Seit Monaten tobt ein Kampf um die sogenannten Kiezblocks in Berlin. Ausgefochten wird er erbittert in den sozialen Medien – der jüngste Aufhänger war ein angeblich durch Poller behinderter Rettungseinsatz vor der Jane-Goodall-Schule in Friedrichshain. Fotos, die das belegen sollten, hatte unter anderem die CDU-Bezirkspolitikerin Fabeck auf X gepostet. Was ist von der erhitzten Debatte vor Ort zu spüren?
Die Jane-Goodall-Grundschule in Berlin-Friedrichshain liegt in unmittelbarer Nähe zu einer von Berlins dichtest befahrenen Straßen, der Frankfurter Allee. Parallel dazu verläuft die Scharnweberstraße – dort hat der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg zwischen Jung- und Finowstraße einen sogenannten Kiezblock errichtet.
Schule wird abgeschirmt vom dichten Berufsverkehr
Denn genau hier betreten morgens Schüler und Lehrkräfte das Gebäude, von Pollern abgeschirmt vor dem dichten Berufsverkehr. Bevor die Poller montiert wurden, galt die Scharnweberstraße als beliebte Ausweichstrecke, wenn auf der Frankfurter Allee wieder mal nichts mehr voranging.

Am Abend herrscht Leere auf dem Schulhof, aber reges Leben innerhalb des Kiezblocks: Kinder spielen auf der Straße, Nachbarn sitzen wie im Urlaub auf Campingstühlen, stoßen auf den Feierabend an. Fast ein südländischer Flair, der hier im Osten Berlins eingezogen ist.
Für Autofahrer sind die Poller dennoch ein mehrfaches Ärgernis: Sie nehmen motorisierten Anwohnern in diesem Wohnkiez Parkplätze weg – und hindern Ortsfremde daran, sich über Nebenstraßen an dem dichten Verkehr der Frankfurter Allee vorbeizumogeln. Das ist allerdings genau der Zweck der Kiezblocks, zu denen in Berlin 70 Initiativen laufen. CDU-Verkehrssenatorin Ute Bonde hat ihnen den Kampf angesagt, doch einige Bezirke stemmen sich dagegen, so Friedrichshain-Kreuzberg.
Poller-Streit in Friedrichshain um mehr Sicherheit für Kinder
In der Scharnweberstraße geht es jedoch nicht nur um das Ruhebedürfnis der Anwohner, sondern konkret um das Sicherheitsbedürfnis der Kinder. Diese erreichen morgens den Eingang nunmehr zusammen mit Lehrkräften und Eltern unbehelligt vom Berufsverkehr.

Ausgerechnet das Sicherheitsbedürfnis der Kinder und Anwohner war aber paradoxerweise zugleich Thema der strittigen Posts gegen die Poller. Kann es sein, dass diese, wie behauptet, nicht umlegbar sind?

Vor Ort zeigt sich, dass die Poller mit einem Standard-Steckschlüssel, also mit zwei Handgriffen herausnehmbar sind: Steckschlüssel herumdrehen, Poller herausnehmen – fertig. Bei einem Noteinsatz müssten allerdings mehrere Poller entfernt und anschließend wieder eingesetzt werden; wertvolle Zeit, die tatsächlich im Ernstfall Leben kosten könnte.
Poller-Ärger in Friedrichshain: Hier werden Fahrzeuge ausgebremst
Allerdings lässt sich die Strecke zu Fuß von der Poller-Absperrung bis zur Jane-Goodall-Strecke auf ebener Straße binnen weniger als einer Minute zurücklegen. Feuerwehrleute würden hingegen wohl die Poller entfernen, um in den Kiezblock zu fahren.
Problematischer wäre es, würde man versuchen, von der Jungstraße aus zur Scharnweberstraße vorzufahren. Denn dort würde man im Fahrzeug tatsächlich schon an der Oderstraße von Pollern auf einer Kopfsteinpflasterstrecke ausgebremst werden. Diese Stelle ist allerdings in Navi-Apps wie Google Maps auch so vermerkt – man würde vom Süden her also eher über die Finowstraße oder eine andere Strecke zur Scharnweberstraße vorfahren.
Dabei hätten Rettungsfahrzeuge im Gegensatz zu früher kaum noch Probleme mit dem Durchgangsverkehr: Denn als Schleichweg, um Staus auf der Frankfurter Allee zu vermeiden, ist der Straßenzug um den Kiezblock herum nunmehr uninteressant. Die Straßen sind belebt, allerdings nicht mit fahrenden Autos, sondern mit spielenden Kindern und ausgehfreudigen Berlinern.