Er bleibt unvergessen. Paul Püschel, der beim BFC Dynamo in der Jugend spielte. Am Sonntag ehrte der Verein den jungen Kicker mit einem Gedenkturnier im Sportforum Hohenschönhausen. Denn Paul ist nicht mehr da. Er starb vor über zwei Jahren bei einem internationalen Fußballturnier in Frankfurt am Main. Erschlagen wurde er. 15 Jahre wurde Paul nur alt.
Der junge Spieler wurde in einem Handgemenge an Hals und Wange getroffen. Von der Faust eines 16-Jährigen. Der Schlag kam von hinten. Drei Tage später erlag Paul Püschel den Verletzungen.
Beim BFC bleibt Paul unvergessen. Vor einigen Wochen wurde auf dem Vereinsgelände in Hohenschönhausen eine Gedenkstele mit seinem Bild eingeweiht. Nun gibt es dort ein Gedenkturnier.

Bei dem Turnier treten Jugendmannschaften von BFC und JFC, von Hertha BSC, Tebe, Viktoria und Empor an. Vereine, die klare Kante gegen Gewalt zeigen. In denen Jungs auch lernen, sich nicht provozieren zu lassen. Im Zweifel schlucken sie eine Beleidigung und gehen weg. Standard ist das auch im Berliner Jugendfußball nicht unbedingt.
Vor dem Turnieranpfiff wurde ein neues Banner an den Zaun des Kunstrasenplatzes gehängt: „Fußball ohne Gewalt“ auf Weinrot, links und rechts das BFC-Logo. Dieses Banner wird dauerhaft hier hängen bleiben.
Gedenkturnier für BFC-Spieler Paul Püschel: Sein Vater ist auch da
Zu dem Turnier ist auch Pauls Vater gekommen, wie die Berliner Zeitung berichtet. Bei der Eröffnung greift Michél Püschel zum Mikro. Er ist kein großer Redner. Es sei „nicht so wichtig, wie es Paul geht“, sagt er, und verbessert sich: „wie es uns ohne Paul geht“. Wichtig sei, dass sich nach Pauls Tod im Jugendfußball etwas verändere.
Als Paul am Pfingstsonntag 2023 auf dem Platz niedergestreckt wurde, hielt Fußballdeutschland den Atem an. Es gab Gedenkminuten, auch beim DFB-Pokalfinale in Berlin.
DFB-Chef Bernd Neuendorf sprach von einer „ultimativen Aufforderung“, sich „Gewalt noch entschiedener entgegenzustellen“. Sein Stellvertreter erklärte, wenn das nicht gelinge, mache „irgendwann auch der Fußball keinen Sinn mehr“. Aber dann ging bald alles weiter wie zuvor.

Auch im Berliner Jugendfußball läuft es mehr oder weniger wie gehabt. Es wird beleidigt, gespuckt und geprügelt. Der Alltag auf den Plätzen hat sich kaum verändert. Von einem ernst gemeinten Kampf gegen Gewalt kann keine Rede sein.
Für Michél Püschel ist das kaum auszuhalten. Er erklärt gegenüber der Berliner Zeitung, „dass der deutsche Fußball endlich Konsequenzen zieht“.
Die Püschels sind bei aller Trauer eine Fußballfamilie geblieben. Sie sind beim BFC verwurzelt. Vater Michél kickt hier in einer Altherrenmannschaft. Auch die zwei später geborenen Söhne, die ihm und seiner Frau Sabrina geblieben sind, stehen regelmäßig auf dem Platz. Sie spielen beim JFC, dem Jugendfußballklub in Lichtenberg.
Gewalt im Jugendfußball : Seit Pauls Tod hat sich kaum etwas geändert
Vor wenigen Tagen bekam Michél Püschel die Notwendigkeit von Veränderungen wieder vor Augen geführt. Bei einem Testspiel seines zweitgeborenen Sohnes, der heute ungefähr so alt ist, wie Paul wurde. In der Schlussphase des Freundschaftsspiels „war die Stimmung sehr aufgeheizt“, sagt Michél Püschel. Eltern brüllten von der Seitenlinie, beleidigten gegnerische Spieler.

Es kam zur Rudelbildung auf dem Feld. Ein Gegenspieler ging Michéls Sohn „von hinten an den Hals“. „Sie können sich vielleicht vorstellen, wie mich das getriggert hat“, sagt der Vater zur Berliner Zeitung. „Ich war zehn Meter entfernt.“
Veränderungen fordert Pauls Vater: „Wenn jeden Moment Gewalt ausbrechen kann, muss der Trainer auf den Platz und die Spieler herunterholen. Da kann er nicht warten, bis der Schiedsrichter das Betreten des Platzes zulässt.“
Bei dem Gedenkturnier geht es erwartungsgemäß sehr fair zu. Zum Auftakt spielen BFC und JFC gegeneinander. Es gibt wenige Fouls, aber ruppig geführte Zweikämpfe. Die Jugendlichen schenken sich nichts.
Die Auftaktpartie endet 1:1. Applaus der JFC-Jungs auf dem Feld. Die BFC-Spieler sind weniger zufrieden, aber weit davon entfernt, auszurasten. Allen hier ist bewusst, welche Folgen Tätlichkeiten auf dem Platz haben können. Denn alle wissen, warum Paul vor zwei Jahren sterben musste, zu dessen Ehren sie dieses Turnier spielten.