5000 Kubikmeter Müll

Berlin verdreckt: Mitte schickt jetzt Müll-Sheriffs auf die Straße

In Berlin-Neukölln werden Umweltsünder sogar schon mit Nachtsichtgeräten gejagt. Mitte will jetzt auch Müllermittler durch den Bezirk streifen lassen.

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Die Müllermittler des Bezirksamts Neukölln haben eine illegale Mülldeponie entdeckt.
Die Müllermittler des Bezirksamts Neukölln haben eine illegale Mülldeponie entdeckt.Bezirksamt Neukölln

Der Berliner erzeugt jedes Jahr Unmengen an Müll. Rund 400 Kilogramm pro Person, rund 1,3 Millionen Tonnen kommen insgesamt zusammen. Und vieles landet davon auf der Straße. Die meisten Müllferkel wohnen in Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln. Auf Platz 3 der unrühmlichen Liste landen die Einwohner von Berlin-Mitte. Genug ist genug, sagt sich jetzt das Bezirksamt und will eine „Soko Müll“ nach dem Vorbild Neukölln aufstellen.

Jedes Jahr muss die BSR in Berlin-Mitte mehr als 5000 Kubikmeter Müll aus den Parks und von den Straßen holen. Schutt, alte Möbel, kaputte Fernseher, halbvolle Farbeimer und sonstiges Gelumpe, von dem der Berliner glaubt, es einfach auf die Straße pfeffern zu können. Deshalb will der Bezirk jetzt „Müll-Sheriffs“ auf die Straße schicken – ganz nach dem Vorbild Neuköllns.

In Neukölln: 15.000 Müllmeldungen pro Jahr

Das Ordnungsamt Mitte plant, eine „Soko Müll“ einzusetzen, teilt Stadtrat Christopher Schriner (Grüne) auf CDU-Anfrage mit. Dreckige Orte, die ganz besonders im Fokus der Müll-Sheriffs stehen, gibt es aber nicht. „Die Einsatzgebiete befinden sich im gesamten Bezirk Mitte und orientieren sich je nach Häufigkeit der aktuellen Beschwerdelage“, erklärt der Stadtrat im Tagesspiegel.

In Neukölln gilt die Arbeit der „Soko Müll“ als Erfolg. Rund 15.000 Mal im Jahr melden Bürger Müll-Sichtungen an das Neuköllner Ordnungsamt. Seit Herbst 2023 verfügt die Mitarbeiter sogar über Nachtsichtgeräte, die die Überwachung illegaler Müllkippen auch bei Dunkelheit möglich machen.

Damit ertappte die zwei- bis dreiköpfige „SoKo Müll“ im Jahr 2023 42 Müllsünder auf frischer Tat, 51 Müllferkel überführte das kleine Team anhand ihrer Spuren. „Unser Ziel war es, die Beweissicherung zu verbessern und zu erhöhen“, erklärte der für das Ordnungsamt zuständige Bezirksstadtrat Gerrit Kringel dem Facetten-Magazin Neukölln. Die Nachtsichtgeräte seien eine große Hilfe, um illegale Müllablagerungen zu erkennen und zu dokumentieren.

Illegalen Müll online melden: So geht’s

Um die Müllflut einzudämmen, sind Mitarbeiter des Allgemeinen Ordnungsdienstes als sogenannte „Müllermittler“ im Bezirk unterwegs. Sowohl „undercover“als auch im Streifenwagen der „Soko Müll“. Müllsünder sollen möglichst schon auf frischer Tat ertappt oder anhand der weggeworfenen Gegenstände ermittelt werden.

Und wenn dann ein Müllsünder in flagranti ertappt werden soll, heißt es schnell zu sein, da das Abladen von Couchgarnitur oder Kühlschrank manchmal tatsächlich Sekundensache sei, teilt das Bezirksamt mit. „Jeder will es billig haben, schleppt die neue Matratze nach Hause – das schafft er. Aber er schafft es nicht, die alte Matratze zum Müll zu bringen“, so einer der Müllermittler. Dabei gibt es in der ganzen Stadt verteilt 14 Recycling-Höfe der BSR, wo man selbst seinen Sperrmüll kostenlos abgeben kann.

Alte Kabel, Chemikalien, Restholz und Plastikmüll: Berliner Müllferkel laden auch in Neukölln jeden Dreck am Straßenrand ab.
Alte Kabel, Chemikalien, Restholz und Plastikmüll: Berliner Müllferkel laden auch in Neukölln jeden Dreck am Straßenrand ab.Bezirksamt Neukölln

Illegale Müllablagerungen können hier auch online gemeldet werden – nicht nur für Neukölln. Mit Angabe des Ortes automatisch über GPS, manuell auf der Karte oder mittels Adresseingabe. Mit Beschreibung des Sachverhalts und/oder Hochladen von Fotos. 39,7 Prozent (552.581) aller Meldungen betrafen im vergangenen Jahr übrigens die illegale Müllbeseitigung, gefolgt von Verkehrs- und Parkverstößen (15,7 Prozent). Die meisten Meldungen gingen in diesem Jahr schon aus Neukölln (3021), Mitte (2419) und Tempelhof-Schöneberg (2387) ein. ■