Anrufer werden jetzt eingeteilt

Neues Rettungssystem bei der 112 in Berlin: Das bedeutet es für SIE!

Ein neues System beim Rettungsdienst soll für Entlastung sorgen – und Bagatellfälle aussortieren, damit für echte Notfälle mehr Zeit bleibt.

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Ein neues System soll den Rettungsdienst in Berlin entlasten - und zugleich mehr Kapazitäten für echte Notfälle schaffen.
Ein neues System soll den Rettungsdienst in Berlin entlasten - und zugleich mehr Kapazitäten für echte Notfälle schaffen.Robert Günther/dpa, A. Friedrichs/imago (Montage: FTH/BK)

Jeden Tag setzen sich die Menschen im Berliner Rettungsdienst dafür ein, dass Berlinerinnen und Berlinern mit medizinischen Problemen schnell geholfen werden kann – doch immer wieder bekommen es Notärzte und Sanitäter auch mit Bagatellen zu tun. Um in Zukunft noch effektiver retten zu können, wurde am Dienstag nun ein neues Rettungssystem eingeführt. Wer mit medizinischen Problemen, die nicht wirklich ein Notfall sind, bei der 112 anruft, wird zukünftig noch länger warten müssen. Wir verraten, wie das neue System funktioniert, was es für die Berliner und was SIE jetzt wissen müssen.

Neues Rettungssystem in Berlin: So werden die Anrufer jetzt eingeteilt

Am Dienstagmorgen wurde das System laut einem Bericht der „Berliner Zeitung“ umgestellt. Das Ziel: Menschen, die wirklich einen medizinischen Notfall haben, sollen zukünftig noch schneller behandelt werden. Denn immer wieder kommt es dazu, dass Menschen mit medizinische eher banalen Problemen die Rettungskräfte alarmieren. Wenn Wagen und Personal aber mit verschnupften Patienten befasst sind, kann es für Berlinerinnen und Berliner mit Herzinfarkt problematisch werden.

Das neue Rettungssystem ähnelt nun dem der Triage in Rettungsstellen. Das Prinzip: Die Notfälle, die in der Rettungsstelle landen, werden in fünf Kategorien eingeteilt. Grundlage dafür sind unter anderem die Dringlichkeit, mit der der jeweilige Patient behandelt werden sollte, und die Frage, die gut die Besatzung des Rettungswagens für die Behandlung qualifiziert sein muss. In der Kategorie 1 landen dabei lebensbedrohliche Situationen wie ein Herzstillstand. In diesem Fall wird ein Notarzt und ein Rettungswagen mit Notfallsanitätern geschickt. In Kategorie 2 finden sich Notfälle wie Atemnot nach einer allergischen Reaktion oder starke Blutungen. Auch hier kann ein Notarzt zum Einsatzort geschickt werden.

Zu oft werden Rettungswagen zu Patienten gerufen, deren medizinische Probleme eigentlich gar keine echten Notfälle sind.
Zu oft werden Rettungswagen zu Patienten gerufen, deren medizinische Probleme eigentlich gar keine echten Notfälle sind.Frank Sorge/imago

Anrufer der Kategorie 5 werden an die Kassenärztliche Vereinigung verwiesen

Die Kategorie 3 schließt unter anderem Bauch- und Rückenschmerzen und Vergiftungen ohne schwere Symptome ein – hier kann ein Notfallsanitäter ausrücken, heißt es. In Kategorie 4 fallen Blutungen wie Schnitte am Finger. Zwar kann da ein Notfallsanitäter geschickt werden, die Patienten müssen sich allerdings auf längere Wartezeiten einstellen. Fälle der Stufe 5 werden nicht vom Rettungsdienst behandelt, sondern an den ärztlichen Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung übergeben.

Ob wirklich ein Notarzt erforderlich ist, soll beim Rettungsdienst künftig mithilfe einer Einteilung in fünf Kategorien entschieden werden.
Ob wirklich ein Notarzt erforderlich ist, soll beim Rettungsdienst künftig mithilfe einer Einteilung in fünf Kategorien entschieden werden.Monika Skolimowska/dpa

Die kommenden Wochen werden zeigen, wie gut das neue Rettungssystem funktioniert

Am Dienstagnachmittag zog die Feuerwehr in der „Berliner Zeitung“ eine erste Bilanz: Das neue System funktioniere stabil und sehr gut, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. „Trotz hoher Einsatzbelastung haben wir eine hohe Verfügbarkeit von Rettungswagen.“ Nun wolle man sehen, was die nächsten Tage und Wochen bringen. „Es ist klar für uns, dass auch diese Änderung eine besondere Art der Mangelverwaltung darstellt und nur eine Möglichkeit ist, einen Ausweg aus dem Schlimmsten zu schaffen“, sagt Sprecher Vinzenz Kasch. Es müsste mehr Ressourcen geschaffen werden.

Wie schlimm die Lage ist, zeigen auch neue Zahlen zur Berliner Feuerwehr: Wie aus einer Antwort der Senatsinnenverwaltung auf eine Anfrage der AfD hervorgeht, ist der Sanierungsstau bei den Berliner Feuerwachen inzwischen auf fast eine halbe Milliarde Euro angewachsen. Besonders dramatisch sei die Lage in Schöneberg, wo mehr als 15 Millionen Euro für Sanierung und Modernisierung ausgegeben werden müssen. In Lichtenberg sind es geschätzte 14,6 Millionen. ■