Anliegern stinkt's

Saustall Kreuzberg: Seit Wochen türmt sich am Kotti der Müll

Müll mitten auf der Straße am Kottbusser Tor in Berlin: Hier läuft was aus dem Ruder. Die BSR kam vorbei. Gelöst ist das Problem noch nicht.

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Müllberge am Kottbusser Tor. Warum passiert hier nichts?
Müllberge am Kottbusser Tor. Warum passiert hier nichts?Markus Wächter

In Berlin kennt man sich mit Müll aus. Vor allem draußen auf der Straße. Wenn aber selbst die Anlieger am Kottbusser Tor, wo der Müll sich regel- und gewohnheitsmäßig türmt, Alarm schlagen, ist klar: Hier läuft was aus dem Ruder. Der Saustall Kreuzberg gerät mal wieder in die Schlagzeilen.

Nur wenige Meter entfernt, in einer Einfahrt an der Reichenberger Straße, türmen sich Müllsäcke, weggeworfene Kaffeebecher und alte Kleidungsstücke. Nicht nur bei Passanten entsteht der Eindruck, dass die gesamte Nachbarschaft dieses Areal zur illegalen Müllhalde ausgerufen hat.

„Das ist mehr als mehr“, sagt Monique Messikh-Müller, die Geschäftsführerin des Nachbarschaftsvereins Kotti e.V., über die schier unaufhaltsam wachsenden Abfallberge, berichtet die „Berliner Zeitung“. Sie hat bereits das Ordnungsamt per App informiert, doch bislang gab es nur eine automatische Bestätigung – passiert ist scheinbar nichts.

Besonders betroffen ist Hakan Bulut, Inhaber des Cafés Lookma Berlin, das nur wenige Meter von dem Müllberg entfernt liegt. Seit einem Monat sei dieser Haufen dort, erzählt er, dem Blatt. Doch das Müllproblem in der Straße bestehe schon lange.

Bulut vermutet, dass Mieter des Hauses, in dem sich auch sein Geschäft befindet, einfach keinen anderen Platz mehr für ihren Abfall finden und ihn deshalb hier abladen. Wenn einer anfange, werfen alle weiter drauf, bestätigt auch Talat Kalkan vom benachbarten Restaurant Izmir Köftecisi. Und mit dem Müll kommen natürlich die Ratten.

Mit dem Müll kommen die Ratten

„Seit der Müll sich so angehäuft hat, ist das wie Black Friday für die Ratten“, sagt Bulut. Auch die Co-Leiterin einer nahegelegenen Kita, Lucie Gillias, kann das gegenüber der „Berliner Zeitung“ nur bestätigen: „Wir haben alle ein Rattenbekämpfungsabo.“ Die gesamte Nachbarschaft kämpft mit den Nagetieren.

Der Müllberg am Kottbusser Tor von oben.
Der Müllberg am Kottbusser Tor von oben.Markus Wächter

Doch warum kümmert man sich so wenig um die Beseitigung des Abfalls? Die Berliner Stadtreinigung (BSR) war zwar schon vor Ort, mitgenommen hat sie angeblich aber nichts – nur Fotos wurden gemacht. Der Grund: Es handelt sich um ein Privatgrundstück mit Wegerecht, die Straße darf nur passiert, nicht aber gereinigt werden.

Aber wer trägt die Verantwortung? Laut Bulut liegt sie bei der Hausverwaltung oder gar beim Eigentümer, der jedoch offenbar selten vor Ort sei. Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg erklärte auf Nachfrage, dass man sich des Problems bewusst sei und mit der Hausverwaltung im Austausch stehe.

Kita mitten in der Müllzone

Diese wiederum betont laut „Berliner Zeitung“, dass der Hauswart mindestens zweimal pro Woche die Müllplätze aufräume. Doch das Problem ließe sich kaum in den Griff bekommen, da das Grundstück aus zwei Richtungen frei zugänglich sei.

Auch die Kita in der Nachbarschaft hat Konsequenzen gezogen: Um sich vor dem Müll und den Ratten zu schützen, lagert sie ihren Abfall mittlerweile an einem anderen Ort, hat ihren Zaun höher gezogen und verdichtet, damit keine Spritzen auf das Gelände fliegen.

Trotzdem hat sich eine gewisse Resignation breitgemacht. Wahrscheinlich habe sie schon einen Tunnelblick, sagt Gillias. Denn für viele in der Nachbarschaft ist der Müll längst trauriger Alltag geworden.

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