern, Lehrer und Schüler hatten massiv über Verzögerungen, Ausfälle und Engpässe bei der Essenslieferung geklagt. Der Berliner Senat setzte Anfang der Woche eine Taskforce ein, um die Schwierigkeiten zu beheben. Am Dienstag gelang es dem Caterer umzusteuern: 30.000 Essen wurden ausgeliefert, so der Unternehmenssprecher.

Probleme mit dem Schulessen: Linke und Grüne geben Senatorin die Schuld

Hätte Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) das Thema Schulessen früher zur Chefsache machen sollen? Ja, sagen Grüne und Linke. Sie hatten dazu eine aktuelle Stunde im Berliner Abgeordnetenhaus beantragt. Der Antrag wurde abgelehnt. Der Grünen-Abgeordnete Sebastian Walter sagt: „Das Chaos beim Schulessen zeigt, dass die Koalition keine funktionierenden Abläufe für die Stadt schafft. Der Zeitplan war zu eng, die Mengen wurden falsch eingeschätzt. Im kommenden Plenum fordern wir daher Antworten: Wie plant die Regierung, diese Missstände zu beheben? Jedes Kind hat das Recht auf eine gute Bildung und eine sichere Lernumgebung. Es kann nicht sein, dass es bereits am ersten Schultag grundlegenden Dinge fehlt.“

Auf der Webseite von 40 Seconds ist diese Stellungnahme zu lesen: „Der Zuschlag vieler Schulen erfolgte erst während der Ferienzeit. Die Ursache der späten Auftragsvergabe lag leider in der vergaberechtlichen Notwendigkeit, die der Senat zwingend einhalten musste, weil einige Mitbewerber versucht haben, mit den gegebenen rechtlichen Möglichkeiten die finalen Vergaben herauszuzögern. Sie wollten damit erreichen, die bestehenden Aufträge für die Dauer des Nachprüfungsverfahrens künstlich zu verlängern. Dadurch bedingt konnten wir erst kurzfristig reagieren. Nur mit der finalen Auftragsvergabe für die jeweilige Schule war es für uns möglich, alle Notwendigkeiten für eine zufriedenstellende Umsetzung der Versorgung unserer Schüler in die Wege zu leiten. Wir freuen uns auf die nächsten vier gemeinsamen Jahre!“

40 Seconds-Chef Thorsten Schermall hofft, dass eine neue Großküche am Eichborndamm „in den nächsten zehn Tagen“ in Betrieb genommen werden kann. Dann soll endlich Routine in die Essenslieferung für tausende Berlier Kinder kommen. ■