Beim Einstieg verkeilt

Rollstuhl von U-Bahn mitgerissen: Mann (68) stirbt!

Mit einem modernen Schutzsystem hätte der tragische Unfall wohl verhindert werden können. Warum hat Berlin keine Sicherheitsbarrieren?

Author - Michael Heun
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Am U-Bahnhof Brandenburger Tor kam es zu der Tragödie.
Am U-Bahnhof Brandenburger Tor kam es zu der Tragödie.Jürgen Heinrich/Imago

Eine alltägliche Fahrt mit der U-Bahn endete am Samstagabend in einer Tragödie. Im U-Bahnhof Brandenburger Tor verunglückte ein 68-jähriger Rollstuhlfahrer tödlich, als sein Rollstuhl sich beim Einsteigen in die Linie U5 verkeilte und er von der anfahrenden Bahn mitgeschleift wurde.

Laut Polizei ereignete sich das schreckliche Unglück gegen 20.20 Uhr. Der Mann hatte offenbar versucht, rückwärts mit seinem Rollstuhl in den Waggon zu fahren, als ein Rad in den schmalen Spalt zwischen Zug und Bahnsteigkante geriet. Als die U-Bahn anrollte, wurde der Rollstuhl mitsamt seinem Fahrer mehrere Meter zwischen den Waggons mitgeschleift. Schließlich prallte der 68-Jährige gegen eine Absperrung am Bahnsteigende und stürzte auf die Gleise.

Für den Rollstuhlfahrer kam jede Hilfe zu spät: Die Verletzungen waren so schwer, dass er noch am Unfallort verstarb. Die Strecke der U5 war nach dem Vorfall für rund anderthalb Stunden gesperrt.

Noch ist unklar, wie es genau zu dem Unfall kommen konnte. Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei hatte der Mann versucht, rückwärts in den Zug einzufahren, doch die Details des Hergangs sind Gegenstand laufender Ermittlungen. Wurden die Sicherheitsvorkehrungen eingehalten? Hätte der Fahrer des Zugs die Situation erkennen können? Diese Fragen sind noch unbeantwortet.

Ein Unglück, das Erinnerungen weckt

Der tragische Vorfall am Brandenburger Tor ist kein Einzelfall. Immer wieder kommt es in Deutschland zu tödlichen Unfällen an Bahnsteigen – vor allem Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder Eltern mit Kinderwagen geraten dabei in Gefahr.

2018 starb in Hamburg ein Rollstuhlfahrer, als er am U-Bahnhof Kellinghusenstraße beim Einsteigen die Kontrolle über seinen Rollstuhl verlor und auf die Gleise stürzte. Auch in Köln ereignete sich 2021 ein ähnlich tragisches Unglück, als eine blinde Frau mit ihrem Blindenstock im Spalt zwischen Bahn und Bahnsteig hängenblieb und stürzte.

Selbst an hochfrequentierten Bahnhöfen mit modernen Sicherungssystemen ist die sogenannte Bahnsteigkante ein gefährlicher Schwachpunkt. Experten kritisieren seit Jahren, dass der Spalt zwischen Zug und Bahnsteig eine potenzielle Gefahr darstellt – vor allem für Personen mit Mobilitätseinschränkungen.

Der Mann geriet mit seinem Rollstuhl in den schmalen Spalt zwischen Zug und Bahnsteigkante.
Der Mann geriet mit seinem Rollstuhl in den schmalen Spalt zwischen Zug und Bahnsteigkante.Arnulf Hettrich/Imago

Brauchen wir mehr Sicherheitsmaßnahmen?

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und andere Betreiber setzen zunehmend auf Barrierefreiheit, doch der tödliche Unfall zeigt erneut, wie schnell ein Missgeschick fatale Folgen haben kann. Sicherheitsbarrieren, wie sie in asiatischen oder skandinavischen Städten Standard sind, könnten auch in Deutschland Leben retten. Diese Schutzsysteme verhindern, dass Fahrgäste in den Spalt fallen oder von anfahrenden Zügen erfasst werden.

Die Forderungen nach einem besseren Schutz vulnerabler Fahrgäste werden nach solchen Tragödien laut – doch bislang scheiterten großflächige Umrüstungen oft an den hohen Kosten.

Für den 68-Jährigen kam jede Hilfe zu spät, doch sein Tod erinnert an die Bedeutung von Barrierefreiheit und Sicherheit an Bahnhöfen. Der Bahnhof Brandenburger Tor, ein zentraler Knotenpunkt der Berliner U-Bahn, wurde erst vor wenigen Jahren renoviert – doch auch hier konnte das verhängnisvolle Unglück nicht verhindert werden. ■