Ständig wird im Kiez geballert

Schüsse vor Bar: Gesundbrunnen wird zum Gewalt-Hotspot

In dem Stadtteil von Berlin-Mitte gibt es immer wieder gewaltsame Streitigkeiten und es wird zu den Waffen gegriffen – wie jetzt in der Brüsseler Straße.

Author - Norbert Koch-Klaucke
Teilen
Großes Polizei-Aufgebot in der Brüsseler Strasse, nach dem Schüse vor einer Bar gefallen sind.
Großes Polizei-Aufgebot in der Brüsseler Strasse, nach dem Schüse vor einer Bar gefallen sind.Axel Billig / Pressefoto Wagner

Es ist Sonntagmorgen, die meisten Menschen in Berlin schlafen noch. In Berlin-Gesundbrunnen sind dagegen die Anwohner in der Brüsseler Straße hellwach. Schüsse krachen dort plötzlich um 3.30 Uhr vor einer Bar. Die Polizei rückt an. Wieder einmal sind sie in diesem Teil in Berlin. Denn das Geballer gehört in Gesundbrunnen mittlerweile zum Alltag.

Wild-West-Stimmung im Kiez. Gesundbrunnen scheint immer mehr zum Gewalt-Hotspot der Hauptstadt zu werden. Gibt es irgendwo ein Problem, greift man blitzschnell zu den Waffen. Wie an diesem Sonntag in der Brüsseler Straße.

Die Schüsse krachen, die Projektile landen im Schaufenster. Mehrere Einschusslöcher in einer Scheibe stellen die herbei alarmierten Polizisten fest. „Verletzt wurde niemand“, sagt ein Polizeisprecher. „Zu den Hintergründen wird ermittelt.“

Ein bisschen wenig Information für jede Menge Polizeiarbeit. Denn die Ermittler sind ganz schön lange in der Brüsseler Straße. Sie fangen mit dem Absperren des Tatortes an, da ist es noch dunkel in Berlin. Sie befragen Zeugen, suchen nach Patronenhülsen, durchkämmen fast jeden Winkel rund um die Bar. Als die Polizei-Beamten abrücken, ist es taghell in Berlin.

Es ist schon Tag, als Polizisten nach den Schüssen vor einer  Bar nach Patronenhülsen und andeeren Spiren in der Brüsseler Straße suchen.
Es ist schon Tag, als Polizisten nach den Schüssen vor einer Bar nach Patronenhülsen und andeeren Spiren in der Brüsseler Straße suchen.Axel Billig / Pressefoto Wagner

Für die Ordnungshüter der Hauptstadt ist ein Einsatz in Gesundbrunnen in der Tat nichts Besonderes mehr. Fast jede Woche passiert dort ein Verbrechen. Überfälle, Messerstechereien, Schießereien verbreiten Angst und Schrecken in dem Stadtteil und machen den Ortsteil so zum neuen Gewalt-Hotspot in Berlin.

Mal sind es Clan-Streitereien, oft Männer mit Migrationshintergrund, meist aus Osteuropa kommend, die ihren Zoff auf offener Straße suchen und austragen. Da wird zum Messer gegriffen oder man ballert wild um sich, so wie es in Polizei-Meldungen aus dem vergangenen Jahr steht.

Gesundbrunnen: Tod eines Boxers ist trauriger Höhepunkt der Gewalt

Und 2025 gibt es einen Toten: Vor wenigen Wochen wird der Berliner Boxer Abu Yusupov (39) Opfer einer Messerstecherei. Die Tat geschieht Anfang Juni auf dem Hanne-Sobek-Platz, dem Bahnhofsvorplatz vom S-Bahnhof Gesundbrunnen.

Laut Medienberichten war Yusupov mit zwei Freunden unterwegs. Diese gerieten plötzlich in einen Streit mit drei anderen Männern – wohl ein Konflikt zwischen Tschetschenen und Afghanen. Es ging offenbar um Revierstreitigkeiten im Drogenmilieu.

Der Berliner Boxer Abu Yusupov
Der Berliner Boxer Abu YusupovTorsten Helmke/imago

Der Boxer versuchte zu schlichten, ging dazwischen. Der ehemalige deutsche Jugendmeister streckte zwei Männer nieder. Der Dritte rammt Yusupov das Messer von hinten in den Hals, durchtrennt die Halsschlagader des Boxers. Er stirbt später im Krankenhaus.

Yusupovs Tod ist der Höhepunkt einer Gewaltserie, die Gesundbrunnen in diesem Jahr durchzieht. Auch die folgenden Fälle zeigen, dass Streitereien in dem Kiez stets mit Waffen geklärt werden.

So wurde im Mai ein alter Mann (66) vor einem Wohnhaus in der Lortzingstraße angeschossen aufgefunden. Zwei Wochen später wurde ein 32-Jähriger Opfer einer Auseinandersetzung am U-Bahnhof Osloer Straße. Es fielen Schüsse, der Mann kam verletzt in ein Krankenhaus.