Anschlag verhindert?

Neukölln: Mann flieht vor Polizei und lässt Tasche mit Sprengstoff zurück

Die Polizei versuchte, einen Mann zu kontrollieren, doch der rannte davon und hinterließ eine Tasche mit einer explosiven Substanz. Die musste gesprengt werden.

Teilen
Die Polizisten sprengten die verdächtige Substanz im Park kontrolliert.
Die Polizisten sprengten die verdächtige Substanz im Park kontrolliert.Morris Pudwell

Erschreckender Vorfall in Neukölln! Die Polizei hat am S-Bahnhof Neukölln versucht, einen Mann zu kontrollieren. Als die Beamten den Mann am Mittwoch gegen 15.45 Uhr für eine verdachtsunabhängige Kontrolle stoppen wollten, habe der sich losgerissen und sei plötzlich über die Gleise davongerannt, wie eine Sprecherin der Polizei Berlin dem KURIER mitteilte. Dabei habe er eine Tasche zurückgelassen.

Mann flieht vor Polizei und lässt Tasche mit Sprengstoff zurück

Wie sich kurz darauf durch einen Test bestätigte, enthielt die Tasche eine „explosive Substanz“ zusammen mit Drähten und Kabeln. Da diese hochexplosiv und gefährlich gewesen sei, brachten Beamte sie zur Thomashöhe, einem Park an der Thomasstraße zwischen Hermannstraße und Karl-Marx-Straße. Dort wurde die Tasche dann vom Sprengmittelräumdienst gegen 19.50 Uhr kontrolliert gesprengt, so die Polizeisprecherin. 

Laut einem Bericht der „B.Z.“ soll es sich bei dem Sprengstoff um TATP (Triacetontriperoxid) handeln. Der hochexplosive Stoff wird mitunter auch bei Terroranschlägen wie bei dem auf das Pariser Konzerthaus Bataclan 2015 benutzt. Laut einem Bericht des „Spiegel“ seien 530 Gramm des Sprengstoffs gefunden worden. Er sei offenbar selbst hergestellt worden.

Die Feuerwehr buddelte Löcher für die Sprengung der hochexplosiven Substanz.
Die Feuerwehr buddelte Löcher für die Sprengung der hochexplosiven Substanz.Pressefoto Wagner

Sprengstoff war wohl TATP – er wird auch für Terror und Geldautomatensprengungen verwendet

Den Bericht wollte die Polizei Berlin auf KURIER-Anfrage am Donnerstagmorgen weder bestätigen noch dementieren. Bisher gebe es keine konkreten Anhaltspunkte, ob der Mann einen Terroranschlag plante, sagte eine Sprecherin der Polizei bereits am Mittwochabend. Laut Experten sei TATP neben Terroranschlägen auch bei der Sprengung von Geldautomaten verwendet worden.

In letzter Zeit gab es in der Region mehrere solcher Fälle. Näheres werde sich erst noch zeigen, wenn man den Verdächtigen ergriffen habe. Man ermittele jedoch in alle Richtungen. Das für Sprengstoffdelikte zuständige Fachkommissariat des Landeskriminalamts ermittelt. Auch der für politische Taten zuständige Staatsschutz wurde eingeschaltet.

Öffentlichkeitsfahndung könnte bald folgen

Neben der Tasche soll der Mann laut „B.Z.“ auch einen Ausweis zurückgelassen haben. Dieser gehört einem 30-jährigen Polen. Doch der Ausweis wurde 2022 als gestohlen gemeldet. Bisher hat die Polizei den Flüchtigen vom S-Bahnhof nicht ergreifen können. Man sei weiter auf der Suche nach ihm, sagte ein Sprecher der Berliner Polizei am Donnerstagmorgen. Der Bahnhof wird von Kameras überwacht, Aufnahmen kann die Polizei nun auswerten.

Laut RBB sei eine Öffentlichkeitsfahndung zeitnah angedacht, mit den Bildern der Überwachungskameras aus dem Bahnhof. Der gesuchte Mann sei zwischen 1,85 bis 1,90 Meter groß sein, schlanker Statue und trage einen Kinnbart, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Die Polizei sicherte Spuren und sprengte die Substanz noch vor Ort.
Die Polizei sicherte Spuren und sprengte die Substanz noch vor Ort.Morris Pudwell

Polizei sprengt Tasche – Alarmanlagen ausgelöst

Die „B.Z.“ zitierte bereits am Mittwochabend einen Beamten: „Es sieht so aus, als wenn hier ein Anschlag verhindert wurde. Wäre dieser Sprengsatz im Nahbereich einer Menschengruppe hochgegangen, dann hätte es dramatische Folgen gehabt.“ Entsprechende Berichte wollte eine Polizeisprecherin dem KURIER zunächst ebenfalls weder bestätigen noch dementieren. 

Dafür, dass es sich wie von der „B.Z.“ berichtet tatsächlich um TATP handeln könne, spricht jedoch, dass die Polizei den Sprengstoff direkt in der Nähe kontrolliert gesprengt hat. Normalerweise werden Sprengstoffe auf dem Sprengplatz Grunewald unschädlich gemacht. TATP gilt jedoch als besonders stoßempfindlich und kann auch beim Transport aus Versehen hochgehen. Die Polizei wollte das Risiko, das bei einem Transport von der gefundenen Substanz ausginge offenbar nicht eingehen und entschied sich, die Tasche direkt in der Thomashöhe zu sprengen. Die Thomasstraße wurde dafür abgesperrt.

Feuerwehrleute hoben in dem Park extra Löcher aus, bevor die Tasche dann gesprengt wurde. Die Detonation war mehrere Hundert Meter weit zu hören. Alarmanlagen von parkenden Autos und in Geschäften sprangen an. Gefahr für Anwohner habe aber nicht bestanden. ■